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So hegte etwa der griechische Philosoph Platon bereits vor mehr als zwei Jahrtausenden Zweifel an dem Bild, das der Mensch von sich selbst und von der Welt entwickelte. In seinem berühmten Höhlengleichnis reflektierte er unter anderem die begrenzte Wahrnehmungs- und Erkenntnisfähigkeit des gewöhnlichen Menschen.
Dieser sitzt mit seinesgleichen nebeneinander aufgereiht in einer Höhle, alle in einer Weise gefesselt, dass sie nur starr geradeaus die Höhlenwand vor sich betrachten können. Licht gibt ein Feuer, das weit im Rücken der Menschen im entfernten Teil der Höhle brennt. Zwischen den Menschen und dem Feuer befindet sich – ebenfalls in ihrem Rücken – eine Mauer, hinter der verschiedene Gegenstände getragen und bewegt werden, die die Mauer überragen und den auf ihre Höhlenwand fixierten Menschen als mobile Schatten erscheinen. Stimmen und Geräusche von dem Treiben hinter der Mauer würden den fixierten Beobachtern demzufolge ebenfalls als Hervorbringungen der Schatten vor ihren Augen gelten müssen. - Mit diesem Szenario kontrastiert Platon die uns geläufige „wirkliche“ Welt im Sonnenlicht außerhalb der Höhle und macht durch diesen Kunstgriff begreiflich, warum Philosophen die Wahrheit, d. h. die Nähe zur Wirklichkeit menschlicher Wahrnehmung in Frage stellen.
Die Philosophie behandelt zumeist Sachverhalte, die im Alltag zunächst einmal völlig selbstverständlich erscheinen: „Du sollst nicht töten“, „Demokratie ist die beste aller Staatsformen“, „Wahrheit ist, was nachprüfbar stimmt“, „Die Welt ist, was sich im Universum vorfindet“ oder „Die Gedanken sind frei“. Erst der Augenblick, in dem solche Überzeugungen, in dem das bisher fraglos Hingenommene fragwürdig wird, ist der Geburtsmoment der Philosophie. Menschen, denen nichts fragwürdig erscheint, finden nicht zur Philosophie. Das Sich-Wundern, das kindliche Staunen, das Unbehagen an der Welt oder an sich selbst: all dies kann der Beginn philosophischen Denkens sein. Platon formulierte diese ursprüngliche Neugierde des Menschen: „Das Staunen ist die Einstellung eines Menschen, der die Weisheit wahrhaft liebt, ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen.“ Und auch sein Schüler Aristoteles stellte fest: „Staunen veranlasste zuerst – wie noch heute – die Menschen zum Philosophieren.“
„Ein angenehmes und heiteres Leben kommt nicht von äußeren Dingen. Der Mensch bringt aus seinem Inneren wie aus einer Quelle Lust und Freude in sein Leben.“ Plutarch
Anders als Religionen, religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen stützt sich die Philosophie bei der Bearbeitung der oben genannten „philosophischen“ Fragen allein auf die Vernunft, d.h. auf rationale Argumentation, die keine weiteren Voraussetzungen (wie z.B. den Glauben an eine bestimmte zugrundeliegende Lehre) erfordert.
Viele Menschen betreiben Philosophie um ihrer selbst willen: um sich selbst und die Welt, in der sie leben, besser zu verstehen; um ihr Handeln, ihr Weltbild auf eine gut begründete Basis zu stellen. Wer ernsthaft philosophiert, stellt kritische Fragen an die ihn umgebende Welt und lässt sich in der Regel nicht so leicht täuschen oder manipulieren. Ein selbstbestimmtes und vernunftbasiertes Leben auf der Grundlage eigenen Nachdenkens ist das Ziel vieler Philosophierender.
Sehr ausgeprägte Anwendungsformen einer philosophisch bestimmten Lebensweise hat es insbesondere in der Antike gegeben, vor allem in den Reihen der Stoiker, der Epikureer und der Kyniker. Für das Ideal der Übereinstimmung von Denken und Tun hat der Kyniker Diogenes von Sinope durch seine von radikaler Enthaltsamkeit gekennzeichnete Lebensweise Anhängern wie Gegnern dieser Art philosophischer Ausrichtung ein oft zitiertes Beispiel gegeben. Die Einheit von Theorie und Praxis wird jedoch auch in der östlichen Philosophie betont.
Diogenes, der seinem philosophischen Denken Ausdruck verlieh, indem er dem weltlichen Treiben entsagte, zeugt auch davon, dass zum Philosophieren Ruhe und Muße gehören. - Noch unser Wort „Schule“ geht auf das griechische Wort für Muße (scholé) zurück! Ruhe, Muße und Müßiggang – welch Gegensatz zum modernen, verblödenden Schulsystem!
„Vom Schönen, Weisen und Guten sich nähren – daran wachsen die Flügel der Seele.“ Platon
Die Methoden der Philosophie umfassen verschiedene geistige Bemühungen. „Geistige Bemühungen“ kann dabei das Nachspüren von Denkrichtungen, Denktraditionen und Denkschulen meinen. Um das Denken geht es beim Philosophieren immer. Denken kann Nach-Denken sein, Analysieren oder Systematisieren. Intuitive Erkenntnisse, Glaubenswahrheiten und rationale Argumente werden auf der Grundlage der Lebenswirklichkeit des philosophierenden Menschen mithilfe der Mittel des vernünftigen, rationalen und kritischen Denkens überprüft.
Anders als in den einzelnen Wissenschaften häufen weder die Philosophie noch die einzelnen Philosophierenden Wissen an oder verfügen über definitive und allgemein anerkannte Ergebnisse. Sie sammeln historische Antworten, reflektieren diese und können dadurch zeitgebundene Blickwinkelverengungen, wie sie in manchen Spezialwissenschaften anzutreffen sind, vermeiden.
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Philosophie wurde im Laufe ihrer Geschichte als Streben nach dem Guten, Wahren und Schönen (Platon) oder nach Weisheit, Wahrheit und Erkenntnis (Hobbes, Locke, Berkeley) definiert. Sie forsche nach den obersten Prinzipien (Aristoteles) und ziele auf den Erwerb wahren Wissens (Platon). Sie ringe um die Erkenntnis aller Dinge, auch der unsichtbaren (Paracelsus), sei Wissenschaft aller Möglichkeit (Wolff) und vom Absoluten (Fichte, Schelling, Hegel). Sie ordne und verbinde alle Wissenschaft (Kant, Mach, Wundt), stelle die „Wissenschaft aller Wissenschaften“ dar (Fechner). Die Analyse, Bearbeitung und exakte Bestimmung von Begriffen stehe in ihrem Mittelpunkt (Sokrates, Kant, Herbart). Philosophie sei jedoch zugleich auch die Kunst, sterben zu lernen (Platon), sei normative Wertlehre (Windelband), das vernunftgemäße Streben nach Glückseligkeit (Epikur, Shaftesbury) bzw. das Streben nach Tugend und Tüchtigkeit (Aristoteles, Stoa).
Aus europäischer Sicht verbindet sich der Begriff Philosophie mit den Ursprüngen im antiken Griechenland. Die gleichfalls jahrtausendealten asiatischen Denktraditionen (östliche Philosophie) werden oftmals übersehen oder unterschätzt. Auch religiöse Weltanschauungen gehören zur Philosophie, insoweit ihre Vertreter nicht theologisch, sondern philosophisch argumentieren.
„Wenn der Mensch nicht über das nachdenkt, was in ferner Zukunft liegt, wird er das schon in naher Zukunft bereuen.“ Konfuzius
Am Übergang vom 4. zum 3. Jahrhundert v. Chr. entstanden in Athen im Hellenismus zwei weitere philosophische Schulen, die in deutlicher Akzentverschiebung gegenüber der platonischen Akademie und dem aristotelischen Peripatos das individuelle Seelenheil in das Zentrum ihres Bemühens stellten: Für Epikur und seine Anhänger einerseits sowie für die Stoiker um Zenon von Kition andererseits diente Philosophie hauptsächlich dazu, mit ethischen Mitteln psychisches Wohlbefinden bzw. Gelassenheit zu erlangen. Epikur sah dafür ein maßvoll gestaltetes, wohldosiertes Genussleben vor, das sich von aller politischen Betätigung fernhielt. Die Stoiker erstrebten die Seelenruhe, indem gegenüber allen inneren und äußeren Herausforderungen Gleichmut bewahrt werden sollte. Dies sollte vor allem durch Kontrolle der Emotionen in Verbindung mit einer schicksalsbejahenden Grundhaltung im Einklang mit der Ordnung des Universums erreicht werden; zugleich wusste man um die Verpflichtungen gegenüber den Mitmenschen und der Gemeinschaft. Diese Lehre fand später Eingang in führende Kreise der Römischen Republik.
Während Sokrates und seine Schüler das Erkenntnisstreben als Selbstzweck betrachteten, boten die Sophisten ihren Unterricht gegen Entgelt an. Für manche Sophisten ging es dabei vor allem um die Kunst, in einer Debatte mit rhetorischen Mitteln und logischen Kunstgriffen einen Gegner zu besiegen. Ihr Ziel war es, notfalls auch mit Tricks (Sophismen), „die schwächere Seite zur stärkeren zu machen“.
Nachdem sich das Christentum in der Spätantike durchgesetzt hatte, war Philosophie für viele Jahrhunderte nur noch auf der Basis des damaligen religiösen Weltbilds möglich; sie durfte nicht mit den Grundannahmen der christlichen Theologie in Konflikt geraten. Eine analoge Begrenzung bestand auch im Islam und im Judentum. In Westeuropa dominierte daher lange Zeit das Bild der Philosophie als einer „Magd der Theologie“ (ancilla theologiae), also einer Hilfswissenschaft, die die göttlichen Offenbarungen mit rationalen Argumenten stützen sollte.
„Der Mensch ist soweit frei, als er reif ist.“ Lotte Nadler
Als maßgeblich erwiesen sich bis zum Beginn des Spätmittelalters vor allem die Ansichten des Augustinus von Hippo. Er fasste die Weltgeschichte als unablässigen Kampf des Reichs des Bösen gegen das Reich des Guten auf. Gesellschaft und Kirche, Theologie und Philosophie bilden demnach eine Einheit, die keine Zweifel an Entscheidungen der Kirche zulässt.
In Westeuropa führte im 13. Jahrhundert die verstärkte Auseinandersetzung mit der Philosophie des Aristoteles zu höherer Eigenständigkeit der Philosophie. Zahlreiche Philosophen und Theologen wie Albert der Große und Thomas von Aquin versuchten, Anschluss an die Aristotelesrezeption des Ostens zu halten und die aristotelische Philosophie mit den Lehren der katholischen Kirche zu einer in sich geschlossenen Gesamtdeutung der Wirklichkeit zusammenzuführen.
Seit der Renaissance überschritt die Philosophie zunehmend die Grenzen, die die Theologie ihr gesetzt hatte. Die Philosophen scheuten sich nicht mehr, Ansichten zu vertreten, die mit kirchlichen Lehren oder sogar mit dem Christentum unvereinbar waren.
Während im Osten das griechischsprachige byzantinische Reich wichtige Teile des antiken Wissens bewahrte, beschränkte sich die bruchstückhafte Erhaltung des antiken Erbes im „lateinischen Westen“ bis zum Beginn des Spätmittelalters weitgehend auf die Kloster- und Domschulen. Bis 1100 traten nur wenige Philosophen hervor, darunter Anselm von Canterbury, der einen rein philosophischen Gottesbeweis formulierte, dem eine anhaltende Nachwirkung beschieden war.
Seit dem späten 11. Jahrhundert erlebte die westliche Philosophie einen Aufschwung. Dabei spielte die Verbreitung von übersetzten Werken arabischsprachiger Philosophen, die ihrerseits an antike Traditionen anknüpften, eine wesentliche Rolle.
„Ein bescheidenes Ich zu werden ist mehr wert, als ein großer Jemand.“ Charles Tschopp
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Neben der universitären Philosophie gab es jedoch auch immer eigenständige Denker außerhalb der Institutionen. Seitdem die Aufklärer Voltaire, Rousseau und Diderot (als Impulsgeber der Enzyklopädie mit dem Ziel der Aufklärung durch Wissen) in Frankreich philosophes genannt wurden, verstand man darunter in der Tradition von Montaigne allgemein auch gelehrte Schriftsteller, die sich über populäre, also über Themen von allgemeinem öffentlichen Interesse äußerten – so auch Universalgelehrte wie Goethe und Schiller. Denkern des 18. und 19. Jahrhunderts wie Adam Smith, Abraham Lincoln, Jean Paul, Friedrich Nietzsche, Emile Zola, Leo Tolstoj, Karl Marx, Sigmund Freud oder Søren Kierkegaard war gemeinsam, dass sie allesamt nicht an eine Universität angebunden waren und keine akademische Schul-Philosophie betrieben. Dennoch gingen von ihnen in der Öffentlichkeit viel beachtete philosophische Impulse aus und sie reflektierten die Philosophiegeschichte eigenständig – vergleichbar mit in der Gegenwart viel gelesenen Denkern wie Paul Watzlawick, Umberto Eco oder Peter Sloterdijk.
So hat Kant die weltweit verbreitete moralische Goldene Regel als allgemeines ethisches Prinzip im kategorischen Imperativ begründet: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
Obwohl mystische Elemente in westlichen und östlichen philosophischen Traditionen oft präsent waren, ist der Begriff der „Philosophischen Mystik“ noch jung. Sie hält zum einen – ähnlich der Philosophia perennis – daran fest, dass es ewige, unveränderliche und universal gültige Wahrheiten bezüglich der Wirklichkeit und des Menschen zu erkennen gibt. Zum anderen betont sie, wie alle mystische Strömungen, den Vorrang des gegenwärtigen Hier-und-Jetzt-Daseins, die Wichtigkeit der zweckfreien Kontemplation, die Würde der Schöpfung und die zentrale Bedeutung des Eingebettetseins der individuellen Existenz in das Ganze des Weltgefüges.
In ihrer Arbeitsweise überschreitet sie die Grenzen von Vernunft und Verstand und betont auch erfahrbare, aber dennoch intersubjektiv mitteilbare und philosophisch behandelbare Gewissheiten. Zentrale Themen der philosophischen Mystik sind u. a. die Erfahrung der Aufhebung der Subjekt-Objekt-Spaltung, der Zusammenfall aller Gegensätze in Gott (coincidentia oppositorum), die mögliche Einheit des Menschen mit dem All-Ganzen (unio mystica) und die Spur des Göttlichen im menschlichen Wesen (scintilla animae).
In der außereuropäischen, besonders der östlichen Philosophie, spielt die Mystik traditionell eine große Rolle. Typischerweise überwindet sie nicht nur die Grenzen der Philosophie, sondern auch die der Religion, so etwa im Zen, im Yoga, im Sufismus, in der Kabbala und in der christlichen Mystik.
Wichtigster Vertreter der christlichen Mystik des Mittelalters war Meister Eckhart, der sich als „Lebensmeister“ sah und die Bedeutung der praktischen Umsetzung philosophischer Erkenntnis im eigenen Lebensvollzug betonte. Ebenfalls in dieser Tradition stand Nikolaus von Kues, der an der Schwelle zur Neuzeit viele Entwicklungen der folgenden Jahrhunderte vorwegnahm. Seine Ideen, die von der Unerkennbarkeit Gottes bis zu den Gesetzen und Grenzen der Physik oder der Erkenntnis reichen, weisen auf spätere Denker wie Immanuel Kant, Isaac Newton und Albert Einstein voraus.
Besonders die politische Philosophie geriet in der Renaissance in Bewegung: Niccolò Machiavellis These, die Ausübung politischer Herrschaft sei nicht unter moralischem, sondern allein unter dem Nützlichkeitsaspekt zu beurteilen, erregt noch heute Anstoß. Eine ganz andere Richtung schlug Thomas Morus ein, der in seiner Utopie (Utopia, 1516) einen Staat mit Bildung für alle, mit Religionsfreiheit und ohne Privateigentum entwarf, womit er einige Ideen der Moderne vorwegnahm.
Während der Humanist Pico della Mirandola versuchte, eine grundsätzliche Übereinstimmung aller philosophischen Traditionen zu erweisen, wurde das Denken von Männern wie Johannes Kepler, Nikolaus Kopernikus oder Giordano Bruno von dem Versuch bestimmt, Philosophie und Naturwissenschaften miteinander zu verbinden. Vorstellungen wie das heliozentrische Weltbild, die des unendlichen Kosmos oder des Allgottglaubens stießen dabei auf heftigen Widerstand der Kirche.
„Die Menschen glauben viel leichter eine Lüge, die sie schon hundertmal gehört haben, als eine Wahrheit, die ihnen völlig neu ist.“ Alfred Polgar
Das naturwissenschaftliche Weltbild, die Methoden der Mathematik und der Glaube an die Vernunft sollten die Philosophie der Neuzeit im 17. und 18. Jahrhundert bestimmen. In der Theorie nahm sie die politischen Umbrüche vorweg, die in der Französischen Revolution gipfeln sollten.
Die Philosophie des 20. Jahrhunderts zeichnete sich durch ein großes Spektrum von Positionen und Strömungen aus. In seinen Anfängen war dieses Jahrhundert von einer starken Fortschritts- und Wissenschaftsgläubigkeit geprägt. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – das auf gesellschaftlicher Ebene die Erfahrung der beiden Weltkriege, der Shoa und der Bedrohung des Planeten durch Kernwaffen gebracht hatte und das die Gefährdung der Ökosysteme durch den Menschen selbst hat hervortreten lassen – kamen die nach Rousseau weitgehend an den Rand gedrängten Fortschrittsskeptiker auch in der Philosophie wieder stärker zur Geltung.
Das 20. Jahrhundert war von sozialen Umwälzungen und dem Konflikt zwischen Sowjetkommunismus und westlich-kapitalistischen Gesellschaftsformen geprägt. Im Zuge dieser Auseinandersetzung, die im Kalten Krieg kulminierte und mit der Globalisierung weltweite Dimensionen annahm, wurden geschichts- und sozialphilosophische Fragestellungen in der philosophischen Debatte stark akzentuiert.
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7. Die Goldene Regel
Für alle religiösen Grundlagen seit Jahrtausenden, wie fast für alle Philosophien beinhaltet die goldene Regel den Kern von Moral, weil sie an die menschliche Vorstellungskraft, Einfühlung, Gegenseitigkeit und Folgenbewusstsein appelliert: „Was du nicht willst, dass man dir tu', das füg' auch keinem andern zu.“
Diese so grundlegende, einfache und eigentlich Jedem verständliche wie selbst-verständliche Regel wird ständig –im Großen wie im Kleinen- missachtet, so dass wir uns nicht über den realen Zustand auf dieser „mensch-gemachten“ Welt zu wundern brauchen. Denn alles, was wir als Realität wahrnehmen beginnt bei uns selbst. Arthur Lassen formulierte das vor fast vierzig Jahren so: "Ich denke von dir, wie ich wünsche, dass du über mich denkst. Ich spreche von dir, wie ich wünsche, dass du über mich sprichst. Ich handle dir gegenüber so, wie ich wünsche, dass du es mir gegenüber tust."
1997 wurde die Goldene Regel sogar unter Art. 4 Teil der „Allgemeinen Erklärung der Menschenpflichten“.
Zu den Fehlinterpretationen der goldenen Regel zählt, dass sie jedoch zumeist als Vergeltungsprinzip betrachtet wird: Gleiches mit Gleichem vergelten ist ein Reaktionsprinzip: das Objekt einer Handlung reagiert darauf mit gleichen Mitteln. Die goldene Regel hingegen versteht sich als vorausschauendes Aktionsprinzip: der Einzelne soll bewusst als Subjekt agieren, Provokation und Gewalt vermeiden und die bloße Vergeltung („Auge um Auge...“) durch positives Handeln oder Unterlassen überwinden.
Der Spruch: „Die goldene Regel: Wer das Gold hat, macht die Regel.“ – ist eine ironische … Verdrehung von Frank Stronach
Zwischen den einzelnen Versionen der Goldenen Regel sind leichte, aber relevante Unterschiede feststellbar; so sind die muslimische und Bahá'í-Variante wie auch die aus der Bergpredigt entnommene christliche positiv formuliert und fordern nicht nur das Nichttun dessen, was selbst nicht gewünscht wird, sondern auch das Tun dessen, was man selbst erstrebt.
Die goldene Regel ist in den sogenannten Weltreligionen fest verankert. Daher wurde sie auch im Projekt Weltethos von Hans Küng und der „Erklärung zum Weltethos“ durch das Parlament der Weltreligionen von 1993 wichtig. Aus der goldenen Regel werden hier vier Prinzipien als „unverrückbare Weisungen“ entwickelt:
Verpflichtung auf eine Kultur der: Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor allem Leben Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit Gleichberechtigung und die Partnerschaft von Mann und Frau
Darüber hinaus kennen einige juristische Systemen Entsprechungen zur goldenen Regel. So formuliert das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Artikel 2 zu Handlungsfreiheit, Freiheit der Person: „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt ...“ Die verfassungsrechtlich garantierte Freiheit des Einzelnen hat also ihre Grenze dort, wo sie die Freiheit des anderen einschränkt.
Aufgrund mangelnder oder krankhaft-falscher oder kollektiv-unbewußter Wahr-nehmung wird diese Lebens-Grundlage leider meist nicht erkannt und kaum gelebt.
„Wer nicht mit dem zufrieden ist, was er hat, der wäre auch nicht mit dem zufrieden, was er haben möchte.“ Berthold Auerbach
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8. Zufall & Schicksal
Umgangssprachlich wird der Begriff Zufall - oder „reiner“ Zufall - verwendet, wenn ein Ereignis vordergründig nicht kausal erklärbar ist. Bevor man allerdings ein Ereignis als zufällig ansieht, sollte man sich eingehende Gedanken darüber machen, ob es wirklich rein zufällig ist. Manchmal ist der Zufall eine zu bequeme Erklärungsvariante.
Das menschliche Gehirn neigt andererseits dazu, auch in rein zufällige Geschehnisse Gesetzmäßigkeiten hinein zu interpretieren, da das kausale Denken insgesamt sich sehr erfolgreich erwiesen hat.
"Auch das Zufälligste ist nur ein auf entfernterem Wege herangekommenes Notwendiges." Arthur Schopenhauer
"Könnte man nicht auch sagen, die geheime Verkettung der Dinge bilde für uns etwas, das wir Zufall nennen, was doch aber notwendig ist?" Susette Gontard an Friedrich Hölderlin
"Zufall ist ein Wort ohne Sinn; nichts kann ohne Ursache existieren." Voltaire, Philosophisches Taschenwörterbuch
Kausalitätstheorie: Warum das Universum unendlich sein muss! von Adrian Gudra: "Zufällig gibt es keinen Zufall! Wenn man sagt, es sei möglich dass es Zufall gibt, dann heißt das nichts anderes, als dass es einen Grund geben kann der diesen verursacht. Dann ist es jedoch kein Zufall mehr. Behauptet man also es gäbe den absoluten Zufall, dann wäre es möglich dass in einer Stunde das Universum, also die Gesamtheit aller Dinge nicht mehr existiert - ohne dass die Frage nach dem Grund oder dem Danach berechtigt wäre."
Die meisten Menschen erachten ihr Leben, ihr Schicksal als völlig zufällig, einzig durch äußere Anstrengungen beeinflussbar. Diese so genannten Zufälle sind allerdings Fügungen, die ihre tiefere Bedeutung haben und letztlich aus uns selbst heraus geschehen.
„Es gibt keinen Zufall; und was uns blindes Ohngefähr nur dünkt, gerade das steigt aus den tiefsten Quellen.“ Friedrich Schiller in Wallensteins Tod
„Auch das Zufälligste ist nur ein auf entfernterem Wege herangekommenes Notwendiges.“ Schopenhauer
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Das Schicksal, von altniederländisch schicksel, „Fakt“, auch Geschick, zu schicken „machen, dass etwas geschieht“, „Faktum“, lat. fatum, griech. moira, oder das Los, altdeutsch „Omen“, „Orakel“ umfasst ein weites Begriffsfeld dessen, was den Lebenslauf des Menschen darstellt oder beeinflusst:
Einerseits wird als Schicksal eine Art personifizierte höhere Macht begriffen, die ohne menschliches Zutun das Leben einer Person entscheidend beeinflusst. Beispiel: „Das Schicksal meint es gut mit ihr“, „Er wurde vom Schicksal dazu bestimmt“, „Das Schicksal nahm seinen Lauf“, oder der Schicksalsschlag als Handlung der Macht.
Andererseits versteht man unter Schicksal aber auch die nicht beeinflussbare Bestimmung als persönliches Attribut, das Los eines Menschen oder einer Gruppe von Menschen. In diesem Sinne ist es der Inbegriff unpersönlicher Mächte. Beispiel: „Sie hat ein trauriges Schicksal“
„Wir steigen in dieselben Flüsse – und tun es doch nicht. Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.
Alles fließt, nichts ruht. Alles vergeht, nichts dauert.
Kaltes wird warm, Warmes wird kalt. Feuchtes trocknet, und Trockenes wird feucht.
Durch Krankheit wird Gesundheit schön. Durch das Schlechte wird das Gute gut.
Durch Hunger: Sättigung. Durch Mühe: Schlaf. Lebendig oder tot sein, schlafend oder wach, jung oder alt – alles ist eins.
Das eine schlägt jeweils ins andere um, und umgekehrt – mit einer schnellen, unverhofften Wendung. Erst werden die Dinge auseinander gesprengt, dann wieder zusammengefügt.
Alles kommt zu seiner Zeit.“ Heraklit von Ephesos
In den meisten Kulturen gilt das Schicksal als unausweichlichen Schicksalsschlag: In der Mythologie entwickelte sich der Gedanke des Schicksals als personifizierte Macht: die Schicksalsgottheiten, die sowohl das individuelle Leben als auch den Weltlauf beherrschen, und das Schicksal dem Menschen „schicken“.
Die Einstellung gegenüber dem Schicksal reicht von völliger Ergebung (Fatalismus), über den Glauben an seine Überwindbarkeit (nimmer sich beugen, / kräftig sich zeigen / rufet die Arme / der Gottheit herbei – so Goethe), bis zur völligen Willensfreiheit des Individuums (Voluntarismus).
Aus der Vorstellung, das Schicksal läge vorbereitet, kommt der Glaube, es gäbe Möglichkeiten, im Voraus zumindest Andeutungen darauf zu bekommen. Dieses Konzept liegt der ganzen Mantik (Wahrsagerei) zugrunde. Im Christentum steht anstelle der Vorstellung des Schicksals die der göttlichen Vorsehung (Geschick, Prädestination) verwendet.
Schicksal wird oft in Verbindung mit Karma gebracht, hat jedoch mit der buddhistischen Bedeutung wenig zu tun.
Schicksalsglaube ist der Glaube bzw. die Überzeugung, dass ein bestimmter Lebensweg oder bestimmte Ereignisse im Leben eines Menschen mehr oder weniger deterministisch vorher bestimmt sind. Manche Menschen glauben, dass sie ihr Schicksal selbst beeinflussen können, andere glauben, dass dies nicht möglich ist, wieder andere halten die Idee des Schicksals für falsch und glauben, dass das Leben vom Zufall oder dem freien Willen abhängt.
„Ist eine bestimmte Entwicklung irgendwo nicht eingetreten, so war sie (an dieser Stelle) auch nicht möglich.“ „Was man seinem Unterbewusstsein als wahr übermittelt, wird wahr.“
Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen. Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.
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9. Naivität & Resilienz
Naivität ist dem Französischen „naïf“ = kindlich, ursprünglich, einfältig, harmlos, töricht angelehnt bzw. kann als eine verkürzte, in den allgemeinen Sprachgebrauch übergangene Form von „nativ(e)“ = gebürtig, ursprünglich angesehen werden.
Im Allgemeinen werden Menschen als naiv bezeichnet, denen die notwendige Einsicht in Ihre Handlungen fehlt und über einen begrenzten geistigen Horizont verfügen. Oft gilt naiv als Synonym für leichtgläubig, leicht verführbar, unwissend oder ungebildet.
Wie es die Definition andeutet, sind es hauptsächlich Kinder, die naiv sind. Während die kindliche Unvoreingenommenheit und Unverfälschtheit noch von vielen als positiv, sogar als rein und unschuldig angesehen wird, gilt sie bei einem Erwachsenen als ernsthafter Charakterfehler, als geistige Beschränktheit. Hier tritt sie oftmals in Gefolge von Arroganz und Narzissmus auf.
Eine Besonderheit ist der naive Partner. Durch seine kindliche Art ist dieser zu Beginn einer Beziehung äußerst reizvoll und anziehend. Diese Beziehungen gehen jedoch meistens über die erste Phase der Verliebtheit nicht hinaus, da eine Weiterentwicklung einer Beziehung vor allem auf der persönlichen Reife und Reifung der Beteiligten aufbaut, zu dem dieser nicht bereit oder fähig ist. Werden die Erwartungen einer/eines naiven Geliebten nicht erfüllt, folgt Verbitterung. So schlägt nicht selten die Verliebtheit in Hass, die Freundlichkeit in Aggression, die Harmlosigkeit in extreme Hinterhältigkeit um.
„Wer über gewisse Dinge den Verstand nicht verliert, der hat keinen zu verlieren.“
Als positive Eigenschaft tritt die Naivität bei herausragenden Persönlichkeiten der Geschichte auf. Sie sind nicht nur unvoreingenommen, sondern besitzen die Gabe, einem Sachverhalt, mit Hilfe ihres Genius und aufbauend auf ihrem enormen Wissen, frei von Beschränkungen neutral gegenüberzutreten. Mit ihrer kindlichen Neugier und frei von geistigen Fesseln werden Grenzen getestet und verschoben, und so der Weg für bahnbrechende Entdeckungen und Erfindungen bereitet.
In diesem Sinne bedeutet Naivität nicht bloß Unvoreingenommenheit, sondern das Vermögen oder die Eigenheit, einem Sachverhalt frei von (beschränkendem) Wissen neutral gegenüberzutreten. Während normalerweise das fehlende Wissen gefährlich erscheinen kann, birgt diese Art der Naivität die Tugend der Unschuld. Naiv zu sein bedeutet hier nicht, vorbehaltlos oder unwissend zu sein. Es ist vielmehr die abneigende Haltung dem begrifflichen Leben gegenüber, das dem Wissen oder der Erkenntnis kaum einen Daseinsvorbehalt gegenüberstellt.
„Der Gescheitere gibt nach! Eine traurige Wahrheit. Sie begründet die Vielherrschaft der Dummen...“ Marie v. Ebner-Eschenbach
Die Fähigkeit schwierige Lebenssituationen unbeschadet zu überstehen, nennt man Resilienz. In der Psychologie wird mit Resilienz die Stärke eines Menschen bezeichnet, Lebenskrisen wie schwere Krankheiten, lange Arbeitslosigkeit, Verlust von nahestehenden Menschen, oder ähnliches, ohne anhaltende Beeinträchtigung durchzustehen. Wesentliche Faktoren, die Resilienz begünstigen, sind das soziale Umfeld des Betroffenen, seine Vitalität und seine mehr oder weniger aktive Einstellung zu Problemen: interne Kontrollüberzeugung, bzw. das Wissen, dass man Probleme durch eigenes Bemühen verstehen, (neu) beurteilen und lösen kann.
„Nicht nur die Kunst des Schenkens soll man besitzen, sondern auch die, empfangen und annehmen zu können.“ Soren Kierkegaard
Da sich aber die meisten Menschen in körperlicher, geistiger oder seelischer Armut befinden, leben sie unter erschwerten Bedingungen, sodaß u.a. mangelnde oder schlechte (Schul-)Bildung, Aggressionen, Sucht-Abhängigkeiten zu einem unentrinnbar erscheinenden Teufelskreislauf u.a. mit Hyperaktivität, Schizophrenie (Zwiegespaltensein) oder Paranoia (krankhaftes Sicherheitsbedürfnis) führen. Untersuchungen zeigen auf, dass Mädchen häufiger als Jungen resilent sind, resiliente Jungen sind eher „untypische“ Jungen.
Resiliente Kinder sind anderen Menschen zugewandt, sie reagieren positiv auf Aufmerksamkeit, resiliente Kinder sind einfühlsamer und emotionaler als nichtresiliente Kinder, sie sprechen eher über ihre Gefühle, sie sind vertrauensvoller und weniger aggressiv, sie ersuchen auch andere eher um Hilfe als nichtresiliente Kinder und geben Schwächen eher zu, resiliente Kinder haben eine realistische Selbsteinschätzung, sie haben realistische Zukunftsvorstellungen, sie sind sozial angepasster als nichtresiliente Kinder, sie sind interessiert an Menschen, Sachen und Ideen und lernen gerne.
Möglicherweise gibt es bestimmte Gene, die zur Resilienz führen (zu genetischen Faktoren siehe Scarr und McCartney, 1983). Dies wird zurzeit kontrovers diskutiert.
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10. Liebe
„Pflichtbewusstsein ohne Liebe macht verdrießlich. Verantwortung ohne Liebe macht rücksichtslos. Gerechtigkeit ohne Liebe macht hart. Wahrhaftigkeit ohne Liebe macht kritiksüchtig. Klugheit ohne Liebe macht betrügerisch. Freundlichkeit ohne Liebe macht heuchlerisch. Ordnung ohne Liebe macht kleinlich. Sachkenntnis ohne Liebe macht rechthaberisch. Macht ohne Liebe macht grausam. Ehre ohne Liebe macht hochmütig. Besitz ohne Liebe macht geizig. Glaube ohne Liebe macht fanatisch.“ Lao-tse
Über die Liebe und deren Definition gibt es unzählige Vorstellungen und Ausdruckformen: über kollektivneurotisch-kitschige, besitzergreifende oder suchtähnliche Abhängigkeiten bis zu Haß, Mord, Krieg, etc. Für die „Liebe“ wird geworben, gekämpft, gelogen und gemordet … die Geschichte ist voll davon. Hierbei wird Liebe immer mit etwas Außenstehendem verbunden und dualistisch gesehen. Liebe ist nicht das Gegenteil von Haß, sondern Liebe ist selbstverständliche Grundlage eines humanen Menschen, somit ist Haß lediglich Abwesenheit, Abgetrenntsein von natürlicher Liebe.
Liebe entspricht der Gesundheit als lebenswerten Normalzustand, Haß ist eine Erkrankung durch Egobezug und dadurch Nicht-Liebe. Reife Liebe kann nur universellen Charakter haben; reife Liebe trennt nicht, bewertet nicht, sie ist einfach da und liebt. Ein Heiliger, d.h. ein „Gottähnlicher“ ist 100% Liebe und nichts anderes mehr. Denn alles andere ist unwichtig, unnötig, un-heil.
Definiert und beschrieben wird Liebe wie folgt: Liebe, von altdeutsch: liebe „Gutes, Angenehmes, Wertes“, ist im engeren Sinne die Bezeichnung für die stärkste Zuneigung, die ein Mensch für einen anderes Lebewesen oder Sachen zu empfinden fähig ist. Im weiteren Sinne bezeichnet Liebe eine ethische Grundhaltung („Nächstenliebe“), oder die Liebe zu sich selbst („Selbstliebe“).
Im ersteren Verständnis ist Liebe ein Gefühl oder mehr noch eine innere Haltung positiver, inniger und tiefer Verbundenheit zu einem Lebewesen, die den reinen Zweck oder Nutzwert übersteigt und sich in der Regel durch eine tätige Zuwendung zum anderen ausdrückt.
„Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.“ Albert Schweitzer
Kulturell und historisch ist „Liebe“ ein schillernder Begriff, der nicht nur in der deutschen Sprache in vielfältigen Kontexten und in den unterschiedlichsten Bedeutungsschattierungen verwendet wird. Das Phänomen wurde in den verschiedenen Epochen, Kulturen und Gesellschaften unterschiedlich aufgefasst und erlebt. Jede Zeit und jeder soziale Verband setzt je eigene Verhaltensregeln für den Umgang mit der Liebe. Daher können die Bedeutungsebenen zwischen der sinnlichen Empfindung, dem Gefühl und der ethischen Grundhaltung „Liebe“ wechseln.
Im christlichen Verständnis gilt auch die Angst – als der Mangel oder die Abwesenheit von Liebe und Geborgenheit – als Gegensatz der Liebe.
Fehlentwicklungen der Liebesfähigkeit sind im Sinne des „reinen“ Liebesbegriffes das Besitzdenken (Eifersucht) oder verschiedene Formen der freiwilligen Abhängigkeit bzw. Aufgabe der Autonomie bis hin zur Hörigkeit.
„Wenn auf der Erde die Liebe herrschte, wären alle Gesetze entbehrlich.“ Aristoteles
„Liebe und tue, was du willst! Wenn du schweigst, so schweige aus Liebe. Sprichst Du, so sprich aus Liebe. Wenn du tadelst, dann tadle aus Liebe. Und wenn du verzeihst, dann verzeihe aus liebe. Die Wurzel der Liebe soll das Innerste deines Herzens sein: Aus dieser Wurzel kann nichts als Gutes hervorkommen.“ Aurelius Augustinus
Liebe wird als eine auf Freiheit gegründete Beziehung zwischen zwei Personen gesehen, die ihren Wert nicht im Besitz des adressierten Objekts findet, sondern sich im dialogischen Raum zwischen den Liebenden entfaltet. Die Liebenden erkennen einander in ihrer Existenz wechselseitig an und fördern sich „zueinander strebend“ gegenseitig.
Sympathie, Freundschaft, Sorge und emotionale Liebe sind Erscheinungen, in denen Liebesgefühle eine große Rolle spielen. Ebenso können die kontemplative Liebe (z. B. zur Natur), die aktive sorgende Liebe um den Nächsten (caritas), die religiöse bzw. mystische Liebe und das Mitleid hierzu gerechnet werden.
„Die Liebe ist der Blick der Seele.“ Simone Weil
„Liebe ist das einzige, das wächst, indem wir es verschwenden.“ Ricarda Huch
Liebe als ethische „Geistes-“ oder Grundhaltung, als Tugend, ist das Paradebeispiel für rational begründete Moralität; eine Fremdliebe, die eine Interessenbalance zwischen Egoismus und Altruismus herstellt. Nächstenliebe wird dabei üblicherweise nicht als altruistische Selbstaufgabe aufgefasst. Bei Immanuel Kant wird die Liebe als Grundhaltung mit den Begriffen Achtung und Würde verknüpft. Daraus ergibt sich eine allgemein-menschliche "Pflicht zur teilnehmenden Empfindung" mit dem Anderen.
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In den meisten Religionen ist die Liebe der zentrale Begriff, ein wichtiges Gebot im Christentum lautet „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Hierzu kommen wir weiter unten. Selbstliebe wird in der Regel als die Voraussetzung zur Fähigkeit zum Lieben und zur Nächstenliebe angesehen, wobei nach Auffassung von Erich Fromm Selbstsucht jedoch Selbsthass bedeute.
Die so genannte „Objektlose Liebe“ als Grundhaltung benötigt für christliche Mystiker wie Meister Eckhart kein Objekt. Liebe wird hier als bedingungsloses Sich-öffnen verstanden. Der Philosoph und Metaphysiker Jean Emile Charon bezeichnet diese „universale“ Liebe gar als „Finalität der Evolution“ und „Selbsttranszendenz des Universums“.
„Lieben heißt einen anderen Menschen so sehen zu können, wie Gott ihn gemeint hat.“ Dostojewski
Der Begriff „Liebe“ ist in der Biologie nicht definiert und damit keine wissenschaftliche Kategorie. Allgemein ist es schwierig, emotionale Prozesse mit naturwissenschaftlicher Methodik zu bearbeiten, zumal die zugrunde liegende Biochemie noch nicht ausreichend bekannt ist. Oft weist der Zustand der Verliebtheit (u.a. Aufregung, rauschartige Glücksgefühle, „Unzurechnungsfähigkeit“) jedoch in vielen Punkten eine Ähnlichkeit mit psychischen Krankheiten auf. Dieser Rauschzustand dauert meist nur einige Zeit, kann dann in eine reife Liebe oder Gleichgültigkeit oder Ablehnung übergehen und enden.
Nach Auffassung der Evolutionspsychologen werden Frauen und Männer bei der Partnerwahl von Vorlieben regiert, die sich über Millionen von Jahren von unseren Vorfahren auf uns weitervererbt haben.
Einen christlichen Standpunkt innerhalb der Existenzphilosophie vertritt Gabriel Marcel in "Sein und Haben": Der Mensch existiert ursprünglich nicht in der Abgrenzung, sondern der Teilhabe am Mitmenschen und am göttlichen Sein, in dieser Seinsteilhabe verwirklicht sich die Liebe, die sich vorbehaltlos öffnet, wenn sich der Mensch in einer innerlichen, dem Sein hingebenden Andacht, diesem gewahr wird.
„Liebe ist Leben und Leben ist Liebe, denn wer nicht geliebt hat, der lebte nicht.“ Herbert Hoeppner
Die meist außer Acht gelassene Voraussetzung zu lieben, bzw. wirklich lieben zu können ist: sich selbst zu lieben. „Liebe deinen nächsten wie dich selbst“ - bedeutet auch, dass man einen anderen nur in dem Maß zu lieben imstande ist, wie man sich selbst liebt, sich selbst lieben kann!
Selbstliebe bezeichnet die allumfassende Annahme seiner selbst in Form einer uneingeschränkten Liebe zu sich selbst. Der Begriff ist sinnverwandt mit Begriffen wie Selbstannahme, Selbstachtung, Selbstzuwendung, Selbstvertrauen (sich selbst trauen!) und Selbstwert. U.a. die Philosophen Erich Fromm und Osho sehen die Selbstliebe als Grundlage dafür, andere Menschen lieben zu können.
„Es gibt mehr Leute, die geliebt sein wollen, als solche, die selber lieben wollen.“ Nicolas Chamfort
„Das Verlangen nach Gegenliebe ist nicht das Verlangen der Liebe, sondern der Eitelkeit.“ Friedrich Nietzsche
Das oberste biblische Gebot: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ (Lev 19,18; Lk 10,27) bezieht sich auf die Selbstliebe. Das Gebot wird häufig falsch ausgelegt: „Liebe Deinen Nächsten“ im Sinne von „Du musst Dich um Deinen Nächsten kümmern und sorgen, seinen Wert höher setzen als Deinen“. Die im Gebot enthaltene Selbstliebe wandelt sich auf Kosten der Selbstliebe zum Gegenteil, statt Liebe Dich selbst wird es zu „Liebe die anderen, Dich selbst zu lieben wäre egoistisch und steht Dir nicht zu.“ In Zeiten und (Religions-)Kulturen, die diesen falschen Glaubensmustern folgen, wird Selbstliebe und ihre Auslebung in der öffentlichen Wahrnehmung nicht akzeptiert.
Die in diesem Sinne verstandene Selbstliebe ist abgegrenzt von Überheblichkeit (sich über andere erheben, durch Elite, Status, etc. siehe Artikel „Macht & Ohnmacht“) und Narzissmus.
Entsprechend der ausschließenden Sichtweise von Selbstliebe und Narzissmus, verhält sich der Narzisst so egozentrisch und wichtigtuerisch, weil er sich im Grunde nicht liebt und für minderwertig hält. Zitat nach Erich Fromm: „Es stimmt, dass selbstsüchtige Menschen unfähig sind, andere zu lieben; sie sind jedoch genauso unfähig sich selbst zu lieben.“
Nächstenliebe im engeren Sinn ist auch ein traditionell biblischer Begriff, dem der Charakter als Gebot Gottes immanent ist. Der Pentateuch ist das Ergebnis eines langen mündlichen und dann schriftlichen Überlieferungsprozesses, der auf den Zeitraum vom 9. – 6. Jahrhundert vor Chr. datiert wird. Das Gebot der Nächstenliebe dient als Grundorientierung und Leitforderung für die gesamte Religionsausübung.
In Mt 25,40 EU werden die im Juden- wie im Christentum als Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber Gott verstandenen Werke der Barmherzigkeit christologisch gedeutet: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ D.h. jede Tat ist ein Für oder Wider Gott = dem Leben; so gilt es, sich ständig bewusst zu werden, was du tust.
"Der wichtigste Moment in meinem Leben ist der Gegenwärtige! Der wichtigste Mensch ist der, der mir in diesem Moment gegenübersteht. Und die wichtigste Tat ist immer die Liebe." Meister Eckhardt
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Das Hohelied der Liebe:
„Wenn ich mit Menschen-, ja mit Engelszungen rede, habe aber die Liebe nicht, so bin ich ein tönendes Erz und eine gellende Schelle. Und wenn ich die Prophetengabe habe und alle Geheimnisse weiß und alle Erkenntnisse besitze und wenn ich allen Glauben habe, so daß ich Berge zu versetzen vermöchte, habe aber die Liebe nicht, so bin ich nichts. Und wenn ich all mein Haben zu Almosen mache und wenn ich meinen Leib hingebe zum Verbrennen, habe aber die Liebe nicht, so nutzt es mir nicht. Die Liebe ist langmütig, gütig ist die Liebe, die Liebe ist nicht eifersüchtig, sie prahlt nicht, ist nicht aufgeblasen. Sie handelt nicht taktlos, sie sucht nicht den eigenen Vorteil, sie läßt sich nicht erbittern, sie trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, freut sich vielmehr mit an der Wahrheit. Alles deckt sie zu, alles glaubt sie, alles hofft sie, alles erträgt sie. Die Liebe hört niemals auf. Prophetengaben - sie verschwinden; Sprachengaben - sie hören auf; Erkenntnis - sie verschwindet. Denn Stückwerk ist unser Erkennen und Stückwerk unser Prophezeien. Wenn aber das Vollendete kommt, dann wird das Stückwerk abgetan. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind. Seit ich jedoch ein Mann geworden bin, habe ich die kindische Art abgelegt. Wir sehen nämlich jetzt durch einen Spiegel rätselhaft, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, dann aber werde ich ganz erkennen, wie ich auch ganz erkannt worden bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; am größten jedoch unter ihnen ist die Liebe.“ 1 Kor 13,1-13 EU
Augustinus von Hippo (354–430) forderte dazu auf, jedes Handeln aus der Liebe heraus zu begründen: „Liebe und tu, was du willst. Schweigst du, so schweige aus Liebe. Redest du, so rede aus Liebe. Kritisierst du, so kritisiere aus Liebe. Verzeihst du, so verzeih in Liebe. Lass all dein Handeln in der Liebe wurzeln, denn aus dieser Wurzel erwächst nur Gutes.“
Der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Aleppo lebende Rabbiner Samuel Naniado erläuterte das Gebot der Nächstenliebe aus jüdischer Sicht in seinem Werk Kli Hemda: „Erstens, wenn die Seelen so sind, wie sie sein sollten, so sind sie alle ein Teil Gottes. Und da die Seele eines Menschen und die Seele seines Nächsten beide auf dem gleichen Thron der Pracht geschnitzt wurden, darum ist das Gebot ‚du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst’ wörtlich zu verstehen, denn der Nächste ist wie du.“
Nach urchristlichem Verständnis wird jemand, der Gottes Liebe und Zuwendung erfahren hat, diese nicht für sich behalten. Sondern er wird sie an andere Menschen weiter geben, Jesus von Nazaret gilt den Urchristen dabei als höchstes Vorbild.
Die „Frucht des heiligen Geistes“ ist ein Begriff des Neuen Testaments und bedingt: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.
„Wer das liebt, was ihm begegnet, dem wird das begegnen, was er liebt. Liebe das Leben - und das Leben liebt dich.“
Der Begriff Nächstenliebe kann in seiner weiten Bedeutung auf alle Religionen und Kulturen verwendet werden, in denen selbstlose Hilfsbereitschaft zur Ethik gehört. Z.B. im Buddhismus hat Karuna als tätiges Mitgefühl und Erbarmen eine ähnlich hohe Bedeutung, ohne jedoch an ein Gottesgebot anzuknüpfen. Der Begriff umfasst alle Handlungen, die helfen, das Leiden anderer zu verringern. Karuna gründet auf der Erfahrung der Einheit alles Seienden in der Erleuchtung und erstreckt sich unterschiedslos auf alle Lebewesen. „Wer nicht tötet, nicht töten lässt, nicht unterdrückt, nicht unterdrücken lässt, Liebe erzeigt allen Wesen, Feindschaft droht ihm von niemandem.“
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Verhaltensbiologisch gehört die Nächstenliebe zum sogenannten prosozialen System (Liebe, Mildtätigkeit) im Gegensatz zum agonistischen System (Heldentum, Gehorsam). - „ Make love – not war“. Auch bei Tieren kann ein moralanaloges Verhalten beobachtet werden.
„Soviel in dir Liebe wächst, soviel wächst Schönheit in dir. Denn die Liebe ist die Schönheit der Seele.“
„Wir müssen unseren Nächsten lieben, entweder weil er gut ist oder damit er gut werde!“ Aurelius Augustinus
„Was ist Wissen, das nicht von der Liebe ausgeht? Wer liebt, lernt wissen, das Wissen lehrt Liebe.“ Bettina von Arnim
Der Mensch unterscheidet sich in zwei Dingen von seinen tierischen Mitgeschöpfen: die Fähigkeiten zu denken und zu lieben! Und genau das sind die einzigen Aufgaben des Menschen, sein denken und seine liebes-fähigkeit weiterzuentwickeln und zu entfalten.
Fatalerweise sind wir auch hier einerseits im Tierreich stehen geblieben, andererseits wird das Denken zum Erschließen egoistischer und somit langfristiger gedankenloser Ziele missbraucht, und die vermeintliche „Liebe“sfähigkeit steckt in der animalischen Urzeit, bzw. ist, u.a. durch so genannte Liebes-gebote und -verbote pervertiert (worden).
Abschließend kann man sagen, dass jedes(!) Unterfangen in Irrwege und letztlich für Andere und dem Ganzen ins Negative führt, wenn man sich nicht grundlegend mit den Fragen der Liebe auseinander setzt: Liebe ich mich selbst? Wirklich? Erkenne die Ursachen und Gründe hierfür und ändere die Auswirkungen im Jetzt. Vertraue dir selbst (Selbstvertrauen) und gebe die in dir Selbst –nicht im Ego!- gereifte Liebe weiter. Handle Liebe-voll – Be-handle Dich Selbst und deine Umwelt liebevoll!
Im Buddhismus heißt es: Vermeide es, anderen Lebensformen zu schaden – sei liebevoll und freundlich Vermeide es, das nicht gegebene zu nehmen – praktiziere Großzügigkeit Vermeide es, zu lügen – sei ehrlich Vermeide es, Dich zu berauschen – sei aufmerksam
„Der große Weg ist gar nicht schwer, für den, der keine Vorlieben hat. Wenn es weder Mögen noch Nichtmögen gibt, wird alles klar und wolkenlos. Triffst Du jedoch die geringste Unterscheidung, klaffen Himmel und Erde unendlich weit auseinander. Wenn Du die Wahrheit erkennen willst, dann sei weder für noch gegen etwas. Der Gegensatz zwischen dem, was Du magst, und dem, was Du nicht magst, ist die schlimmste Krankheit des Geistes.“ Seng- tsan
„Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse.“ Friedrich Nietzsche
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11. Aus „Unterscheiden ohne zu urteilen“ von Armin Risi:
Wenn von der Polarität positiv" und "negativ" gesprochen wird, lautet ein häufiger Einwand, man dürfe nicht urteilen und etwas als positiv und etwas anderes als negativ bezeichnen; das sei polares Denken; man solle nie werten und nie urteilen, denn nichts sei schlecht oder falsch. "Alles hat einen Sinn."
Letzteres stimmt. Alles hat einen Sinn, auch das Negative. Aber deswegen ist das Negative immer noch negativ!
Das berühmte Zitat „Urteile nicht!“ stützt sich auf ein Wort Jesu und lautet im Zusammenhang (Mt 7.1–2): „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit welchem Gericht ihr richtet, mit dem werdet auch ihr gerichtet werden." Gleich danach (7.3) sagt Jesus: "Was kümmerst du dich um den Splitter im Auge deines Bruders und siehst nicht den Balken in deinem eigenen? ... Du Scheinheiliger, ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge! ... Werft eure Perlen nicht vor die Schweine!"
"Urteile nicht!" heißt also nicht: Unterscheide nicht!"
Das Thema "Nicht urteilen" ist eine, wenn nicht sogar die essentielle Lehre aller echten Religionen und Mysterienschulen und wurde immer nur in inneren Kreisen weitergegeben, gerade weil sie so mißverständlich ist. Denn sie ist nur mit einer göttlichen Sicht zu verstehen.
Worum es geht, ist die Realität jenseits der Dualität (Zweiheit), nämlich die göttliche Einheit, also um nichts anderes als um das Absolute (Gott). Diese Einheit ist unteilbar und ungeteilt, auch nicht aufgeteilt in die Zweiheit von Vergangenheit und Zukunft. Sie ist jenseits von Zeit und daher auch jenseits von Raum. Sie ist ewig (= zeitlos, raumlos). Was ist nun diese ewige Realität jenseits der Dualität? Es ist die Indivi-dualität, wörtlich: "das Nicht-Teilbare" (gebildet aus dem Lateinischen dividere, "teilen", und der Silbe in- als Verneinung). Nicht nur wir als relative Wesen sind individuell, sondern auch das Absolute ist individuell. Da Individualität Bewußtsein und freier Wille bedeutet, hat auch Gott einen Willen. Nur deshalb können wir beten: "Dein Wille geschehe!"
Wie können wir individuell sein und gleichzeitig eins sein mit der absoluten Individualität? Nur im Bewußt-Sein der Liebe. Liebe ist die wahre Einheit in vollkommener Individualität. Und Liebe ist immer freiwillig. Nichts, nicht einmal Gott, kann Liebe erzwingen. Liebe ist also die Vollkommenheit des freien Willens. Und da Gott Liebe ist, will Gott nichts anderes als diese Vollkommenheit des freien Willens.
Freier Wille erfordert die Möglichkeit des Wählens. Und das ist der Sinn, warum es eine materielle Schöpfung gibt. Sie ist der Bereich von Raum und Zeit, die ursprüngliche Polarität, die nichts anderes ist als wertfreie "Schöpfungsdynamik". Männlich – weiblich, jung – alt, "positiver Pol" – "negativer Pol" haben nichts mit "gut" und "böse" zu tun.
Dualität (Zweiheit) beginnt, wenn Wesen aus eigenem freien Willen beschließen, aus der Harmonie und dem Gleichgewicht auszusteigen und in die Spaltung zu gehen. So entsteht das Diabolische, wörtlich "das Spaltende". In der Symbolik von Licht und Dunkelheit bedeutet dies, daß sich etwas dem Licht entgegenstellt und "Dunkelheit" schafft. Plötzlich fallen lange Schatten...
Und dies ist die große Versuchung: etwas zu schaffen, was das Licht nicht schaffen kann. Denn Licht wirft keine Schatten! Wer sich hier aus der ursprünglichen Identität abspaltet, verfällt in das Ego, nämlich in den Verlust des Bewußtseins, daß wir alle ewige Individuen jenseits der Dualität sind. Sobald man in der Dualität ist, hat man keinen Zugang mehr zur Realität jenseits der Dualität, genauso wie jemand in Dunkelheit nicht mehr mit dem Licht verbunden ist (sonst wäre er nicht in Dunkelheit).
"Gut" und "böse" existieren nur innerhalb der Dualität – aber dort existieren sie. In der Diskussion der Gegensätze "gut" und "böse" ist es auch gerechtfertigt, das Böse auch als "Negative" zu bezeichnen, denn im wörtlichen Sinn bedeutet negativ "verneinend, ablehnend", vom lateinischen Verb negare, "nein sagen". Das Böse ist in diesem Sinn tatsächlich negativ, weil es die göttliche Ordnung verneint und eine eigene "Welt-Ordnung" durchsetzen will.
Böse (satanisch) ist all das, was der bewußten Einheit, der Liebe, entgegenwirkt oder diese sogar bekämpft, z.B. indem es den freien Willen der anderen nicht respektiert. Gut ist all das, was diese bewußte Einheit anstrebt. Aber solange man noch streben muß, ist man noch immer im Gegensatz-Bereich des Bösen und definiert sich als dessen Gegenteil. "Gut" sein ist also gut, aber nicht gut genug. Das Ziel ist es, göttlich zu sein, d.h. im ursprünglichen Bewußtsein der Einheit (Liebe) zu sein.
Aus der göttlichen Sicht heraus ist es möglich, den eigentlichen Sinn von allem zu erkennen, auch des Negativen. Innerhalb der Materie leben wir alle angesichts der Dualität und werden mit Gutem und Bösem konfrontiert. Beides ist eine Herausforderung und Prüfung der Liebe: Wie stark ist mein göttliches Bewußtsein? Lasse ich mich zu Gefühlen der Dualität bewegen? Verführt mich das Gute, egoistisch nur an mich selbst zu denken? Mich für besser als andere zu halten? Provoziert mich das Böse (Lüge, Gewalt, Folterung usw.) zu Gefühlen des Hasses, der Rache, der Ohnmacht, des Selbstmitleids? Oder kann ich in allen Situationen das souveräne, unbeeinflußte Bewußtsein beibehalten? Nie das göttliche Ziel, die Sicht der Ewigkeit, verlieren? Was ist aus der Sicht der Ewigkeit schon wesentlich außer die Ewigkeit selbst?
In diesem Bewußtsein urteilt man nicht mehr und sagt nicht: "Das ist böse und von Nachteil für mich", und "Das ist gut und für Vorteil für mich." Denn beidem begegnen wir wertfrei, denn beides ist für uns ein Impetus zum Bewußt-Sein der Einheit: Liebe, Verzeihen und Loslassen der Dualität. Nicht selber wieder in die Dualität fallen.
Dabei aber unterscheiden wir genau, denn ohne Unterscheiden kein Ent-scheiden (Aufheben der Scheidung, Spaltung, Dualität). Wir erkennen: Was ist gut und was ist böse? Wie reagiere ich im jeweiligen Fall entsprechend der göttlichen Liebe? Liebe bedeutet, für das höchste Wohl aller Wesen zu wirken, ohne für sich selbst einen Lohn zu erwarten (= bedingungslose Liebe). Und dem höchsten Wohl des Bösen, d.h. dessen Befreiung, kann man nur so dienen, daß man zumindest vermeidet, selbst reinzufallen, wodurch sich die entsprechende Dunkelmacht nur noch weiter verschulden würde. Als der Satan zu Jesus kam und ihm Weltherrschaft versprach, antwortete Jesus: "Weiche von mir, Satan." Dies war kein Ausdruck von Haß oder Angst, sondern von Liebe. Durch diese klar unterscheidende Abgrenzung konnte Jesus den Satan vor einer weiteren Sündenlast bewahren. Das war Vollkommenheit des freien Willens mit entsprechend göttlicher Resonanz.
Unterscheiden ohne zu urteilen bedeutet also: Die Dualität nicht ignorieren, sondern transzendieren!
„Von der Natur aus gibt es weder Gutes noch Böses. Diesen Unterschied hat die menschliche Meinung gemacht.“ Setus Empiricus
„Der Unterschied zwischen Sein und Haben entspricht dem Unterschied zwischen dem Geist einer Gesellschaft, die den Menschen zum Mittelpunkt hat, und dem Geist einer Gesellschaft, die sich um Dinge dreht. Die Haben-Orientierung ist charakteristisch für den Menschen der Westlichen Industriegesellschaft, in welcher die Gier nach Geld, Ruhm und Macht zum beherrschenden Thema des Lebens wurde.“ Erich Fromm
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12. Humanismus & Freimaurerei
„Humanität besteht darin, dass niemals ein Mensch einem Zweck geopfert wird. Ich rufe die Menschheit auf zur Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben. Diese Ethik macht keinen Unterschied zwischen wertvollerem und weniger wertvollem, höheren und niedrigem Leben. Sie lehnt eine solche Unterscheidung ab. Denn der Versuch, allgemeingültige Wertunterschiede zwischen den Lebewesen anzunehmen, läuft im Grunde darauf hinaus, sie danach zu beurteilen, ob sie uns Menschen nach unserem Empfinden näher oder ferner zu stehen scheinen. Das aber ist ein ganz subjektiver Maßstab. Wer von uns weiß denn, welche Bedeutung das andere Lebewesen an sich und im Weltganzen hat? Die Konsequenz dieser Unterscheidung ist dann die Ansicht, dass es wertloses Leben gebe, dessen Vernichtung oder Beeinträchtigung erlaubt sei. Je nach den Umständen werden dann unter wertlosem Leben Insekten oder primitive Völker verstanden.“ Albert Schweitzer
Als Humanismus wird heute allgemein eine aus der neuzeitlichen Philosophie hergeleitete Weltanschauung verstanden, die sich an den Interessen, den Werten und der Würde insbesondere des einzelnen Menschen orientiert. Toleranz, Gewaltfreiheit und Gewissensfreiheit gelten als wichtige humanistische Prinzipien menschlichen Zusammenlebens.
Humanismus bezeichnet die Gesamtheit der Ideen von Menschlichkeit und des Strebens danach, das menschliche Dasein zu verbessern. Der Begriff leitet sich ab von den lateinischen Begriffen humanus (menschlich) und humanitas (Menschlichkeit). Das Glück und Wohlergehen des einzelnen Menschen und der Gesellschaft bilden den höchsten Wert, an dem sich jedes Handeln orientieren soll.
Der Humanismus beruht auf folgenden Grundüberzeugungen: 1. Die Würde des Menschen, seine Persönlichkeit und sein Leben müssen respektiert werden. 2. Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu bilden und weiter zu entwickeln. 3. Die schöpferischen Kräfte des Menschen sollen sich entfalten können. 4. Die menschliche Gesellschaft soll in einer fortschreitenden Höherentwicklung die Würde und Freiheit des einzelnen Menschen gewährleisten.
Humanität ist die somit praktische Umsetzung der Ideen des Humanismus.
Zwei der frühen griechischen Philosophen, von denen wir noch heute Aufzeichnungen besitzen, sind Heraklit und Protagoras. Drei der von ihnen überlieferten Aussagen lauten: „Alle Dinge fließen“, „Du kannst niemals zweimal in denselben Fluss eintreten“ und „Der Mensch ist das Maß aller Dinge“. Es ist erstaunlich, inwieweit diese drei Aussagen die Grundgedanken des Humanismus zusammenfassen. Sie behaupten, dass alles relativ sei; es gäbe keine moralischen oder gesetzlichen Absolutheiten; und der Mensch als schöpferisches Wesen sei die höchste Autorität im Universum. In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts vor Chr. wurde in der Athener Demokratie bereits die Paideia entwickelt. Dabei handelte es sich um das Ideal einer umfassenden geistigen und körperlichen Bildung des Menschen. Zugleich wurde die Idee von der Einheit und Gleichheit der Menschen geboren. Es bestand ein ungeheures Vertrauen in die kreativen Leistungen des Menschen und und in seine Fähigkeit, das Leben selbstbestimmt zu gestalten.
„Mensch, es wohnen dir zwei Seelen in der Brust! Such nicht eine auszuwählen, da du beide haben musst.“ Bertolt Brecht
Zu den Vermächtnissen der Römer gehört der maßgeblich von Marcus Tullius Cicero geprägte Begriff humanitas. Er bezeichnet das im Menschen, was ihn eigentlich zum Menschen macht. Der Mensch ist etwas Großes und Bejahenswertes. Zur humanitas gehören neben Gerechtigkeit und einer sittigenden Kraft auch liebenswertes Miteinander, Muße, Freude an einer gepflegten Sprache sowie vor allem eine schwerelose und verbindende Geistigkeit.
Im Speziellen wird als Humanismus das fortschrittliche, sich vom Mittelalter und der Scholastik abwendende geistige Klima des 15. und 16. Jahrhunderts bezeichnet.
Seit etwa 1750 erfolgte eine Erneuerung der humanistischen Bewegung, um die Nivellierung des Menschen in der festgelegten spätfeudalen Ständeordnung zu überwinden. Das Individuum sollte sich als produktiv tätiger Mensch immer weiter vervollkommnen und Selbstbestimmung über seine Lebensbedingungen gewinnen. Die menschliche Individualität sollte sich frei entfalten.
Mittlerweile gibt es differierende Interpretationen des Begriffs: So unterscheidet man zum Beispiel zwischen liberaldemokratischem, marxistisch-leninistischem, evangelisch-biblizistischem Humanismus und vielen anderen Auslegungen.
Der abstrakte Humanismus empfindet eine gewisse Ohnmacht gegenüber den gesellschaftlichen Verhältnissen und beschäftigt sich stärker mit einer abstrakten Vernunft sowie der Moral und Integrität des Individuums. Dagegen verfolgt der kämpferische Humanismus das Ziel, die bestehenden Lebensverhältnisse konkret zu verändern. Der existentialistische Humanismus Jean-Paul Sartres betont die Eigenverantwortlichkeit des Menschen.
"Erst wenn der Mensch den Kreis seines Mitgefühls so erweitert hat, daß er alle lebenden Dinge einschließt, wird er selber Frieden finden." Albert Schweitzer
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Da die Existenz Gottes nicht allgemein anerkannt wird, bzw. unterschiedlich definiert wird, hat man sich auf die unantastbare Menschenwürde als Grundlage eines Wertesystems sowohl völkerrechtlich als auch in den meisten nationalen Verfassungen geeinigt. Durch die Übernahme des sittlichen Wertes der Menschenwürde in geltendes Recht ist sie zugleich zu einem Rechtswert geworden.
So beginnt die Präambel der Charta der Vereinten Nationen: “Da die Anerkennung der allen Mitgliedern der menschlichen Familie innewohnenden Würde und ihrer gleichen und unveräußerlichen Rechte die Grundlage der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens in der Welt bildet ...” Und in Art. 1 Satz 1 heißt es dort: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.
Art. 1 Abs. 1 des deutschen Grundgesetzes lautet beispielsweise: “Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.”
Dieser Gesamtanspruch wird dann im Einzelnen international durch die Menschenrechte und beispielsweise in Deutschland und der Schweiz national durch die jeweiligen Grundrechte konkretisiert. Auch auf europäischer Ebene ist durch den Europäischen Gerichtshof ein Grundrechtsschutz anerkannt.
Problematisch ist das Verhältnis des Humanismus zur Religion. Zu dieser Frage werden verschiedene Meinungen vertreten.
In negativer Abgrenzung enthält der Humanismus nach einer areligiösen säkularen Auffassung die Verneinung von höheren göttlichen Mächten, die dem Menschen übergeordnet wären. Dies ist verbunden mit einer Zurückweisung von Religion zu Gunsten der Meinung, dass sich der moderne Mensch aus eigenem Antrieb weiter zu entwickeln vermag und nur dann „Mensch“ ist. Er soll sich seiner eigenen Vernunft bedienen.
Der säkulare Humanismus beginnt in der Zeit der Aufklärung und sieht sich als einen Weg, unter anderem Fragen der Ethik unabhängig von Religion zu betrachten. Übernatürliche Erklärungen werden abgelehnt. In dieser Tradition steht Kant mit seiner Definition der Aufklärung als
"Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!"
Zum Umkreis des säkularen Humanismus gehören im weitesten Sinne auch Bewegungen, die im Menschen ein Bedürfnis nach Zeremonien und Ritualen festzustellen glauben und Organisationen aufbauen, die diese ohne eine Gottesvorstellung vermitteln. Dazu zählen beispielsweise die Freidenker oder die Freimaurerei.
Der Renaissance-Humanismus wurde von den Päpsten finanziell gefördert, und mit Papst Pius II. stellten sie selbst einen bedeutenden Humanisten. Trotz der Annäherung an humanistische Fragestellungen akzeptiert der Katholizismus aber bis heute den Humanismus nicht als eine dem Glauben übergeordnete Idee, sondern fordert eine Vorrangstellung der kirchlichen Kompetenz im religiösen Bereich.
„Der erste Schluck aus dem Becher der Natur führt zum Atheismus, aber auf Grund wartet Gott.“ Werner Heisenberg
Die Humanistische Bewegung ist eine internationale Organisation von Freiwilligen, die auf Grundlage des Neuen Humanismus Rahmenbedingungen zu einer gesellschaftlichen und persönlichen Veränderung schafft.
Sie ist 1969 in Argentinien entstanden, motiviert durch die Schriften des argentinischen Schriftstellers Mario Rodríguez Cobos. Offiziell gilt als Gründungsdatum der 4. Mai 1969, der Tag an dem Silo in den Anden eine Rede mit dem Titel "Die Heilung vom Leiden" (span. orig.: La Curación del Sufrimiento) gehalten hat. Darin stellt er die These auf, dass die Menschheit mittels des wissenschaftlichen Fortschritts zwar das bestehende körperliche Leid bekämpfen kann, aber dass das seelische Leid nur durch die Überwindung des primitiven Verlangens, der Ursache der verschiedenen Formen der Gewalt, zu lindern ist. Außerdem fordert er die Zuhörerschaft zum Handeln auf.
www.neuer-humanismus.de – www.humanisten.ch
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Die Freimaurerei ist eine weltumspannende humanitäre Initiationsgemeinschaft. Sie ist in Logen organisiert und vereint Menschen aller sozialen Schichten und Bildungsgrade.
Sie strebt die geistige und ethische Vervollkommnung ihrer Mitglieder an. Nach außen besteht die wichtigste Aufgabe eines Freimaurers in karitativer Arbeit und der Förderung von Bildung und Aufklärung. Mit Hilfe von Zeremonien und Riten (Brauchtum, Tempelarbeit, Freimaurerische Gesprächskultur) vermittelt die Freimaurerei im Inneren ihren Mitgliedern eine Lebensphilosophie, die sie dazu anhalten soll, den fünf Grundidealen der Freimaurerei näher zu kommen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität.
Ziele und Werte der Freimaurerei leiten sich aus ihrer Entstehungsgeschichte ab. Die Gemeinschaft entstand aus den mittelalterlichen Steinmetzbruderschaften. Einen wichtigen Teil ihrer Werte entnahmen Freimaurer der Bauhüttenkultur. Je nach Großloge bekennen sich viele Freimaurer zu einem Schöpfungsprinzip, das sie den „Allmächtigen Baumeister aller Welten“ nennen. Symbole vermitteln gemeinsame Werte und Ideen. Das gegenseitige Versprechen zur Verschwiegenheit dient nicht der Geheimniskrämerei, sondern soll Privatsphäre bieten. In Diskussionen ist Streit über politische und religiöse Gegenstände verpönt. Ebenso sind Freimaurer zum Respekt vor den Gesetzen des eigenen Landes verpflichtet und bekennen sich zur Weltbruderkette. Sie symbolisiert die Brüderlichkeit aller Menschen.
Der Großteil der freimaurerischen Werte entstammt dem Zeitalter der Aufklärung: Freiheit soll verwirklicht werden durch die Freiheit vor Unterdrückung und Ausbeutung als Grundvoraussetzung der Freiheit des Geistes und der individuellen Verwirklichung. Gleichheit bedeutet Gleichheit der Menschen ohne Klassenunterschiede und Gleichheit vor dem Gesetz. Brüderlichkeit wird verwirklicht durch Sicherheit, Vertrauen, Fürsorge, Mitverantwortung und der Verständigung mit- und untereinander. Toleranz wird gelebt durch aktives Zuhören und Verständnis anderer Meinungen. Humanität umfasst die Summe aller vorherigen vier Grundsäulen. Das Ziel der Freimaurerei liegt darin, diese Grundsätze im Alltag zu leben, und so das Gute in der Welt zu fördern.
Die Freimaurerei gliedert sich zunächst grundsätzlich in drei Grade, die als blaue Johannisfreimaurerei bezeichnet wird. Diese drei Grade heißen Lehrling, Geselle und Meister. Sie stellen keine Hierarchie dar, sondern beschreiben den Weg der persönlichen Weiterentwicklung.
Im Lehrlingsgrad, der Stufe der Selbsterkenntnis, soll der Lehrling seine eigene menschliche Unvollkommenheit erkennen, die durch den rauen Stein symbolisiert wird. Eigene Fehler sollen erkannt und beseitigt werden können.
Nach gewisser Zeit (üblicherweise ein Jahr) wird er in den Gesellengrad befördert, dessen Symbol der kubische Stein ist. Der Geselle soll sich zusätzlich in Selbstbeherrschung üben können, eine Voraussetzung, damit die behauenen und winkelgerechten Steine wirklich zu einem gemeinsamen Tempelbau der Humanität zusammenzupassen.
Der Meister-Grad, die Stufe der Selbstveredelung, hat als Symbol das Reißbrett. Der Meister soll sich der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens bewusst werden und durch das Vorbild seiner Zeichnung mithelfen, dass der Tempelbau zur Vollendung geführt werden kann. Er trägt eine höhere Verantwortung und übernimmt weitere Aufgaben, von der Arbeit der vorherigen Grade ist er damit jedoch nicht entbunden.
"Geschickte Reden und ein zurechtgemachtes Äußeres sind selten Zeichen von Mitmenschlichkeit."… "Der Edle verlangt alles von sich selbst, der Primitive stellt nur Forderungen an andere." Konfuzius
Wichtigste Voraussetzung für die Aufnahme ist daher, dass sich ein Suchender mit den Werten und Idealen der Freimaurerei identifiziert und ein Interesse daran hat, an sich selbst zu arbeiten und sich aktiv zu beteiligen. Es geht der Freimaurerei nicht um Vermittlung geheimen Wissens, sondern um Selbsterkenntnis, Brüderlichkeit und ethisches Wachstum in geschütztem Raum.
Freimaurerei ist keine Religion. In den Alten Pflichten von 1723 heißt es im ersten Abschnitt unter dem Titel Von Gott und der Religion: „Ein Freimaurer ist verpflichtet, dem Sittengesetz zu gehorchen und wenn er die Kunst recht versteht, wird er weder ein einfältiger Atheist noch ein religionsfeindlicher Wüstling sein.“
Die schnelle Ausbreitung der Freimaurerei nach ihrer Organisation in Großlogen rief von Seiten der katholischen Kirche wie des Staates Kritik und zahlreiche Verbote hervor. Etwa Papst Clemens XII. verhängte 1738 gegen die Freimaurerei den Bannfluch. Selbst 1983 stellte der damalige Kardinal -nun Papst Benedikt XVI- Joseph Ratzinger in seiner Funktion als Präfekt der Glaubenskongregation (Inquisition) fest: begebe sich ein Katholik, der zum Freimaurer wird, in den Stand der schweren Sünde (was im katholischen Kirchenrecht einer selbst vorgenommenen Exkommunizierung nahezu gleich kommt), da die grundsätzliche Unvereinbarkeit von Freimaurerei und katholischer Kirche auch im neuen Codex Iuris Canonici weiterbestehe, ohne ausgesprochen zu sein…
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13. Goethe und Hesse
„So gewiß ist der allein glücklich und groß, der weder zu herrschen noch zu gehorchen braucht, um etwas zu sein.“
"Man muss das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns herum immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von einzelnen, sondern von der Masse" Goethe
Auch das Universalgenie Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) ging recht früh, im Rahmen der damaligen Zeit, eigene Wege. Als Kind lernte er leicht, wenn man seinem Spieltrieb freien Lauf ließ und begeisterte sich bald für die Literatur, die er in der umfangreichen Bibliothek seines Vaters fand.
„Alles Gescheite ist schon gedacht worden, man muß nur versuchen, es noch einmal zu denken.“
„Mit dem Wissen wächst der Zweifel.“
„Man wird nie betrogen, man betrügt sich selbst.“
Eine wesentliche Rolle im streng lutherischen Haushalt der Goethes spielte die religiöse Erziehung der Kinder, wozu die tägliche Bibellektüre und der sonntägliche Gottesdienstbesuch gehörten. Für erste Glaubenszweifel sorgte die Nachricht des Erdbebens von Lissabon 1755. Der Religionsunterricht sagte ihm wenig zu, war doch der kirchliche Protestantismus, den man uns überlieferte, eigentlich nur eine Art von trockner Moral: an einen geistreichen Vortrag ward nicht gedacht, und die Lehre konnte weder der Seele noch dem Herzen zusagen.
Einzig die Beschäftigung mit dem Alten Testament regt seine Phantasie an. Seine Haltung zur Kirche und den christlichen Dogmen blieb auch später distanziert bis ablehnend. So charakterisierte er beispielsweise die Kirchengeschichte als „Mischmasch von Irrtum und Gewalt“ und besonders die christliche Lehre von der Erbsünde entfernte ihn schon früh von der lutherischen Orthodoxie seiner Zeit.
„Allgemeine Begriffe und große Dünkel sind immer auf dem Wege, entsetzliches Unheil anzurichten.“
„Wenn man einmal weiss, worauf alles ankommt, hört man auf, gesprächig zu sein.“
„Weil du die Augen offen hast, glaubst du, du siehst.“ Egmont
Herder bestätigte ihn mit seinen Gedanken, dass nicht Stammbäume und Schlachten wichtig seien, sondern das Werden und Wesen der Völker, sichtbar in ihrer unverbildeten Dichtung: dem Alten Testament, Homer, Mythen und Sagen. Dieser ganzheitliche Ansatz kam Goethes Art zu denken nun sehr nahe und beeindruckte ihn zutiefst.
„Das eigentliche Studium der Menschheit ist der Mensch.“
„Wer sich nicht selbst befiehlt, bleibt immer Knecht.“
Sein jugendlicher Lebensweg verlief nicht so wie vom Vater gewünscht …Die vom Vater ersehnte juristische Dissertation gestaltete er mit seinen eigenwilligen Ideen so, dass sie nicht einmal zur amtlichen Zensur angenommen wurde. Der Theologieprofessor Elias Stöber bezeichnete Goethe als überwitzigen Halbgelehrten und ... wahnsinnigen Religionsverächter. Ende August 1771 wurde Goethe in Frankfurt als Lizenziat zugelassen. Er wollte wohl im Sinne fortschrittlicher, humaner Rechtsprechung und eines humanen Vollzugs tätig werden. Bereits bei seinen ersten Prozessen ging er zu forsch vor, erhielt eine Rüge und verlor die Lust. Oft ritt oder wanderte er – auch im Schneesturm – von Frankfurt nach Darmstadt; sein Drang in die Natur war eine Trotzreaktion: Sturm und Drang.
Es war eine sehr bewegte Zeit, sie schwankte unentschlossen zwischen Sentimentalität und Sturm und Drang, Klassizismus und beginnender Romantik am Vorabend zur weltverändernden französischen Revolution. 1780 wurde er als Lehrling in die Weimarer Freimaurerloge Anna Amalia zu den drei Rosen aufgenommen.
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Gemeinsam mit dem Anatomieprofessor Justus Christian Loder entdeckte Goethe 1784 bei zielgerichteten Forschungen in der Jenaer Anatomie den Zwischenkieferknochen am menschlichen Schädel. Nach herrschender Meinung sollte er nur bei Tieren vorkommen. Goethe, der eine „geheime“ Verwandtschaft zwischen Tier und Mensch „ahnend schaute“, sah genauer hin als alle anderen und hatte Erfolg.
„Willst du dich am Ganzen erquicken, so muss du das Ganze im Kleinsten erblicken.“
„Willst Du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. Lerne nur das Glück ergreifen, denn das Glück ist immer da!“
„Des Menschen Seele gleicht dem Wasser: Vom Himmel kommt es, zum Himmel steigt es und wieder nieder zur Erde muss es - ewig wechselnd.“
Ständig nahm er Bildungsstoff von allen Seiten in sich auf, um ihn zu verarbeiten. Er forschte in den Literaturen des Auslands und aller Zeitalter. Gerade als die Völker sich gegen die französische Fremdherrschaft erhoben, „flüchtete“ er in den Nahen Orient: er begann das Studium des Arabischen und Persischen, las im Koran und Verse des persischen Dichters Hafis.
Ein in der nichtislamischen Welt recht unbekannter Aspekt ist Goethes schon sehr frühes Interesse (1772) für den Islam. Das muslimische Interesse an Goethe gründet sich auf seine Gedichtsammlung West-östlicher Diwan und seine dazu gehörigen „Noten und Abhandlungen“. Dieses Spätwerk erschien 1819 und ist ein Hinweis auf Goethes „innere Auswanderung“ in den Islam, Goethe hielt jedoch Hafis, den Religionskritiker, Anhänger des Sufismus und Verherrlicher des Weins, für einen authentischen Muslim.
„Welche Regierung die beste sei? Diejenige, die uns lehrt, uns selbst zu regieren.“
„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“
„Es hört doch jeder nur, was er versteht.“
„Wir erschrecken über unsere eigenen Sünden, wenn wir sie an anderen erblicken.“
„Es ist nicht genug, zu wissen, man muß auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muß auch tun.“
„Einer neuen Wahrheit ist nichts schädlicher als ein alter Irrtum.“
„Es bleibt einem jeden immer noch soviel Kraft, das auszuführen, wovon er überzeugt ist.“
„Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist, kommt ihm vieles entgegen. … Du gleichst dem Geist, den du begreifst.“
„Die beste Freude ist wohnen in sich selbst.“
„Um Gutes zu tun brauchts keiner Überlegung.“
alles: Goethe
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Ein weiterer wichtiger „Sucher“ und Schriftsteller war Hermann Hesse (1877 – 1962). Ihm wurden unter anderem 1946 der Nobelpreis für Literatur und 1955 die Friedensklasse des Ordens „Pour le Mérite” verliehen.
„Solange du nach dem Glücke jagst, bist du nicht reif zum Glücklichsein und wäre alles Liebste dein. Solang du um Verlornes klagst und Ziele hast und rastlos bist, weißt du noch nicht, was Friede ist. Erst wenn du jeden Wunsch entsagst, nicht Ziel mehr noch Begehren kennst, das Glück nicht mehr mit Namen nennst, dann reicht dir des Geschehens Flut nicht mehr an’s Herz, und deine Seele ruht.“
Hermann Hesse wurde 1877 in Calw (Württemberg) im Nordschwarzwald geboren. Er stammte aus einer christlichen Missionarsfamilie und wuchs in einer behüteten und intellektuellen Familienatmosphäre auf. Beide Eltern waren im Auftrag der Basler Mission in Indien tätig. Er war ein sehr fantasievolles Kind, reich an unterschiedlichsten Gefühlen, und hatte ein ausdrucksstarkes Temperament. Seine Welt war einerseits geprägt vom Geist des schwäbischen Pietismus, aber auch von der Offenheit für Neue Impulse durch unterschiedliche Kulturkreise, die ihn durch seine Familie(ngeschichte) beeinflusste.
Zudem stand Hermann Hesse die umfassende Bibliothek seines promovierten und eine Vielzahl von Sprachen beherrschenden Großvaters Hermann Gundert mit Werken der Weltliteratur zur Verfügung, die er sich intensiv erschloss.
„Nach meiner Erfahrung ist der ärgste Feind und Verderber der Menschen der auf Denkfaulheit und Ruhebedürfnis beruhende Drang nach dem Kollektiv, nach Gemeinschaften mit absolut fester Dogmatik, sei diese nun religiös oder politisch.“
1881 zog die Familie für fünf Jahre nach Basel, wo Hesse Schüler in der Internatsschule der Mission war, die Familie zog dann aber 1886 wieder nach Calw zurück. Nach der Calwer Lateinschule kam er 1891 in das evangelisch-theologische Seminar in Maulbronn, von wo ihn jedoch sein „rebellischer Charakter“ flüchten ließ.
Nun begann, begleitet von heftigen Konflikten mit den Eltern, eine Odyssee durch verschiedene Anstalten und Schulen…. Er fühlte sich von Gott, den Eltern und der Welt verlassen und sah hinter den starren pietistisch-religiösen Traditionen der Familie nur noch Scheinheiligkeit.
Ab 1895 arbeitete er in verschiedenen Buchhandlungen und beschäftigte sich nebenbei intensiv mit theologischen Schriften, sowie Goethe, Lessing, Schiller und Texte zur griechischen Mythologie. Später dann Werke der deutschen Romantik, allen voran Novalis, Clemens Brentano, Joseph Freiherr von Eichendorff und Tieck.
Ab 1899 arbeitete Hesse in der Reich'schen Buchhandlung, einem angesehenen Antiquariat in Basel. Da seine Eltern engen Kontakt zu Basler Gelehrtenfamilien pflegten, öffnete sich ihm hier ein geistig-künstlerischer Kosmos mit den reichsten Anregungen.
Es entstanden erste Erzählungen, sodaß er ab 1904 als freier Schriftsteller leben konnte. 1907 schloss er sich dem wandernden Dichter und Naturpropheten Gusto Gräser an, zog in dessen Grotte „in den Felsen“ bei Ascona, die ihm zu seinem „heiligen Land“ wurden. Hier wurzeln seine „Legenden aus der Thebais“. Das Jüngerschaftserlebnis bei einem Einsiedler in der Wildnis blieb ein wiederkehrendes Motiv seiner Dichtung bis hin zu den Lebensläufen des „Glasperlenspiels“. Gräser öffnete ihm auch den Zugang zur geistigen Welt des Ostens.
Inhaltlich wandte sich Hesse gegen die wachsende Industrialisierung und Verstädterung, womit er eine Tendenz der Lebensreform und der Jugendbewegung aufgriff. Insbesondere wurde ihm der Monte Verità um Gusto Gräser zum Inbegriff einer alternativen Lebensform. Auch die Beschäftigung mit der Archetypenlehre des Psychologen C.G. Jung beeinflusste viele Werke, wie etwa den Demian.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt in Hesses Werk ist die Spiritualität, die sich vor allem in dem Roman „Siddhartha“ finden lässt. Indische Weisheitslehren, der Taoismus, der ihm durch Gusto Gräser nahegebracht wurde, und christliche Mystik bilden seinen Hintergrund. Die Haupttendenz, wonach der Weg zur Weisheit über das Individuum führt, ist jedoch ein typisch westlicher Ansatz, der keiner asiatischen Lehre direkt entspricht, auch wenn durchaus Parallelen im Theravada-Buddhismus zu finden sind.
1919 siedelte Hesse ins Tessin um und schuf viele äußerst wichtige Romane und Erzählungen, die auch seinen inneren Weg wiedergeben und vor allem seit den 60er Jahren, in fast alle Sprachen übersetzt, weltweit Menschen auf ihrem Weg begleiten….
S T U F E N
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern In andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben. Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, An keinem wie an einer Heimat hängen, Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, Er will uns Stuf um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen, Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen. Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde Uns neuen Räumen jung entgegen senden, Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden... Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
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14. Theosophie, Rudolf Steiner & Anthroposophie
Das Wort Theosophie stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Göttliche Weisheit“ oder „Weisheit der Götter“. „Theos“ bedeutet Gott und „Sophia“ ist die Weisheit.
Theosophie ist eine religiöse Weltanschauung, die mittels Philosophie, Theologie und ähnlichen Lehren versucht, eine höhere Wahrheit zu erlangen, um zu einer höchsten Ethik und einer Vollendung des Seins zu gelangen. Theosophische Lehren gibt es seit der Antike, und diese sind teilweise mit Askese, Mystik, Astrologie, Esoterik und Okkultismus verbunden.
Elemente der Theosophie finden sich z. B. auch in der Gnosis, im Neuplatonismus, in der Kabbala, bei den Rosenkreuzern, den Katharern, bei Paracelsus, bei Hildegard von Bingen und besonders in der russischen Religionsphilosophie, wie etwa Solowjow, Berdjajew, S.N. Bulgakow. Theosophie erhebt den Anspruch, dass ihre Lehren auf den geistigen, mentalen und physischen Grundprinzipien und Wirkungsweisen der Natur beruhen.
Gemäß der Gründerin der Theosophischen Gesellschaft, Helena Petrovna Blavatsky, resultieren sie aus den Erkenntnissen und Erfahrungen der großen Weisen des Menschengeschlechts, die der Menschheit in ihrer Evolution bereits weit vorausgingen und das geistige Erbe der Menschheit überliefern. Sie berücksichtigen und umfassen die drei großen Denkrichtungen des Menschen: Wissenschaft, Philosophie und Religion.
Die fundamentale Identität aller Seelen mit der universellen Oberseele, welch letztere selbst ein Aspekt der unbekannten Wurzel ist; und die Verpflichtung für jede Seele – einen Funken der vorgenannten –, den Zyklus von Inkarnation, oder ,Notwendigkeit‘, in Übereinstimmung mit zyklischem und karmischem Gesetz während seiner ganzen Dauer zu durchwandern. Kosmologie und Anthropologie basieren auf fundamentalen Prinzipien der sowohl physischen als auch metaphysischen Natur. In dem anfang- und endlosen Universum ist alles Existierende, jede Wesenheit, in seiner fundamentalen Essenz mit dem kosmischen Bewusstsein verwandt und wird von ihm in allen seinen Teilen belebt und beseelt. Damit sind alle Lebewesen als eine unauflösbare Universale Bruderschaft miteinander verbunden.
Der physische Körper wird dabei als nur ein Bestandteil des Menschen angesehen, durch den sich die menschliche Seele in der physischen Welt bewegt, diese wahrnimmt und an ihr teilnimmt.
Das Sanskritwort „Kama“ bedeutet Wunsch, es ist zusammen mit dem Willen die vorwärtstreibende Kraft in der menschlichen Konstitution. Von Natur aus ist Kama zunächst farblos, weder gut noch schlecht, außer in dem Maße, wie es durch den menschlichen Willen im täglichen Leben benutzt wird. Für Kama wird im Kontext mit Wille oft das Symbol von Pferd und Reiter verwendet, in dem Sinne, dass der Reiter, als Symbol für den Willen, das Pferd, die wildgewordenen Wünsche, regulieren muss und die Richtung vorgibt.
Das Denken (Manas) ist die Stufe, die für Menschen als denkende Wesen die wichtigste ist. Manas ist in der Theosophie in Verbindung mit Kama und den niederen Aspketen von Buddhi der Sitz der menschlichen Seele und in sich dual, entweder mehr von niederen Wünschen oder höheren Wünschen beeinflusst.
Eine im theosophischen Sinne optimale Unterscheidungskraft (Buddhi) ist im Menschen unvollkommen entwickelt. Sie schlägt sich als Intuition in der menschlichen Seele nieder und inspiriert den Menschen zu mehr altruistischen Taten. Über Buddhi ist die menschliche Seele mit der inneren Göttlichkeit, den inneren geistigen Kern verbunden. Helena Blavatsky nannte „Buddhi“ den Rettungsanker für die menschliche Seele.
Atman bedeutet in Verbindung mit Buddhi die innere Göttlichkeit des Menschen.
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Grundlegend ist auch das Verständnis der Lehre von der Wiedergeburt der menschlichen Seele in menschlichen Körpern. Die zyklische Wiedergeburt der Seele, um sich evolutionsmäßig weiterzuentwickeln und dabei vergangenes Karma (in vergangenen Leben gelegte Ursachen) abzuarbeiten. Durch das Gesetz von Karma wird jede Wesenheit, jedes Individuum, immer wieder dorthin zurückkehren, wo ihre in einem früheren Leben gelegten karmischen Saaten zur Entfaltung gelangen können. Sie wird unweigerlich mit ihren eigenen karmischen Impulsen wieder konfrontiert. Karma in Verbindung mit der Reinkarnation ist somit die Lehre von der unbedingten Gerechtigkeit und Harmonie. Karma wurde auch die Zwillingslehre zur Reinkarnation genannt, weil eine die andere bedingt. Durch das Legen karmischer Ursachen muss der Mensch wieder inkarnieren, um diese wieder auszugleichen.
Die Lehre von „Ursache und Wirkung“ und die Zwillingslehre der Reinkarnation: Jede Handlung ruft eine ihr entsprechende Wirkung hervor. Diese kommt auf ihren Ausgangspunkt, die verursachende Person zurück. In der Regel wird dies als „negativ“ oder „positiv“ erfahren, ist aber letztlich nur die in der ursprünglichen Handlung liegende Charakteristik, die vom Menschen entsprechend empfunden wird. Da alles in der Natur miteinander verbunden ist und gegenseitig ineinandergreift, werden auch andere Personen und Wesen von den Taten eines Einzelnen beeinflusst. Dies ruft dementsprechende Rückwirkungen hervor. Wenn Disteln gesät werden, können nicht Rosen geerntet werden. Somit liegt im Gesetz von Karma eine tiefgehende Ethik. Karma ist kein Fatalismus, da der Mensch immer einen freien Willen besitzt.
Theosophie versteht unter Universaler Bruderschaft mehr als eine rein politische oder soziale Verbindung, sondern betrachtet Universale Bruderschaft als eine Tatsache in der Natur, die auf dem Aufbau und der Struktur der Natur basiert. Universale Bruderschaft ist eine spirituelle oder geistige Einheit, die darauf beruht, dass alle Wesenheiten in der Essenz ihre Lebenswurzel im kosmischen Bewusstsein haben. Somit sind alle Wesen durch innere Bande miteinander verwandt, und daraus resultiert, dass die Kooperation und das „Miteinander“ in der Natur eine wesentlich stärkere und natürlichere Komponente in der Evolution ist, als das so genannte „Überleben des Stärkeren“. In der Universalen Bruderschaft liegt auch das Fundament für menschliche Ethik.
Der Mensch, wie tatsächlich alle sich evolvierenden Wesen, enthält alles in sich, was der Kosmos enthält, da er ein untrennbarer Teil von ihm und sein Kind ist. Man kann den Menschen nicht vom Universum trennen. Alles, was das Universum enthält, ist auch in ihm enthalten, latent oder aktiv; und Evolution ist das Hervorbringen dessen, was im Innern ist.
Theosophie, als universelles Bemühen um das Verständnis des Göttlichen, des zugrundeliegenden Planes der Evolution, ist in allen alten Kulturen zu finden. Nach dem Verständnis der Theosophen wurde sie in einer ununterbrochenen Kette in Indien gefunden; aber auch im altem Griechenland, wie die Schriften von Plato (427-347 v. Chr.), Plotin und andere Neuplatoniker zeigten, bis hin zu Jakob Böhme (1575-1624).
„Gefangen sind wir im Körper, wie eine Auster in ihrer Schale.“
„Für den Philosophen ist der Körper ein beunruhigendes Element und hindert die Seele am Erwerb der Erkenntnis..., was ist Reinigung, wenn nicht... die Freigabe der Seele von den Ketten des Körpers?“ Sokrates, bei Plato: „Phaidon“
Die Ziele der ursprünglichen Theosophischen Gesellschaft lauten: 1. Bruderschaft unter den Menschen, ohne Unterscheidung von Rasse, Farbe, Religion oder sozialer Stellung; 2. Studium der alten Weltreligionen mit dem Ziel, sie zu vergleichen und aus ihnen universale Ethik herauszulesen; 3. Studium und Entwicklung der latenten göttlichen Kräfte im Menschen.
Die Entwicklung der europäischen Theosophie war teilweise auch durch den Kontakt mit der islamischen Mystik, dem Sufismus, geprägt. Das islamische Wort für Mystik: tasawwuf wird auch als eine arabisierte Form des griechischen „Theosophie“ erklärt. Bedeutende islamische Theosophen sind Suhrawardi (gest. 1191), Nadschmuddin Kubra (gest. 1210) oder Ibn Arabi (1165-1240).
„Das Glück gehört denen, die sich selbst genügen. Denn alle äußeren Quellen des Glückes und Genusses sind, ihrer Natur nach, höchst unsicher, misslich, vergänglich und dem Zufall unterworfen.“ Arthur Schopenhauer
„Glauben und Wissen verhalten sich wie die zwei Schalen einer Waage: in dem Maße, als die eine steigt, sinkt die andere.“ Arthur Schopenhauer
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Rudolf Steiner (1861 - 1925) war ein bedeutender Philosoph und Esoteriker. Er begründete die Anthroposophie, eine gnostische Weltanschauung, die zu den neumystischen Einheitskonzeptionen der Jahrhundertwende gezählt wird. Auf Grundlage dieser Lehre gab Steiner einflussreiche Anregungen für verschiedene Lebensbereiche, etwa Pädagogik (Waldorfpädagogik), Kunst (Eurythmie, Anthroposophische Architektur), Medizin (Anthroposophische Medizin) und Landwirtschaft (Biologisch-dynamische Landwirtschaft).
„Man wird immer finden, dass diejenigen, die wirklich wissen, die bescheidensten Menschen sind.“ Rudolf Steiner
Unter einfachen Verhältnissen im abgelegenen österreichischen Waldviertel geboren, begann der junge Steiner bereits im Grundschulalter, sich neben dem wenig fordernden Unterricht an einer Dorfschule mit Hilfe von Lehrbüchern selbst Wissen anzueignen.
Nach dem Besuch der Realschule konnte Steiner dank eines Stipendiums von 1879 bis 1883 an der Technischen Hochschule in Wien Mathematik und Naturwissenschaften studieren. Daneben besuchte er aber auch Lehrveranstaltungen in Philosophie, Literatur und Geschichte.
Von 1882 bis 1897 war Steiner, anfangs noch parallel zu seinem Studium, als Herausgeber der naturwissenschaftlichen Schriften Johann Wolfgang von Goethes tätig, sowie der Werke des Philosophen Arthur Schopenhauer und des Dichters Jean Paul.
Zu seinen zahlreichen Kontakten, die Steiner in seiner Wiener Zeit (1879–1890) pflegte, gehören u.a. der Esoteriker Friedrich Eckstein, der ihn mit der Theosophie Helena Petrovna Blavatskys bekannt machte, und die Frauenrechtlerin Rosa Mayreder, seine wichtigste Gesprächspartnerin bei der Ausgestaltung seiner Freiheitsphilosophie.
In dieser Zeit entstanden einige philosophische Werke, darunter die 1894 veröffentlichte „Philosophie der Freiheit“, die Steiner 1918 in überarbeiteter Fassung erneut publizierte und auch im Alter noch als sein Hauptwerk bezeichnete. Darin entwickelte er zunächst eine Erkenntnistheorie, die in Anlehnung an den Deutschen Idealismus und namentlich an Johann Gottlieb Fichte ihren Ausgangspunkt vom erkennenden Subjekt nahm.
Entscheidend war dabei für Steiner die Erfahrung des eigenen Denkens: Die „Beobachtung“ des Denkens sei die „allerwichtigste“ Wahrnehmungsleistung des Menschen. Denn nur was er selbst denke, könne er vollkommen durchschauen. Damit sei „ein fester Punkt gewonnen, von dem aus man mit begründeter Hoffnung nach der Erklärung der übrigen Welterscheinungen suchen kann“.
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Jede Art des Seins, die weder durch Wahrnehmung noch durch Denken erfahrbar sei, wies Steiner als „unberechtigte Hypothesen“ zurück. Mit dieser Abweisung jeglicher transzendenten „Realität“, deren Existenz und zugleich prinzipielle Nicht-Erkennbarkeit andere Philosophen voraussetzten, stellte sich Steiner in Gegensatz zu der von Kant geprägten Universitäts-Philosophie seiner Zeit. Für den jungen Goethe-Forscher gab es nur eine Welt und somit keine prinzipiellen Grenzen des Erkennens. In diesem Sinn bezeichnete Steiner seine Weltanschauung auch als „Monismus“. In einem Brief bekannte er: „Ich kämpfe, seitdem ich schriftstellerisch tätig bin, gegen allen Dualismus und sehe es als Aufgabe der Philosophie an, durch eine streng positivistische Analyse unseres Erkenntnisvermögens den Monismus wissenschaftlich zu rechtfertigen, also den Nachweis zu führen, daß die in der Naturwissenschaft gewonnenen Ergebnisse wirkliche Wahrheiten sind. Deshalb mußte ich mich ebenso gegen den Kantianismus mit seinen zweierlei Wahrheiten wie gegen das moderne 'Ignorabimus' wenden.“
Steiners Monismus war jedoch nicht mit dem materialistischen Monismus identisch, den fünf Jahre später (1899) Ernst Haeckel in seinem Buch „Die Welträtsel“ popularisierte. Allerdings bekannte sich Steiner auch nach dem Erscheinen der Welträtsel zu Haeckel, obwohl dieser radikal – und sehr modern – die Konsequenzen aus seiner monistischen Weltsicht zog. So heißt es in den Welträtseln: „Der Monismus … lehrt uns die ausnahmslose Geltung der 'ewigen, ehernen, großen Gesetze' im ganzen Universum. Damit zertrümmert derselbe aber zugleich die drei großen Zentral-Dogmen der bisherigen dualistischen Philosophie, den persönlichen Gott, die Unsterblichkeit der Seele und die Freiheit des Willens.“
Seine monistische Erkenntnistheorie betrachtete Steiner aber nur als „Vorspiel“, als „philosophischen Unterbau“ einer radikal individualistischen Freiheitsphilosophie, diese Kampfansage an jede vorgegebene Wahrheit und Autorität verband Steiner mit Stirner und Nietzsche. Im Sinne der „Egoität“ (Steiner) begrüßte er Nietzsches Wort vom „Tod Gottes“ und der Stellung des Menschen „Jenseits von Gut und Böse“, er proklamierte „An Gottes Stelle den freien Menschen!“.
„Alle denken nur darüber nach, wie man die Menschheit ändern könnte, doch niemand denkt daran, sich selbst zu ändern!“ Leo Tolstoi
Solche Wendungen zeigen Steiners Ablehnung eines Glaubens an das Jenseits, an die Wiedergeburt und die Idee eines allmächtigen Gottes. Die Vorstellung eines Ausgeliefertseins des Menschen an eine ihm fremde Schicksalsmacht wies er zurück. „Es ist allein des Menschen würdig, daß er selbst die Wahrheit suche, daß ihn weder Erfahrung noch Offenbarung leite. Wenn das einmal durchgreifend erkannt sein wird, dann haben die Offenbarungsreligionen abgewirtschaftet. Der Mensch wird dann gar nicht mehr wollen, daß sich Gott ihm offenbare oder Segen spende. Er wird durch eigenes Denken erkennen, durch eigene Kraft sein Glück begründen wollen. Ob irgendeine höhere Macht unsere Geschicke zum Guten oder Bösen lenkt, das geht uns nichts an; wir haben uns selbst die Bahn vorzuzeichnen, die wir zu wandeln haben. Die erhabenste Gottesidee bleibt doch immer die, welche annimmt, daß Gott sich nach Schöpfung des Menschen ganz von der Welt zurückgezogen und den letzteren ganz sich selbst überlassen habe.“
Reale und geistige Welt fallen nicht dualistisch auseinander, sondern sie sind eins. In der Fachphilosophie fand Steiner mit seinem philosophischen Werk keine Anerkennung. Ein Habilitationsversuch im Jahre 1894 scheiterte.
Während sich Steiner in den Weimarer Jahren in gutbürgerlichen Kreisen bewegt hatte, wandte er sich in den ersten Berliner Jahren proletarisch geprägten Außenseiter-Kreisen zu. Seine Kontakte reflektierten das Motto, welches er 1899 für sein "Magazin" gewählt hatte: "Vielseitigkeit und Vorurteilslosigkeit". Auf diese Zeit als Bohèmien blickte Steiner später selbst nur ungern zurück, er selbst hat diesen als eine 'intensivste geistige Prüfung' empfundenen Lebensabschnitt mit einer 'Höllenfahrt' verglichen, der er nicht ausweichen durfte.
Als 1902 eine Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft gegründet wurde, übernahm Steiner deren Vorsitz, wodurch sich Steiners Terminologie gegenüber seinen früheren Schriften stark verändert, etwa wenn er nun von höheren Welten und Mysterien sprach. 1904 erschienen Steiners Bücher „Theosophie“ und „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?“.
Eine ausführliche Zusammenfassung seiner esoterischen Lehre gab er 1910 unter dem Titel „Die Geheimwissenschaft“, worin er in seiner mystischen Lehre mehrere Erkenntnisstufen unterschied heraus.
Steiners Bekanntheit wuchs mit seiner Hinwendung zur Theosophie kontinuierlich. Bei seinen Vorträgen füllte er zuletzt ganze Konzertsäle.
Über die Jahre kam es jedoch zu einer zunehmenden Entfremdung zwischen der Weltorganisation der Theosophischen Gesellschaft und den deutschen Sektionen und Logen. Steiner war ein wesentlicher Protagonist in dieser Auseinandersetzung, worauf er nach der formellen Auflösung der deutschen Sektion 1912 die Anthroposophische Gesellschaft gründete.
Der späte Steiner wandte sich verstärkt Kunst und Architektur zu. In den Jahren 1910 bis 1913 wurden in München seine vier „Mysteriendramen“ uraufgeführt. Von 1913 bis 1922 entstand unter seiner künstlerischen Leitung in Dornach bei Basel das Goetheanum als Zentrum der Anthroposophischen Gesellschaft und Sitz der geplanten Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.
Die Zeit in der Anthroposophischen Gesellschaft erwies sich für Steiner als ausgesprochen produktiv. Er trat in den unterschiedlichsten Lebensbereichen mit eigenen Ideen hervor und wirkte in einer enormen thematischen Breite als Impulsgeber und Erneuerer. So betätigte er sich u. a. als Reformpädagoge (Waldorf-Pädagogik), Sozialreformer („Soziale Dreigliederung“) und Künstler (Architektur, Bildhauerei, Bewegungskunst). Er begründete mit der Ärztin Ita Wegman die Anthroposophische Medizin und lieferte die weltanschauliche Grundlage für eine Religionsgemeinschaft (Die Christengemeinschaft). Zu den letzten Impulsen vor seinem Tod gehört die Anregung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Viele von Steiners Ideen sind bis heute wirkungsmächtig. So erleben etwa Waldorfschulen und -kindergärten, biologisch-dynamischer Landbau (Demeter), Anthroposophische Medizin (Weleda) und Finanzwesen (Gemeinschaftsbank, Gemeinschaft für Leihen und Schenken) stetig wachsenden Zuspruch.
Zurzeit sind nach Aussagen der Anthroposophischen Gesellschaft weltweit über 10 000 anthroposophische Einrichtungen in 103 Ländern tätig.
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Die Bezeichnung „Anthroposophie“ wurde bereits in der frühen Neuzeit verwendet. In einem anonymen Buch mit dem Titel Arbatel de magia veterum, summum sapientiae studium (1575), das dem Esoteriker und Neuplatoniker Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim zugeschrieben wird, wird Anthroposophie (ebenso wie Theosophie) der „Wissenschaft des Guten“ zugerechnet und mit „Kenntnis der natürlichen Dinge“ bzw. „Klugheit in menschlichen Angelegenheiten“ übersetzt.
Steiners Erkenntnisse entstammten nach seinen Angaben einer ihm seit seiner Kindheit bewussten und von ihm methodisch vertieften geistig-übersinnlichen Schau.
Da Steiner „Ich“ und „Welt“ nicht dualistisch geschieden vorstellt, will seine Anthroposophie Anleitung zur Selbst- und Welterkenntnis des Menschen zugleich bieten: „Unter Anthroposophie verstehe ich eine wissenschaftliche Erforschung der geistigen Welt, welche die Einseitigkeiten einer bloßen Natur-Erkenntnis ebenso wie diejenigen der gewöhnlichen Mystik durchschaut, und die, bevor sie den Versuch macht, in die übersinnliche Welt einzudringen, in der erkennenden Seele erst die im gewöhnlichen Bewusstsein und in der gewöhnlichen Wissenschaft noch nicht tätigen Kräfte entwickelt, welche ein solches Eindringen ermöglichen.“
Nach Steiner befindet sich der Mensch (und die gesamte, also auch die geistige Welt) in beständiger Entwicklung (Evolution). Das Ziel des anthroposophischen Schulungsweges sei es, durch Meditation, Selbsterziehung und Beobachtung auf einer lebenslangen 'Suche', höhere Bewusstseinsebenen zu erreichen. Dieser Schulungsweg sei individuell auszugestalten und könne von jedem Menschen beschritten werden.
Mit Goethe stellte er fest, dass der Mensch „in einer dreifachen Art mit der Welt verwoben ist. - Die erste Art ist etwas, was er vorfindet, was er als eine gegebene Tatsache hinnimmt. Durch die zweite Art macht er die Welt zu seiner eigenen Angelegenheit, zu etwas, was eine Bedeutung für ihn hat. Die dritte Art betrachtet er als ein Ziel, zu dem er unaufhörlich hinstreben soll“: als ein „gleichsam göttliches Wesen“ (Goethe) die Wahrheit zu erkennen und entsprechend handeln zu können.
Von Inkarnation zu Inkarnation, aber auch innerhalb eines „Erdenlebens“, entwickelt sich der Mensch als seelisches und geistiges Wesen. Als Stufen dieser Entwicklung, die aber auch nebeneinander existieren, werden die seelischen und geistigen Wesensglieder unterschieden. Das „niederste“ Seelenglied ist die Empfindungsseele, benannt nach einem zu Steiners Zeit gebräuchlichen Synonym für die Sinneswahrnehmung. In diesem Seelenteil leben die bewussten Eindrücke der Sinne, aber auch Triebe, Begierden und Leidenschaften. Im Unterschied zum Astralleib, für den das ebenfalls gilt, handelt es sich auf dieser seelischen Ebene um Regungen, welche über das Naturhafte und Gattungsmäßige hinausgehen, wodurch sich also der Mensch als Individualität vom Tier unterscheidet.
Das zweite Seelenglied ist die Verstandesseele, in der sich das Denken entfaltet. Das dritte Seelenglied schließlich wird Bewusstseinsseele genannt. In ihr erhebt sich das Individuum aus der Subjektivität zum Wahren und Guten, das über die Eigenpersönlichkeit hinaus Gültigkeit hat.
„Aus Lügen, die wir glauben, werden Wahrheiten, mit denen wir leben.“ Oliver Hassencamp
„Kleider machen Leute - aber keine Menschen!“ Rainer Bacher
Unter biologisch-dynamischer Landwirtschaft wird Landbau, Viehzucht, Saatgutproduktion und Landschaftspflege nach anthroposophischen Grundsätzen verstanden, Produkte können unter der Marke Demeter vertrieben werden.
Bereits in den 1920er Jahren machten manche Menschen beunruhigende Beobachtungen über die Entwicklung der Nahrungs- und Bodenqualität. Vor allem Landwirte, Gutsbesitzer und Lebensmittelverarbeiter, die der Anthroposophie Rudolf Steiners nahe standen, gaben an, dass die Nahrungsmittel, mit denen sie täglich zu tun hatten, weniger gut schmeckten als die, die sie noch in der Kindheit genossen hatten. Beim Getreide und anderen Kulturen sei ein Nachlassen der Vitalität/Qualität zu bemerken. Dieses Gefühl der Qualitätsverschlechterung entstand in einer Zeit, in der die mineralische Stickstoffdüngung, lange nach dem Erscheinen des Hauptwerks Justus Liebigs ("Die Organische Chemie in Anwendung auf Agrikultur und Physiologie", 1840), gerade aufgegriffen wurde und sich langsam die Massenproduktion von Nahrungsmitteln entwickelte.
In Wissenschaft und Praxis waren damals wenig Ambitionen zur Erhaltung der Nahrungsmittelqualität und der Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen Krankheiten und Schädlinge zu verzeichnen, und so erhoffte sich ein zunächst kleiner Kreis von Menschen aus der Anthroposophie neue Impulse für den Landbau.
Grundlage des biologisch-dynamischen Landbaus ist wie oben erwähnt die Anthroposophie. Aus dem "Kreislaufgedanken" heraus ist das Ziel, den landwirtschaftlichen Betrieb als Organismus zu sehen. Von außen sollen möglichst wenige Betriebsmittel auf den Betrieb gelangen bzw. die, die nötig sind, sollen so weit eingearbeitet werden, dass sie betriebsspezifisch werden. Der Betrieb wird als Individualität angesehen, die ihre eigene Charakteristika hat. Organisch ist die Forderung zu verstehen, möglichst viele Tier- und Pflanzenarten auf dem Hof zu haben. Die konventionelle und auch Teile der ökologischen Landwirtschaft betrachten den Einsatz biologisch-dynamischer Präparate mit Skepsis, da die behauptete Wirksamkeit nicht im materiell messbaren Bereich liegt. Konventionelle chemische und herkömmliche biologische Düngemittel geben den Pflanzen die Stoffe, die sie für besseres Wachstum benötigen, was zu höheren Erträgen führt. Die biologisch-dynamische Landwirtschaft erhebt den Anspruch, durch den Einsatz der Präparate den Pflanzen eine spezifische Qualität zu ermöglichen. Dieses Konzept weist Ähnlichkeiten zu dem der Homöopathie im Bereich der Medizin auf, die dem Körper keine direkte Hilfe, sondern Hilfe zur Selbsthilfe geben will.
„Wer so tut, als bringe er die Menschen zum Nachdenken, den lieben sie. Wer sie wirklich zum Nachdenken bringt, den hassen sie.“ Aldous Huxley
„Lasst uns unseren Verstand zusammennehmen und bedenken, welches Leben wir unseren Kindern hinterlassen können.“ Sitting Bull
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15. Homöopathie, Bachblütentherapie & Feinstofflichkeit
Der deutsche Arzt Christian F. S. Hahnemann (1755 - 1843) ist der Begründer der Homöopathie. Um 1778 trat er den Freimaurern bei und schloß im Jahr darauf sein Medizinstudium in Erlangen ab. Sein Leben verlief äußerst unruhig, ständig unterwegs –äußerlich wie innerlich-, entwickelte er nach langer Forschung ab 1800 konsequent seine Homöopathie. Hierbei wurde er von Seiten seiner Ärztekollegen wie auch von der Zunft der Apotheker diffamiert und angegriffen.
1810 schließlich veröffentlichte er die erste Auflage seines Grundlagenwerks zur Homöopathie mit dem Titel „Organon der Heilkunst“. Dieses Werk wirkte, auch wegen der in ihm enthaltenen scharfen Polemik, sofort deutlich polarisierend. Hahnemann wurde nun als Haupt einer neuen Schule angesehen.
Eine große Rolle für die Akzeptanz und Durchsetzung der Homöopathie spielten seine Stellungnahmen zu den großen Choleraepidemien der Jahre 1830 und 1831. In Paris schließlich verbrachte Hahnemann seine letzten acht Jahre als angesehener und vielbeschäftigter Arzt.
Die Homöopathie = „ähnliches Leiden“, von griechisch: „das gleiche, gleichartige“ und „das Leid, die Krankheit“ behandelt also nach dem Ähnlichkeitsprinzip: „Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt“ (similia similibus curentur). Das entscheidende Auswahlkriterium für ein homöopathisches Arzneimittel ist demnach, dass es an Gesunden ähnliche Symptome hervorrufen kann wie die, an denen der Kranke leidet. „Man ahme der Natur nach, welche zuweilen eine chronische Krankheit durch eine andere hinzukommende heilt und wende in der zu heilenden Krankheit dasjenige Arzneimittel an, welches eine andere, möglichst ähnliche künstliche Krankheit zu erzeugen imstande ist, und jene wird geheilt werden.“
In der Geschichte der Medizin lässt sich das Simile-Prinzip ansatzweise bereits im Corpus Hippocraticum und den Schriften des Theophrast von Hohenheim (Paracelsus) finden.
Auch aufgrund der Potenzierung (Verdünnung), nach welcher kein Wirkstoff wissenschaftlich mehr nachweisbar ist ist die Homöopathie als Pseudowissenschaft verrufen. In der „Krise der Medizin“ in den 1920er Jahren fanden Naturheilkunde, Lebensreformbewegung und alternative Heilverfahren verstärkt Zulauf. Sowie seit Mitte der 1970er Jahre erlebt die Homöopathie mit der Zunahme der Beliebtheit alternativer Heilmethoden wieder einen Aufschwung.
„Krankheiten der Seele können den Tod nach sich ziehen, und das kann Selbstmord werden.“ Georg Christoph Lichtenberg
„Der Glaube der meisten Menschen ist Befangenheit ohne alle Klarheit.“ J. J. Wilhelm Heinse
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Ähnlich entwickelte der englische Arzt Edward Bach (1886 - 1936) seine nach ihm benannte Bach-Blütentherapie, ein alternativmedizinisches Behandlungsverfahren.
Nach seinem Medizinstudium am University College Hospital in London erhielt er sein Diplom in Cambridge. Er arbeitete anfangs als Chirurg, medizinischer Leiter, danach als Assistent in der bakteriologischen und immunologischen Abteilung, wobei er dann bald aus bakteriellen Impfstoffen homöopathische Verdünnungen entwickelte.
1920 eröffnete er eine Praxis in London, die er nach 10 Jahren wieder schloß und sich intensiv der Kräuterheilkunde widmete. Hierbei begann er Patienten mit seiner Blütentherapie kostenlos zu behandeln; sein Verhalten wurde von der ärztlichen Standesorganisation missbilligt, er behielt aber seine Zulassung.
In seinem bekanntesten Buch „Heilen Sie sich selbst“ schreibt er: „Krankheit wird nie durch anwesende materialistische Methoden kuriert oder ausgerottet, aus dem einfachen Grund, dass Krankheit in ihrem Ursprung nicht materiell ist. … Krankheit ist im Wesentlichen das Ergebnis des Konflikts zwischen der Seele und dem Verstand und wird nie ausgerottet werden, außer durch geistige und mentale Bemühung.“
Die zentrale Idee, die einer Bachblütentherapie zugrunde liegt, ist, dass jede körperlichen Krankheit aus einer seelischen Gleichgewichtsstörung resultiert. Die eigentliche Ursache dieser Störung ist ein Konflikt zwischen der unsterblichen Seele und der Persönlichkeit, und eine Heilung kann nur durch eine Harmonisierung auf dieser geistig-seelischen Ebene bewirkt werden.
Dazu beschrieb er ursprünglich neunzehn Gemütszustände (u. a. Ängstlichkeit, Ärger, Kummer), erweiterte das Repertoire dann aber auf 38 disharmonische Seelenzustände der menschlichen Natur. Diesen ordnete er Blüten und Pfanzenteile zu, die er in Wasser legte oder kochte und die ihre Schwingungen an das Wasser übertragen sollten. Aus diesen Wassern werden anschließend die Blüten-Essenzen hergestellt. Im Gegensatz zum Simile-Prinzip in der Homöopathie sollen diese Essenzen als positiver Gegenpol eine Harmonisierung negativer Seelenzustände direkt bewirken.
Bach zufolge besteht jeder Mensch aus einer unsterblichen Seele, einer sterblichen Persönlichkeit und einem "Spirituellen Selbst", das zwischen Seele und Persönlichkeit vermittle. Mit Hilfe des "Spirituellen Selbst" sucht die Seele in der Persönlichkeit jene Aufgaben zu verwirklichen, die dem jeweiligen Menschen als Teil eines größeren kosmischen Energiefeldes aus ebendiesem zugewiesen wurden. Etwaige Störungen im Verhältnis zwischen diesen Aufgaben und dem tatsächlichen Lebensvollzug äußern sich im Auftreten negativer Seelenzustände, die ihrerseits als körperliche Erkrankungen in Erscheinung träten. Laut Bach gibt es achtunddreißig solcher Negativzustände, von Angst, Eifersucht und Hass hin zu Misstrauen, Unsicherheit und Verzagtheit. Um zu gesunden gilt es, die hinter jeder Erkrankung stehenden negativen Gedanken und Gefühle mittels übergeordneter Schwingungen zu harmonisieren.
Allerdings werden keine Wirkstoffe in herkömmlichem Sinne extrahiert. Vielmehr werden die Blüten oder Pflanzenteile lediglich für kurze Zeit in Quellwasser eingelegt und dem Sonnenlicht ausgesetzt. Das Wasser soll sich dadurch in einem Prozess natürlicher Alchimie mit dem Schwingungsmuster der jeweiligen Pflanze anreichern.
Leider starb er bereits im Alter von 50 Jahren an Herzversagen und seine Ideen wurden fast vergessen, bis er Ende der 70er Jahre wiederentdeckt wurde. Da eine Wirksamkeit der Bach-Blütentherapie wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden konnte, gilt sie lediglich als pseudowissenschaftliche Theorie.
So beschäftigt sich die Arbeit u.a. von den Ärzten Hahnemann und Bach mit so genannten Feinstofflichem. Die Existenz von Feinstofflichkeit ist die esoterische und spirituelle Vorstellung, dass es eine Substanz gibt, die eine feinere Beschaffenheit als die grobstoffliche Materie besitzt. Sie wird beispielsweise auch für eine Beschreibung von Heiligenscheinen, Auren und Seelen verwendet. Aufgrund der ausschließlichen und oberflächlichen Orientierung auf „Grob“-stoffliches wird „Feines“ geleugnet, negiert und unterdrückt, bzw. von den meisten Religionen missbraucht.
Bereits in den Vorstellungen der hinduistischen Lehre von Sankhya, Yoga und Vedanta wird neben dem grobstofflichen Körper von einem feinen, subtilen oder feinstofflichen Körper gesprochen.
„Der Weise wirkt, ohne in den natürlichen Fluss der Dinge einzugreifen. Er lehrt ohne Worte.“ Laotse
„Die Welt ist nur ein Spiegel des eigenen Wesens.“ Lama Govinda
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16. C.G. Jung, Wilhelm Reich und Albert Einstein
Der Schweizer Carl Gustav Jung (1875 - 1961) wurde als Sohn eines Pfarrers geboren und war der Begründer der Analytischen Psychologie.
1895 – 1902 studierte er in Basel Medizin und sammelte in dieser Zeit auch psychiatrische Erfahrungen. Seine Dissertation von 1902 war ein Beitrag „Zur Psychologie und Pathologie so genannter occulter Phänomene“. Zuerst vom „Vater der Psychoanalyse“ Siegmund Freud beeinflusst, ging er sehr bald eigene Wege.
1913 gab er seine Lehrtätigkeit an der Universität Zürich auf. Fortan war er bis auf Unterbrechungen durch ausgedehnte Reisen in den zwanziger Jahren - vor allem nach Afrika und Asien - in eigener Praxis tätig und publizierte seine Überlegungen und Ansichten, die er nunmehr Analytische Psychologie oder Komplexe Psychologie nannte.
In der Schweiz nahm er 1933 an der ETH Zürich - ab 1935 als Titularprofessor - wieder eine Lehrtätigkeit auf, die er bis 1942 fortführte. Ab 1944 war er Professor in Basel. In seinen letzten Lebensjahren führte er vermehrt Forschungen über seine Theorie des kollektiven Unbewussten und die Bedeutung der Religion für die Psyche durch.
"Wer nach außen schaut, träumt. Wer nach innen schaut, erwacht." Carl Gustav Jung
Carl Gustav Jung hat mit seinem Werk nicht nur die Psychotherapie, sondern auch die Psychologie, Theologie, Völkerkunde, Literatur und Kunst beeinflusst. In die Psychologie sind vor allem seine Begriffe Komplex, Introversion, Extraversion und der des Archetypus eingegangen.
Ein Komplex ist eine Konstellation von Gefühlen, Gedanken, Wahrnehmungen und Erinnerungen, die sich um einen bestimmten bedeutenden Zusammenhang gesammelt haben und mit diesem Kern des Komplexes assoziiert sind.
Das Ich sieht Jung lediglich als einen Komplex unter vielen anderen an. Es ist aber gleichzeitig das Zentrum des Bewusstseins. Bewusst wahrnehmen kann man folglich nur Dinge, die mit dem Ich-Komplex assoziiert sind. Das persönliche Unbewusste besteht meist aus gefühlsbetonten Komplexen, sowie aus Verdrängtem, Vergessenem oder Ignoriertem. Die Persona (lateinisch für: Maske) dient der Anpassung an die Außenwelt im Sinne eines normativen, sozialverträglichen Verhaltens. Sie ist nicht mit dem Ich identisch.
Der Schatten ist die dunkle Seite der Persönlichkeit, die wegen Sozialfeindlichkeit unterdrückten und ins Unbewusste abgeschobenen negativen Eigenschaften eines Menschen. Solange keine Auseinandersetzung des Ichs mit dem Schatten stattgefunden hat, wird dieser häufig auf Personen oder Objekte außerhalb des Ichs projiziert (Schattenkonzept).
Die Auseinandersetzung mit dem Schatten, d.h. dessen Integration stellt einen wichtigen und unabdingbaren Schritt auf dem Weg zur Ganzwerdung, Individuation der Persönlichkeit dar. Sie stellt ein vorwiegend moralisches Problem dar, das vom Individuum beträchtliche seelische Anpassungsleistungen erfordert.
Das "Kollektive Unbewusste" besteht aus ererbten Grundlagen der Menschheitsgeschichte. Auf ihm beruhen alle entwicklungsgeschichtlich jüngeren Persönlichkeitsstrukturen, wie etwa das Ich. Im kollektiven Unbewussten manifestieren sich Archetypen.
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Nach Jung sind Archetypen universell vorhandene Urbilder in der Seele aller Menschen, unabhängig von ihrer Geschichte und Kultur. Dazu zählen Vorstellungen, Gegenstände und Lebewesen aus der Umwelt. Um die Existenz von Archetypen, die nicht direkt, sondern als Anbahnungen von Vorstellungen vererbt werden, nachzuweisen, sammelten Jung und seine Mitarbeiter Material aus unterschiedlichen Zeiten und Kulturen. Sie betrachteten auf dem Hintergrund dieser Spuren Träume von Patienten und fanden dabei Vorstellungen, die den bildlichen Darstellungen fremder Kulturen, mit denen der Träumer niemals in Berührung gekommen war, stark ähneln. Sie stellten die These auf, dass religiöse und kulturelle Zeugnisse verschiedener Völker in begrenzten Variationen, ähnliche Motive, Vorstellungen und Ausdrucksformen hätten. Jung recherchierte hierzu sehr viel Material, was aus unterschiedlichen Zeiten und aus vielen Kulturen stammte und stellte in den Darstellungen fest, dass bestimmte Bilder, Motive und Symbole sich immer wiederholen, ohne dass die Kulturen voneinander beeinflusst worden waren.
Er nannte diese Gemeinsamkeiten Archetypen, welche im Individuationsprozess vieler seiner Patienten eine besondere Rolle zukam. Dieses Material und vor allem seine Bedeutung für die Kultur und den einzelnen setzte er in Verbindung mit den unterschiedlichen Entwicklungen seiner Patienten. Zu den Archetypen gehören: Schatten, Anima und Animus, die Große Mutter, der oder die alte Weise, das Mandala, der Abstieg der Seele zum Wasser, der Abstieg ins Totenreich, und andere. Dabei ist das Erscheinen von Archetypen in den Phantasien und Träumen stets mit dem Gefühl des Numinosen verbunden.
Archetypen bezeichnet er als Energiekomplexe, die besonders in Träumen, Neurosen und Wahnvorstellungen ihre Wirkung entfalten. Jung erklärt eine Psychose, die unter anderem dann entstehen kann, wenn eine Neurose nicht behandelt wird, als Überhandnehmen des Unbewussten, das sich des Bewusstseins bemächtigt, um dessen Einstellung zu korrigieren und das Individuum auf dem Weg zur Ganzwerdung zu befreien. Die nun symbolisch wirksamen Archetypen zielen darauf ab, die Gesamtpersönlichkeit wieder ins Lot zu bringen, indem sie archetypische, durch Numinosität (göttliche Erscheinungen, sexuelle Begierde) sehr attraktive Zielbilder ins Bewusstsein aufsteigen lassen. Diese Bilder und die Beschäftigung der Seele mit ihnen haben die Aufgabe, der Persönlichkeit eine fundamentale Balance zurückzugeben, Sinn und Ordnung zu stiften. Sie manifestieren sich daher in symbolischen Bildern universeller Gültigkeit, die einen beträchtlichen Anteil am Leben eines jeden haben.
Das Selbst ist das Zentrum der Persönlichkeit. In ihm werden alle gegenläufigen Teile der Persönlichkeit zusammengefasst und vereinigt. Es ist das Ziel des lebenslangen Individuationsprozesses, der im Wesentlichen daraus besteht, möglichst große Teile des Unbewussten dem Bewusstsein einzugliedern. Die Individuation setzt immer neue und umfassendere Anpassungsleistungen der Persönlichkeit voraus und in Gang.
Beim Abstieg des Patienten in seine eigenen seelischen Tiefen sah sich Jung als Begleiter, der allenfalls mehr Erfahrung hat und dadurch zum Gelingen des jeweils einzigartigen und individuellen Weges der betreffenden Persönlichkeit zur Individuation beitragen kann.
Bei seinem täglichen Umgang mit Patienten merkte Jung schnell, dass Menschen sehr verschieden sind und daher auch unterschiedlich behandelt werden müssen. Daraufhin entwickelte er die Unterscheidung in extravertierte und introvertierte Menschen.
Als extravertiert bezeichnete er einen Menschen, dessen Verhalten auf die äußere, objektive Welt ausgerichtet und von ihr geleitet wird. Introvertierte Menschen sind dagegen auf ihre innere, subjektive Welt ausgerichtet und verhalten sich nach ihr.
Jung ist ein wichtiger Vertreter der Selbstpsychologie innerhalb der Tiefenpsychologie. Sein Werk lässt sich nicht verstehen, wenn man nicht die Beziehung des Ichs zu seinem Persönlichkeitskern, dem Selbst, in die Psychologie mit aufnimmt. Er gehört daher in eine Reihe von Tiefenpsychologen, die den Selbstbezug und die Individualität als Kern der Menschwerdung (Objektstufe) bzw. der Kulturgeschichte (Subjektstufe i.S.d. Außenwelt) ansehen.
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Der von C.G. Jung verwendete griechische Begriff für Urbild: Archetyp nennt in der analytischen Psychologie psychische Strukturdominanten, die unbewusst sind und als Wirkfaktor das Bewusstsein beeinflussen, zum Beispiel indem sie dieses präfigurieren und strukturieren. Viele der Archetypen beruhen auf Urerfahrungen der Menschheit wie Geburt, Kindheit, Pubertät, ein Kind bekommen, Eltern sein, alt werden, Tod etc.
Ein Archetyp als solcher ist unanschaulich, eben unbewusst, ist in seiner Wirkung aber in symbolischen Bildern erfahrbar, wie beispielsweise in Träumen, Visionen, künstlerischen Erzeugnissen, Märchen und Mythen. Carl Gustav Jung leitete das Vorkommen von Archetypen aus Astrologie, vergleichender Religionswissenschaft, Träumen, Märchen, Sagen und Mythen ab.
Beispielsweise wird ein Kreis in den meisten Kulturkreisen als Symbol der Geschlossenheit, der Ganzheit und Vollständigkeit gesehen. Ein Kreuz wird mit den vier Himmelsrichtungen oder vier Elementen und somit mit einer strukturierten Ganzheit, aber auch einem Mittelpunkt assoziiert. Da der Kreis mit den Erscheinungen der Himmelskörper verbunden ist, während das Kreuz mit der Orientierung im Raum zusammenhängt, wird in den meisten Kulturen der Kreis als himmlisch und das Kreuz beziehungsweise Quadrat als irdisch angesehen. Der Kreis ist als Mandala in vielen Kulturkreisen zu finden, beispielsweise in China, Indien, Tibet, aber auch in neolithischen Kulturen, bei den Platonikern, im christlichen Europa und in der Alchemie.
„Wir schaffen die Welt, in der wir leben, indem wir sie leben.“ Maturana
Die Mythologie der unterschiedlichen Kulturkreise weist immer wieder ähnliche oder gleiche Muster, Strukturen oder symbolische Bilder auf, was als Beleg für das Vorhandensein archetypischer Strukturen in der menschlichen Psyche angesehen wird. Beispiele wären hierfür das weltweite Vorkommen von Mythen über die große Mutter oder große Göttin (sog. Mutterarchetyp), über Helden und deren Widersacher (Schattenarchetyp), aber auch über spezielle Bilder wie den Baum des Lebens (Kabbala, Christentum) oder den Weltenbaum, die bei fast allen Völkern vorkommen, beispielsweise Yggdrasil in der germanischen Mythologie, der Yaxche-Baum der Maya, der Baum mit den Früchten der Unsterblichkeit (in China) oder heilige Bäume wie die Eiche der Druiden, die Sykomore als Sitz der Göttin Hathor bei den Ägyptern und der Bodhibaum im Buddhismus.
Beispiele für ein solches instinktgeprägtes Verhalten sind verschiedene Lebensphasen wie Kindheit und Jugend oder zwischenmenschliche Beziehungen wie das Mutter-Kind-Verhältnis oder die Partnerwahl, jedoch auch das Erforschen der Umwelt, Erlernen der Sprache, Teilnahme am wirtschaftlichen Leben, Verhältnis zur Religion und die Übernahme von sozialer Verantwortlichkeit.
In der analytischen Psychologie wird das Konzept der Archetypen kollektives Unbewusstes genannt. Wenn ein archetypisches Verhalten unterdrückt wird, so manifestiert sich dieses Verhalten im Traum einseitig in einem "Schatten".
C. G. Jung war vielen Kritiken ausgesetzt, heute jedoch lässt sich ein dem Konzept des Unbewussten in der Tiefenpsychologie ähnelnder Bereich durch Untersuchungsmethoden der Hirnforschung nachweisen.
„Lebe, wie du, wenn du stirbst, wünschen wirst gelebt zu haben.“ C.Gellert
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Wilhelm Reich (1897 - 1957) wuchs zwar völlig religions-frei, jedoch mit familiären psychischen Problemen konfrontiert auf.
Dies führte zu seinem Medizinstudium, welches er durch sein Kennenlernen mit der neuen Psychoanalyse von Siegmund Freund erweiterte und schließlich ab 1920 als Psychoanalytiker arbeitete und forschte. Hierbei entwickelte er u.a. die Widerstandsanalyse, Charakteranalyse, die körperorientierte Vegetotherapie und schließlich die Orgontherapie.
Beachtung fand Reich vor allem mit seiner Beschreibung psychischer Blockaden, die er als „Charakterpanzer“ bezeichnete.
„Es fordert zuviel Denken, Geradheit, Wissen, Selbstkritik, daß ein Arzt als Hauptziel seiner Tätigkeit gerade die Verhütung derjenigen Krankheiten ansieht, von deren Heilung er lebt.“ Wilhem Reich
Eigene mikrobiologische Forschungen führten Reich 1938 zur Entdeckung der Bione, vesikulären Gebilden an der Grenze zwischen Anorganischem und Organischem, und schließlich zum Postulat einer spezifischen Energieart, die er Orgon nannte.
Diese Energieform ist die biophysikalische Grundlage für die Wirksamkeit der Psychotherapie, wirke bakterizid, töte Krebszellen und sei in Akkumulatoren konzentrierbar. Ein gerichtliches Verbot der Verwendung dieser Orgon-Akkumulatoren sowie die Verfügung, diese Geräte selbst sowie alle seine Bücher zu vernichten, wurde von Reich nicht akzeptiert. Daraufhin wurde er –seit 1939- in den USA lebend, verhaftet. Während der Haft starb Reich unter ungeklärten Umständen 1957 an „plötzlichem Herztod“.
Mit seltsam erscheinender inquisitatorischer Manier wurden daraufhin alle Arbeiten und Forschungen Wilhelm Reichs unter staatlicher Aufsicht verboten und verbrannt. (!!!)
Oberflächlich betrachtet hinterließ Reich also ein sehr heterogenes Werk, das weit über die Grenzen der Psychologie oder Psychoanalyse hinausgeht: Auf der Makroebene ragen seine Arbeiten bis hinein in die politische Soziologie; auf der Mikroebene erstrecken sie sich über Biologie, Mikrobiologie bis hin zur Physik.
Zahlreiche Autoren, auch wissenschaftliche Kritiker, bestätigten, dass Reichs Werk durch Beweiskraft und Logik gekennzeichnet ist. Die Thesen Wilhelm Reichs provozierten oft ungewöhnlich heftige Reaktionen, seine Arbeiten polarisierten und polarisieren heute noch sehr stark.
Freud ging davon aus, dass Störungen der Psyche durch Verhinderung der freien Entladung dieser libidinösen Energie in der Kindheit entstehen, z. B. durch moralische Verbote bestimmter lustvoll besetzter Handlungen, überbehütendes oder übermäßig strenges Verhalten der Eltern etc. Auf diesem Konzept baute Reich seine Theorie der orgastischen Potenz auf. Reich wollte in seiner klinischen Arbeit mit seinen Patienten festgestellt haben, dass alle Neurotiker eine sexuelle Störung im Erleben des Orgasmus zu haben schienen.
Auf der Grundlage seiner Arbeit im „Wiener Seminar für Psychoanalytische Therapie“ kam Reich zu einer von der Freudschen Analyse abweichenden Erklärung der Phänomene Widerstand und Übertragung. Nach Reich ist der Widerstand eines Patienten durch dessen Körperpanzerung verursacht. So reagiert jeder Patient gemäß seiner Körperpanzerung auf die Therapie mit einer spezifischen Abwehr, die unterschiedliche Formen annehmen kann. Diese individuelle Organisation der Abwehrmuster nannte Reich den „Charakterpanzer“. Er ging davon aus, dass der Charakterpanzer das Resultat der erstarrten Lebensgeschichte eines Menschen ist, also „die funktionelle Summe aller vergangenen Ereignisse“.
Lust und Angst sind demnach als gegensätzliche Manifestationen desselben Mechanismus zu verstehen. Reich brachte diese Vorstellung mit der Reaktion des Organismus auf Acetylcholin (u. a. Weitung der Gefäße) oder Adrenalin (u. a. Verengung der Gefäße) in Verbindung. Angst führe demnach zu einer Kontraktion der Muskeln, Lust zu einer Weitung/Entspannung. Die Verkrampfung der Muskulatur sei körperliche Folge des Verdrängungsprozesses sowie die Grundlage seiner Aufrechterhaltung.
Reich beobachtete an seinen Patienten, dass es häufig bei der Bearbeitung der Muskulatur zu plötzlichen affektiven Ausbrüchen kommt, die (verdrängte) Erinnerungen hervorbringen können. Dies wurde später auch von anderen körpertherapeutisch Arbeitenden bestätigt, wie u.a. Alexander Lowen, Aadel Bulow-Hansen, Odd Havrevöld, Gerda Boyesen.
Reich erweiterte seine Vegetotherapie nach der „Entdeckung“ des Orgons zur Orgontherapie, in der u. a. auch die postulierte Wirkung des Orgons auf den Organismus ausgenutzt wurde. Für diesen Zweck baute Reich „Orgon-Akkumulatoren“, die das atmosphärische Orgon speichern sollten.
Nach Reich ist die Orgonenergie auch im Erdboden, in der Atmosphäre und am pflanzlichen und tierischen Organismus visuell, thermisch und elektroskopisch nachweisbar. Daher musste er von seiner ersten Hypothese abrücken; es handele sich nicht um Sonnenenergie, sondern um eine eigene, universell vorhandene Energieform.
Laut Reich enthält der lebende Organismus in jeder seiner Zellen Orgonenergie und lädt sich mittels der Atmung unausgesetzt orgonotisch aus der Atmosphäre auf. Auch das Chlorophyll der Pflanzen, das dem eisenhaltigen Eiweiß des tierischen Blutes verwandt ist, enthalte Orgon, das es direkt aus der Atmosphäre und der Sonnenstrahlung aufnehme.
Reichs Theorien waren nach seinem Tod 1957 ziemlich schnell in Vergessenheit geraten, seit Anfang der 70er Jahre wurde er jedoch von der Studentenbewegung in den USA und Westeuropa wiederentdeckt, zum einen als Freudo-Marxist, zum anderen als Künder einer Sexuellen Revolution. In Deutschland stützen sich heutzutage alle körperorientierten Psychotherapieverfahren auf Reichs Ideen!
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Albert Einstein (1879 - 1955) war ein deutscher Physiker, dessen Beiträge zur theoretischen Physik maßgeblich das physikalische Weltbild veränderten. Einsteins Hauptwerk ist die Relativitätstheorie, die das Verständnis von Raum und Zeit revolutionierte.
„Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will.“
„Es ist schwieriger, eine vorgefaßte Meinung zu zertrümmern als ein Atom.“
„Um ein vollwertiges Mitglied einer Schafherde zu sein, muss man schon ein Schaf sein.“
„Man ist wie aufgelöst in der Natur. Man fühlt die Belanglosigkeit des Einzelgeschöpfes noch mehr als sonst und ist froh dabei.“ Albert Einstein
Er wuchs in einer assimilierten, nicht strenggläubigen deutsch-jüdischen Mittelstandsfamilie heran. Eine veritable Hochbegabung war in seiner Jugend nicht abzusehen. So begann Albert erst im Alter von drei Jahren zu sprechen. In der Schule war er ein aufgeweckter, bisweilen gar aufrührerischer Schüler. Seine Leistungen waren gut bis sehr gut, besonders aber herausragend in den Naturwissenschaften. Einstein las populärwissenschaftliche Bücher und verschaffte sich selbst einen Überblick über den Forschungsstand. 1894 wurde er vom Direktor der Schule beschimpft und kollidierte mit dem von Zucht und Ordnung geprägten Schulsystem des Deutschen Kaiserreiches, womit er offen umging. Lehrer warfen ihm vor, dass seine Respektlosigkeit auf Mitschüler abfärbe. Auf Vermittlung des jedoch von ihm überzeugten Rektors und Physikers Heinrich Weber besuchte er im Folgejahr die liberal geführte Kantonsschule Aarau in der Schweiz und erwarb dort die Matura. 1896 – 1900 erfolgte sein Mathematik und Physik Studium.
Es lag Einstein nicht, nur formales Wissen zu erlernen, viel mehr regten ihn theoretisch-physikalische Denkprojekte an. Mit seiner Eigenwilligkeit eckte er oftmals an. Ihm war die abstrakte mathematische Ausbildung ein Dorn im Auge, er erachtete sie als für den problemorientierten Physiker hinderlich. In den Vorlesungen fiel er dem lehrenden Professor vor allem durch seine Abwesenheit auf und verließ sich für die Prüfungen auf die Mitschriften seiner Kommilitonen. Diese Ignoranz verstellte ihm nicht nur Karrierechancen an seiner Alma Mater, er bereute sie spätestens bei der Entwicklung der mathematisch höchst anspruchsvollen Allgemeinen Relativitätstheorie.
Bereits im Jahr 1905, im Alter von 26 Jahren, veröffentlichte er einige seiner wichtigsten Werke. 1912 ging er an die Eidgenössische Technische Hochschule nach Zürich, um zu forschen und zu lehren, er kam also als Professor dorthin, wo er 1895 die Aufnahmeprüfung nicht bestanden hatte. Bald von allen Lehrtätigkeiten befreit, fand Einstein in Berlin Zeit und Ruhe, sein großes Werk, die Allgemeine Relativitätstheorie, zu Ende zu bringen, er veröffentlichte sie 1916. Im Jahr 1921 wurde Albert Einstein für seine Arbeiten zur Erklärung des Photoelektrischen Effektes der Nobelpreis für Physik verliehen. 1932 begab er sich in die Vereinigten Staaten und kehrte wegen Hitlers Machtübernahme im Januar 1933 nicht mehr zurück.
Die Entdeckung der Kernspaltung 1938 durch Otto Hahn und Lise Meitner in Berlin beschwor in der Wissenschaftsgemeinde die nukleare Bedrohung herauf. An den Arbeiten war Einstein jedoch gänzlich unbeteiligt: Seine wissenschaftlichen Prioritäten setzte er auf anderen Gebieten, nicht zuletzt war er ein langjähriger Zweifler an der die Nukleartechnik erst ermöglichenden Quantentheorie und wurde obendrein wegen seiner unverhüllten Sympathien für den Kommunismus als Sicherheitsrisiko eingestuft und von den US-amerikanischen Geheimdiensten beobachtet.
„Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.“
„Nicht Gott ist relativ, und nicht das Sein, sondern unser Denken.“ Albert Einstein
Kurz vor seinem Tod trat er verstärkt für seine Vision vom Weltfrieden ein. So unterzeichnete er 1955 zusammen mit zehn weiteren namhaften Wissenschaftlern das so genannte Russell-Einstein-Manifest zur Sensibilisierung der Menschen für die Abrüstung.
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„… wir sollten nicht davon ausgehen, dass Experten die einzigen sind, die ein Recht darauf haben, sich zu Fragen zu äußern, die die Organisation der Gesellschaft betreffen.“ Albert Einstein
Er betont die Abhängigkeit des Einzelnen von der Gesellschaft, und die Möglichkeit, die Gesellschaft zu gestalten:
„Das Gedächtnis, die Kapazität, Neues zu versuchen und die Möglichkeit, mündlich zu kommunizieren haben für den Menschen Entwicklungen möglich gemacht, die nicht von biologischen Gegebenheiten diktiert wurden. Solche Entwicklungen manifestieren sich in Traditionen, Institutionen und Organisationen, in der Literatur, in wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften, in künstlerischen Arbeiten. Das erklärt, weshalb der Mensch in einem gewissen Sinne sein Leben selbst beeinflussen kann und dass in diesem Prozess bewusstes Denken und Wollen eine Rolle spielt.“
„Unbegrenzte Konkurrenz führt zu einer riesigen Verschwendung von Arbeit und zu dieser Lähmung des sozialen Bewusstseins von Individuen, die ich zuvor erwähnt habe. Diese Lähmung der Einzelnen halte ich für das größte Übel des Kapitalismus. Unser ganzes Bildungssystem leidet darunter. Dem Studenten wird ein übertriebenes Konkurrenzstreben eingetrichtert und er wird dazu ausgebildet, raffgierigen Erfolg als Vorbereitung für seine zukünftige Karriere anzusehen.“
"Die gegenwärtigen Verfallserscheinungen beruhen nach meiner Meinung darauf, daß die Entwicklung der Wirtschaft und Technik den Daseinskampf der Menschen sehr verschärft hat, so daß die freie Entwicklung der Individuen schweren Schaden gelitten hat. Die Entwicklung der Technik fordert aber von dem Individuum immer weniger Arbeit für die Befriedigung des Bedarfes der Gesamtheit. ... die freie Zeit und Kraft, die dem Individuum übrig bleiben werden, vermögen der Entwicklung der Persönlichkeit günstig zu sein. So kann die Gemeinschaft wieder gesunden, und wir wollen hoffen, daß spätere Historiker die sozialen Krankheitserscheinungen unserer Zeit als Kinderkrankheiten einer höher strebenden Menschheit deuten werden."
"Als Physiker, also als Mann, der sein ganzes Leben der nüchternen Wissenschaft von der Erforschung der Materie widmete, bin ich sicher von dem Verdacht frei, für einen Schwarmgeist gehalten zu werden. Und so sage ich nach meinen Erforschungen des Atoms folgendes: Es gibt keine Materie an sich! Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingungen bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Atoms zusammenhält. Da es aber im ganzen Weltall weder eine intelligente noch eine ewige Kraft gibt - es ist der Menschheit nie gelungen, das heißersehnte Perpetuum mobile zu erfinden -, so müssen wir hinter dieser Kraft einen bewussten Geist annehmen.
Dieser Geist ist der Ursprung aller Materie. Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale, Wahre und Wirkliche, sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre. Da es aber Geist an sich nicht geben kann und jeder Geist einem Wesen angehört, so müssen wir zwingend Geistwesen annehmen.
Da aber auch Geistwesen nicht aus sich selbst sein können, sondern geschaffen worden sein müssen, so scheue ich mich nicht, diesen geheimnisvollen Schöpfer ebenso zu nennen, wie ihn alle alten Kulturvölker der Erde genannt haben: Gott." Max Planck
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17. Die Kahuna auf Hawaii
Die Kahuna sind Teil der hawaiianischen Kultur und Träger der uralten Weisheit auf Hawaii. Tatsächlich sind Kahuna Menschen mit außerordentlichem Können, Frauen und Männer, Meister ihres Fachs „jenseits der normalen Meisterschaft von Menschen." Sie sind für ihr Land die höchsten derzeit lebenden Experten in ihrem Gebiet, sowohl technisch als auch spirituell.
Allein schon in den Heilkünsten gab es bis vor 100 Jahren weit über ein Dutzend verschiedene Kahuna. Die Basis, die Hawaiianische Kahuna mit allen Schamanen der Welt teilen, ist das Verständnis und die Anwendung der in der Natur wirkenden Prinzipien.
Kali'ohe Kame'ekua (1816 - 1931) von der Insel Moloka'i erzählt: „Der Schüler, der bei so einem (Kahuna) gelernt hatte, bekam diesen Titel nicht, selbst wenn er viele Jahre gelernt hatte. Erst wenn ein alter Kahuna kurz davor stand, aus dem Leben zu gehen, bestimmte er, wer ihm folgen sollte. Wenn ein Schüler hochgradig mit Weisheit und schneller Auffassungsgabe gesegnet war, rief ihn der Kahuna an seine Seite, blies in seinen Mund und gab ihm Wissen weiter, das im Unterricht nicht gelehrt worden war.
Mit etwas Glück kann man heute wieder einen Kahuna treffen. Die US-amerikanische Regierung hatte jahrzehntelang bis vor wenigen Jahren ganz offiziell vieles, was genuin hawaiianisch war, verboten z.B. die hawaiianische Sprache in der Schule oder bei öffentlichen Gelegenheiten zu benutzen. Unter anderem war auch per Staatsgesetz verboten, daß Kahuna ihren Beruf ausüben. Dies und genauso die „moderne Denkweise" der Hawaiianer sind der Grund dafür, daß laut Kahu heutzutage auf den hawaiianischen Inseln nur noch eine Handvoll Kahuna übrig sind, die ihre Kunst ausüben.
Ein Kahuna macht alles, was er beginnt, ganz. Es gibt kein versuchen, probieren. Ein Kahuna gibt immer 100%. Wenn er etwas zusagt, wird es vollkommen getan. „Dies ist ein Bezugsrahmen, innerhalb dessen wir unendlich weit kommen können. Wenn du selber nicht bereit bist, 100% zu geben - was erwartest du, zu bekommen? Du mußt wissen, wer du bist! Mit jedem Wort, mit jeder Bewegung, mit jeder Handlung sagst du dir selber, wer du bist... Du mußt wissen, wer du bist. Niemand anderes kann es dir sagen. Das einzige Zeichen, woran man damals merken konnte, daß man Fortschritte gemacht hatte, war, daß man eine neue Aufgabe bekam."
„Der Körper ist dein Fahrzeug, mit dem du durchs Leben steuerst. Wenn du einen Augenblick unbewußt bist und ein Kind totfährst, willst du dann sagen: Oh, Entschuldigung, tut mir leid? Es geht darum, mit dem Körper vollkommen bewußt, vollkommen präsent im Hier und Jetzt zu sein, so daß du dein „Fahrzeug" fließend und harmonisch durch alle Bereiche des Lebens steuern kannst. Von hier aus - vollkommen präsent im Körper - öffnen sich Türen in andere Ebenen der Wahrnehmung.“
„Die Worte zu predigen, daß das Universum genug und Überfluß für alle bereit hält, ist nichts gegenüber der Erfahrung, sich jeden Tag ganz sinnlich an dieser Fülle weiden zu können.“
„Alles ist Teil Deiner Familie: Alle Menschen, mit denen ich in Kontakt gekommen bin, alle Lebewesen, mit denen ich zu tun habe, ja alle Dinge, die ich berühre, die in meinem Existenzraum sind, gehören zu meiner Familie. Ein Mangel an Respekt gegenüber „Dingen" korreliert also mit mangelndem Selbstrespekt, bzw. ein Mensch, der sich seiner eigenen Würde bewußt ist, behandelt dann automatisch seine „Umwelt" entsprechend respektvoll. In der Kahuna Philosophie sind auch alle Teile meines Körpers, ja, sogar alle meine „Gedanken Taten, Furcht, Wut und Trauer, Urteile, Entscheidungen, alle Erinnerungen, und Freude, und alle Fähigkeiten, meine Größe, und Intelligenz" - alles Familienmitglieder.“
Kahuna Aua'ia Maka'i'ole, Uliama, als Abraham Kawaii bekannt ist ein Kahuna, der weiß, wer er ist und es lebt. Er weiß, daß auch alle anderen das sind: nämlich unbegrenzte, ewige göttliche Wesen, Schöpfer - und wartet darauf, daß sie es endlich auch begreifen.
Die einzige Erwartung an die Schüler ist, daß sie finden und sein sollen, wer sie wirklich sind. Dafür gibt es kaum Grenzen.
„Mir wird bewußt, daß es Welten gibt, die ich gerade beginne zu ahnen, innerhalb von Welten, und in diesen wiederum Welten... bis ins Unendliche.“
„Geomantie hat ihre Wurzeln in jeder alten Kultur. Es war und ist eine Form des Seins, wie wir mit der Natur und ihren Energien in Beziehung stehen. Vor allen Dingen steht aber die Erkenntnis der eigenen Person, des Selbst und die Vertiefung des eigenen Körperbewußtseins und seiner Empfindungen im Vordergrund. Denn erst wenn ich mich selbst in meiner Gesamtheit fühlen kann und mir dessen bewusst bin, kann ich beurteilen, was von Außen auf mich einwirkt.“ David Ippen
"Die Zukunft gehört dem Individuum, das seine angeborene Verpflichtung annimmt, aus seiner Verpuppung oder seinem Kokon herauszutreten in ein neues Reich der Möglichkeiten" Kahu Abraham Kawaii
IKE Die Welt ist das wofür ich sie halte
KALA Es gibt keine Grenzen
MAKIA Die Energie folgt der Aufmerksamkeit
MANAUA Jetzt ist der Moment der Kraft
ALOHA Zu Lieben heißt, glücklich sein mit …
MANA Alle Kraft kommt von innen
PONO Wirksamkeit ist das Maß der Wahrheit
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18. Japan: Mikao Usui & Emoto Masaru
Das aus Japan kommende Reiki ist eine esoterische Technik, die Anfang des 20. Jahrhunderts von Mikao Usui (1865 – 1926) entwickelt bzw. entdeckt wurde. Der Begriff Reiki stammt von den japanischen Worten rei für Kosmos/Universum und ki für Lebensenergie. Andere Übersetzungen sind "Universale Lebensenergie" oder "Schöpferische/Heilende Kraft des Universums". Reiki ist dem Begriff der Energie ähnlich, der z. B. in Indien Prana bzw. in China Qi genannt wird.
Als erstes Ziel von Reiki wird eine ganzheitliche körperliche und seelische Heilung angegeben. Bei der Anwendung von Reiki soll durch den Praktizierenden eine Verbindung zwischen der universellen Energie und dem Empfangenden hergestellt werden.
Seit seiner Jugend war Mikao Usui auf der Suche nach Heilungsmethoden. Er studierte Bücher und Schriften über Heilkunde in der ganzen Welt.
Die tatsächliche Herkunft von Usuis System ist ungeklärt, nur wenige unabhängige Dokumente existieren über die Ursprünge und Einflüsse. Es gibt jedoch oberflächliche Ähnlichkeiten zum chinesischen Taoismus und zu buddhistischen Philosophien bei Form und Namen der Reikisymbole.
Reiki basiere auf Energieübertragungen ähnlich dem Kriya-Yoga, sogenannten Einstimmungen oder Initiationen.
“Gerade heute, sei nicht ärgerlich. Gerade heute, sorge dich nicht. Ehre Deine Eltern, Lehrer und die Älteren. Verdiene Dein Brot ehrlich. Empfinde Dankbarkeit für alles Lebendige.” Dr. Mikao Usui
„Es muß in der Seele etwas geben, ähnlich den Jahresringen der Bäume.“ Gerhart Hauptmann
Im Japanischen gibt es das Kensho: das Erschauen des eigenen Wesens, bzw. seine Natur erkennen ist eine geistige Erfahrung in der buddhistischen Tradition des Zen.
Die persönliche Arbeit auf das Ziel dieser Vergegenwärtigung hin, ist ein langwieriger Prozess von Meditation und Introspektive unter der Anleitung eines Zen-Meisters oder eines anderen buddhistischen Lehrers. Die verwendete Methode heißt: Wer bin ich?, weil es genau diese Frage ist, welche die Suche nach der eigenen wahren Natur anführt. Der erste Schritt auf dem Weg zu Kenshō ist die intellektuelle Einsicht, dass kein denkendes Ich existiert, sondern es gerade der Vorgang des Denkens ist, der die Illusion eines Ich hervorbringt.
Satori bedeutet „verstehen“ und meint das Erlebnis der Erleuchtung ebenfalls im Zen-Buddhismus. Satori ist die plötzliche Erkenntnis vom universellen Wesen des Daseins. Es ist ein Schlüsselkonzept des Zen-Buddhismus und kann nur in der persönlichen Erfahrung verstanden werden. Satori steht im Gegensatz zum Nirvana, denn es ist kein andauernder, sondern nur ein vorübergehender Zustand. D. Suzuki beschreibt zwei Wege zum Satori: Die Versenkung in Meditation, wobei nach und nach der Geist von störenden Gedanken befreit wird, oder die Herbeiführung einer großen geistigen Krise durch die Beschäftigung mit paradoxen Lehrsätzen (Koans), aus der sich der Geist mit einem Sprung zum Satori befreit.
Satori selbst wird erlebt als Auflösung oder zumindest Befreiung vom Ich, von der Zeit und von der Bindung an Geburt und Tod.
„Ruhe zieht das Leben an, Unruhe vertreibt es.“ Gottfried Keller
„Nichts Irdisches ist ewig, aber alles Irdische kann Sinnbild des Ewigen werden.“ Gertrud von le Fort
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Ebenfalls aus Japan stammt der 1943 geborene Emoto Masaru. Er untersucht seit Anfang der 1990er Jahre die Eigenschaften von Wasser und weißt in seinen Studien nach, dass Wasser lebt und die Fähigkeit hat, Gefühle und Informationen aufzunehmen und zu speichern.
Da der Körper des Menschen zu über 70 Prozent aus Wasser besteht, leitet Emoto einen weitergehenden Einfluss der Wasserkonfiguration auf den jeweiligen Menschen ab. Bereits 1988 war durch den Immunologen Jacques Benveniste erfolglos versucht worden, ein "Gedächtnis des Wassers" nachzuweisen.
Die Photos, die kristallförmige Strukturen gefrorener Wässer zeigen, werden als Beleg für die Fähigkeit des Wassers, Informationen zu speichern, herangezogen, wenngleich diese Versuche nicht falsifizierbar sind.
Emoto geht von einem emotionalen Wert aus, der sich in den Eiskristallen widerspiegeln soll. So sehen z. B. Leitungswässer, die häufig mit Giften wie Pestiziden benetzt sind und einen weiten Weg per Druck durch gerade gelegte, unnatürliche Leitungssysteme fließen, unharmonisch, also nicht völlig ausgebildet oder einfach unschön aus. Bei Wässern aus (Heil-) Quellen sind dagegen häufig harmonische, anregende oder schöne Kristallformen zu erkennen.
Als wissenschaftlich gesichert angenommen werden kann jedoch, dass es in Zusammenhang mit Wasser zahlreiche Phänomene gebe, die zwar unter bestimmten Bedingungen nachweisbar, jedoch nicht reproduzierbar seien, wie es die wissenschaftliche Methodik erfordert.
Wasser ist der Ursprung des Lebens – und seine Lebensgrundlage. Wozu sonst suchen Raumfahrer vor Allem nach Wasservorkommen auf fremden Planeten. Und wozu werden Privataudienzbesucher beim Papst nach Wasserbehältern durchsucht, da es dort, aufgrund des besonderen Ortes automatisch zu “Weihwasser” wird. Weihwasser ist nach „heidnischen“ Riten „besprochenes, verändertes“ Wasser. Bereits unseren „heidnischen“ Vorfahren waren Quell-Heiligtümer besonders wichtig.
Das Phänomen Wasser wurde u.a. auch von Johann Grander, Roland Plocher, Viktor Schauberger und Wilfried Hacheney untersucht. Und es lohnt sich, gerade hier weiterzuforschen, wahr-zu-nehmen, was aber gerade durch die etablierte Wissenschaft behindert oder verboten wird.
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19. Tagore, Maharshi & Gandhi
Aus Bengalen stammt der Dichter und Philosoph Rabindranath Tagore (1861 – 1941), zudem war er ein engagierter Kultur- und Sozialreformer sowie Universalgelehrter.
Er wuchs vor allem unter dem Einfluss seiner älteren Geschwister und deren Familien in einem lebendigen, kulturell inspirierenden Umfeld heran, sowohl westliche als auch traditionelle indische Traditionen spielten in seiner Erziehung und Ausbildung eine Rolle. Obwohl schöpferisch hoch begabt konnte er sich der autoritären Lernumgebung seiner (Schul-)Zeit jedoch nur schwer anpassen. Nach diversen Schulwechseln brach er seine Ausbildung mit 14 Jahren ohne Abschluss ab.
Mit 17 Jahren schickte man ihn 1878 mit einem Bruder nach England, um Jura zu studieren. Mittlerweile in Bengalen als Schriftsteller etabliert, übernahm er 1890 die Verwaltung der familiären Landgüter in Shilaidah im Nordosten Bengalens. Das dörfliche Leben beschrieb Rabindranath in ausführlichen und leidenschaftlichen Briefen; er entdeckte im dörflichen, naturnahen Leben seine eigenen Wurzeln. Nach seinen eigenen als negativ empfundenen Erfahrungen mit dem indischen Schulsystem machte sich Rabindranath die Erziehung seiner fünf Kinder zur persönlichen Aufgabe. Die für sie engagierten Privatlehrer bildete er weiter und unterrichtete oft selbst.
Von 1914 bis 1921 erschienen über 20 Bücher mit Rabindranaths Werken in englischer Sprache; in weitere europäische Sprachen wurde nicht aus dem Bengalischen, sondern aus dem Englischen übersetzt. Eine achtbändige deutschsprachige Werkausgabe erschien in den 20er Jahren. Die Rezeption seiner Werke war in Europa allerdings klischeehaft; Rabindranath wurde als „mystischer Heiliger aus dem Osten“ angesehen, was er in seiner Heimat nie war oder sein wollte.
Der wachsende Ruhm in Asien und Europa motivierte Rabindranath, sein Ashram-Bildungsideal zum Vishva-Bharati auszuweiten, einer Bildungseinrichtung, die Begegnung und Verschmelzung unterschiedlicher – zunächst nur asiatischer – Kulturen zum Ziel hatte.
Auf insgesamt neun Vortragsreisen durch Asien, Europa und Amerika plädierte er für eine Synthese der positiven Elemente östlichen und westlichen Denkens. In Asien lag sein Fokus dabei auf der Bildung eines neuen Selbstbewusstseins durch die den Menschen innewohnende „spirituelle Kraft“, die er dem „materiellen Westen“ gegenüberstellte, sowie der Einheit der asiatischen Völker.
„Kein Tag vergeht, an dem wir nicht einem kleinen nachdenklichen Wunder der Schöpfung begegnen.“ Ernst Penzoldt
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Ramana Venkataraman, später Maharshi „Großer Weiser“ genannt (von maha = groß, rishi = Weiser) aus dem südindischen Tamil, lebte von 1879 bis 1950. Er lehrte die Selbsterforschung (Atma Vichara) durch die Frage „Wer bin ich?“. Er gilt als einer der bekanntesten Weisen und Vertreter des Advaita-Vedanta des 20. Jahrhunderts.
Im Alter von 16 Jahren hatte er laut seinen eigenen Erzählungen ein prägendes Erlebnis. Während einer elementaren Todesangst habe er sich mit der Frage beschäftigt, was im Tod stirbt. Er sei zu der Antwort gekommen, dass zwar der Körper sterben möge, jedoch nicht der Geist bzw. das Bewusstsein.
Sechs Wochen nach diesem Erlebnis machte Ramana sich auf den Weg zu dem als heilig angesehenen Berg Arunachala(Berg der Morgenröte), wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Geologisch gehört dieser Berg zum ältesten Bestand der Erde, gilt als einer der großen Wallfahrtsorte Indiens und wird als Manifestation Shivas verehrt.
Zu den zunehmenden Besuchern zählten religiös oder politisch bekannte Personen aus Indien wie Mahatma Gandhi, oder Paramahansa Yogananda. Aber auch Europäer wie Major Chadwick oder Paul Brunton waren unter den Gästen. Diese machten ihn schließlich durch ihre Bücher im Westen bekannt.
Das Buch Nan Yar („Wer bin ich?“) enthält diese Fragen, und umfasst laut eigener Aussage die "volle Quintessenz" dessen, was er sein Leben lang zu sagen gehabt hätte. Er bezeichnete es als "Selbstergründung".
Ramana hatte nie von sich selbst behauptet, ein Guru zu sein. Dennoch erklären viele seiner Schüler, ihn als Sat-Guru („vollkommen erleuchteter Meister“) zu erleben. Ganapati Muni, Paul Brunton, Annamalai Swami, H. W. L. Poonja, und Robert Adams zählen zu diesen.
Der Ashram wuchs mehr und mehr und zog viele Gäste an. Viele davon bekundeten die innere Stille in Ramanas Gegenwart, wünschten seinen Darshan, und stellten Fragen. Seine Besonderheit im Vergleich zu anderen Lehrern war, dass er mehr Wert auf die von Schülern als "stille Energie-Übertragung" empfundene Unterweisung legte, als durch Worte. Ramana lehrte vorwiegend mittels dessen, was Schüler als "stille Energie-Übertragung" bezeichneten. Fragende verwies er auf Atma Vichara („Selbstergründung“), wobei er versuchte, sie durch die Frage „Wer bin ich?“ auf ihr "wahres Selbst" zu verweisen.
Tiere fühlten sich in seiner Nähe besonders wohl. Er behandelte sie mit Verständnis und Respekt und sprach mit ihnen. Affen, Streifenhörnchen, Kühe, Spatzen, Hunde, sie alle kamen zu ihm. Es gibt zahllose Tiergeschichten.
"Mitten in der Höhle des Herzens scheint allein Brahman. Es strahlt dort als Atman, das Selbst, und wird unmittelbar als ‚Ich-Ich' erfahren. Dringe ein in dieses Herz, indem du Selbstergründung übst oder in ihm tief untertauchst oder den Atem unter Kontrolle hältst, und bleibe beständig im Selbst."
Heute ist Ramanashram ein international viel besuchtes spirituelles Zentrum.
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„Wir haben die Pflicht, stets die Folgen unserer Handlungen zu bedenken.“ Mahatma Gandhi
Allgemein bekannt ist Mahatma Gandhi (1869 – 1948): indischer Rechtsanwalt, Pazifist, Menschenrechtler und politischer sowie geistiger Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung, die 1947 mit dem von ihm entwickelten Konzept des gewaltfreien Widerstandes das Ende der britischen Kolonialherrschaft über Indien herbeiführte. Sein Konzept „Satyagraha“ (Festhalten an der Wahrheit) beinhaltete neben Ahimsa, der Gewaltfreiheit, noch weitere ethische Forderungen wie etwa „Swaraj“, was sowohl individuelle als auch politische Selbstkontrolle (-herrschaft) bedeutet.
Seine Eltern waren Angehörige der Vishnuiten, jedoch besuchten ihr Haus auch andere Hindus, Muslime, Parsen und Anhänger des Jainismus. Diese Religion, im 6.Jh v. Chr. entstanden, war in Gujarat weit verbreitet und betont strikte Gewaltlosigkeit im Alltag (Ahimsa). Sie hat Gandhis Philosophie nachhaltig geprägt.
„Sei selbst die Veränderung, die Du sehen willst.“ Mahatma Gandhi
Während seines Jurastudiums in London setzte er sich auch intensiv mit dem Christentum auseinander, das Alte Testament stieß ihn zunächst ab; angesprochen fühlte er sich hingegen von der Bergpredigt. Außerdem las er in dieser Zeit zum ersten Mal die Bhagavadgita, die ihm sein Leben lang das wichtigste Buch werden sollte, in dem er später täglich las.
Er wurde auch durch die Schriften von Leo Tolstoi, insbesondere durch „Das Reich Gottes ist inwendig in euch“ und die „Kurze Darlegung der Evangelien“ stark beeinflusst. Über einen Briefwechsel hatten Gandhi und Tolstoi mehrere Jahre persönlichen Kontakt miteinander.
„Die Religion ist ein einzelner Baum mit vielen Zweigen. Sieht man nur die Zweige an, ist man geneigt zu glauben, es gäbe viele Religionen. Doch sieht man den ganzen Baum an, versteht man, dass es nur eine einzige Religion gibt.“ Mahatma Gandhi
Nach seiner Rückkehr aus England arbeitete Gandhi als Rechtsanwalt in Bombay. 1893 – 1914 lebte und arbeitete er in Südafrika und entwickelte dort alle Grundsätze seiner politischen Philosophie.
So fand er zu „svaraj“, was Selbstzucht und Selbstbeherrschung bedeutet und nicht nur individuell, sondern auch politisch gemeint war als Selbstherrschaft. Ein anderer wichtiger Grundbegriff in Gandhis Ethik war seine Wortschöpfung „Satyagraha“, was soviel wie Festhalten an der Wahrheit bedeutet und für ihn eng verbunden war mit Gewaltlosigkeit: „Wahrheit schließt die Anwendung von Gewalt aus, da der Mensch nicht fähig ist, die absolute Wahrheit zu erkennen und deshalb auch nicht berechtigt ist zu bestrafen“.
Seit 1915 in Indien zurück organisierte er den gewaltlosen Widerstand gegen die britische Kolonialherrschaft, auf dem Höhepunkt des „Kampfes“ wurde er 1942 zwei Jahre lang inhaftiert; 1947 verkündete der britische Premierminister Clement Attlee die Unabhängigkeit. 1948 wurde der 78-jährige Gandhi von einem nationalistischen Hindu erschossen.
„Auge um Auge und die Welt wird blind. Gewalt ist die Waffe des Schwachen. Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst. Es gibt keinen Weg zum Frieden - der Frieden ist der Weg.“
Das Leben des Mahatma Gandhi wurde 1982 von Richard Attenborough erfolgreich unter dem Titel „Gandhi“ verfilmt. Es sind zahlreiche Bücher von und über das Phänomen Gandhi veröffentlicht.
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20. Krishnamurti
Ein weiterer wichtiger indischer Lehrer ist Jiddu Krishnamurti (1895 - 1986) war ein Weltbürger, der als Philosoph und spiritueller Lehrer des 20. Jahrhunderts, als Guru oder auch als fortschrittlicher Psychologe der modernen Zeit betrachtet wurde, der jedoch in keine der Kategorien wirklich passt, da eben diese Kategorien durch ihn in Frage gestellt wurden. Er hat seine tiefreichenden Erkenntnisse der menschlichen Psyche und des menschlichen Handelns formuliert.
In seinen Reden ging es ihm darum, die Erlangung vollständiger geistiger Freiheit darzustellen. Durch Meditation dessen, was ist, nicht durch Urteilen oder Denken, sondern durch Beobachtung des Geistes und seiner Reaktionen und Beziehungen zur Umwelt soll es laut Krishnamurti möglich sein, die eigene Natur zu erkennen.
Ein Kern seiner Botschaft wird durch den zentralen Ausspruch „Truth is a pathless land“ gekennzeichnet: Keine Methode, keine Religion, kein Lehrer kann zur Wahrheit führen. Jeder ist selbst verantwortlich. Krishnamurti forderte stets dazu auf, ihm nicht zu folgen, er forderte stets, alles in Frage zu stellen, was er sagt und allein der eigenen Erkenntnis zu folgen.
In seinen Jugendjahren versuchte Krishnamurti die an ihn gestellten Erwartungen völlig zu erfüllen: er ging ganz in der okkulten Welt der theosophischen Gesellschaft auf. Ab 1922 entfernte er sich jedoch immer mehr von den Vorstellungen der Theosophen, 1923 trennte er sich von der Theosophischen Gesellschaft endgültig. In diesen Jahren wurde es ruhiger um Krishnamurti. Das vorher weltweite Interesse ließ nach, und sein Leben sollte sich mehr in Anonymität abspielen. Krishnamurti verlor sein Image als kommender Messias und wurde zunehmend als eher weltlicher Philosoph betrachtet.
„Das Bedürfnis zu vertrauen, kann gebieterischer sein als die Begier, die Wahrheit zu erkennen.“ Manès Sperber
1929 folgte die logische Konsequenz der Ablehnung von Einweihungen, Hierarchien und okkulten Meistern, er löste die für ihn gegründete Organisation, den „Order of the Star in the East“ mit folgender Rede auf:
„Ich behaupte, dass die Wahrheit ein pfadloses Land ist und dass es keine Pfade gibt, die zu ihr hinführen – keine Religionen, keine Sekten. Das ist mein Standpunkt, den ich absolut und bedingungslos vertrete. Die Wahrheit ist grenzenlos, sie kann nicht konditioniert, sie kann nicht auf vorgegebenen Wegen erreicht und daher auch nicht organisiert werden. Deshalb sollten keine Organisationen gegründet werden, die die Menschen auf einen bestimmten Pfad führen oder nötigen. Wenn ihr das einmal verstanden habt, werdet ihr einsehen, dass es vollkommen unmöglich ist, einen Glauben zu organisieren. Der Glaube ist eine absolut individuelle Angelegenheit und man kann und darf ihn nicht in Organisationen pressen. Falls man es tut, wird er zu etwas Totem, Starrem; er wird zu Gier, zu einer Sekte, einer Religion, die anderen aufgezwungen wird. Die Wahrheit wird in Formen gepreßt und zu einem Konsumgut für die Schwachen, die nur eine momentane Unzufriedenheit spüren. Der Mensch kann die Wahrheit nicht zu sich herabziehen, sondern muß sich bemühen, zu ihr aufzusteigen. … Ich möchte keiner spirituellen Organisation, ganz gleich welcher Art, angehören, und ich bitte euch, das zu verstehen. Ich betone noch einmal, dass keine Organisation einen Menschen zur Spiritualität führen kann. Wenn eine Organisation zu diesem Zweck gegründet wird, so wird sie zu einer Krücke, die euch schwächt, zu einem Gefängnis. Solche Organisationen verkrüppeln das Individuum, hindern es daran zu wachsen und seine Einzigartigkeit zu leben, die ja darin liegt, dass es ganz alleine diese absolute, uneingeschränkte Wahrheit entdeckt. Das ist ein weiterer Grund dafür, dass ich mich – da ich der Präsident des Ordens bin – entschlossen habe, den Orden aufzulösen. Niemand hat mich zu dieser Entscheidung gedrängt oder überredet. Das ist keine großartige Tat, denn ich will keine Jünger oder Anhänger; ich meine das so, wie ich es sage. In dem Moment, in dem man beginnt, jemandem zu folgen, hört man auf, der Wahrheit zu folgen.“
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Doch erst nach 1947 begann Krishnamurtis breit angelegtes öffentliches Wirken, welches er mit unverminderter Kraft und den Bedürfnissen der sich wandelnden Zeit angepassten Themen bis zu seinem Tod fortsetzen sollte. Krishnamurti wirkte und beeindruckte stark durch seine persönliche Ausstrahlung. Personen, die seine Reden später gedruckt lasen, befanden, dass sein Anliegen in dieser Form nur mehr sehr geschwächt und bei weitem nicht in seiner ursprünglichen Stärke zum Ausdruck kommt.
Krishnamurtis Lehre geht von der Möglichkeit vollständiger „geistiger“ Freiheit aus, indem durch aufmerksame Beobachtung des eigenen Geistes und seiner Reaktionen in dem Moment, in dem diese geschehen, seine „Natur“ erkannt wird. Beziehungen zum Taoismus und zum Zen-Buddhismus (mit dessen psychologischen Aspekten sich auch Erich Fromm beschäftigte) sind erkennbar. Zentral für seine Lehre, die eigentlich keine ist, ist der Ausspruch „Truth is a pathless land“ Etwa: „Die Wahrheit ist ein Land ohne vorgezeichnete Wege“: Keine Methode, keine Religion, kein Lehrer kann zur Wahrheit führen. Jeder ist selbst verantwortlich.
In allen Vorträgen spricht er darüber, dass man ihm nicht glauben darf, dass man bezweifeln muss, was er sagt. Denn nur das, was wir selbst erkennen, ist wirkliche Einsicht, nicht das, was wir in Büchern lesen. Das gilt auch und besonders für seine Bücher.
Er versuchte zu verhindern, dass daraus eine neue Ideologie entsteht. Seine Aussagen sollen uns stattdessen anregen, selbst die Wahrheit unseres Lebens und des Lebens insgesamt herauszufinden. Wer sich darauf einlässt, kommt zu dem Punkt, dass keine Autorität, weder die eines anderen Menschen noch die einer eigenen Überzeugung, dazu taugt, die Wahrheit des Lebens zu entdecken. Denn alle Autoritäten, innere und äußere, basieren auf vergangenen Erfahrungen. Deshalb werden sie nur das Alte ständig wiederholen, die ganzen Konflikte, Rücksichtslosigkeiten und Gewalttätigkeiten der Menschheit. Wenn wir dies selbst erkennen und uns an nichts mehr festhalten müssen, werden wir wirklich lebendig und spüren, entdecken und leben die Verbindung mit der ganzen Welt. Unsere allseitige Verbundenheit ist Realität, die wir aber erst erkennen können, wenn wir die Mechanismen des selbstbezogenen Denkens durchschauen. Wir sind miteinander verbunden, kein Mensch kann allein leben. Was uns verbindet, ist Liebe. Aber wenn wir in Gedanken mit uns selbst beschäftigt sind, sind wir getrennt, verlieren wir den Kontakt zur liebevollen Verbundenheit. Auf diese Zusammenhänge macht uns Krishnamurti aufmerksam, aber wir müssen sie schon selbst entdecken, in der ganzen Komplexität unseres Alltagslebens, das mit diesem neuen Blickwinkel eine beeindruckende Einfachheit bekommt.
Diese persönliche Entdeckung ist keine intellektuelle Tat, sondern verlangt eine Einsicht in das Zusammenspiel von Wahrnehmen, Fühlen, Denken und Handeln in unserem gelebten Alltag. Wer nicht bereit ist, sich mit dem Problem der persönlichen Angst, die die Grundlage für das selbstbezogene Denken ist, auseinanderzusetzen, wird in das, worauf Krishnamurti hinweist, keine Einsicht bekommen.
Es gilt, die Struktur von Denken, Ich, psychologischer Zeit, Angst, die dasselbe aus verschiedenen Blickwinkeln beschreiben, nämlich die Begrenztheit unseres einzelnen Gehirns durch seine Sterblichkeit und Unvollkommenheit, zu erforschen. So können wir uns erkennen und frei werden von den Bindungen der Traditionen. Das ist die Voraussetzung für das Entstehen eines neuen Bewusstseins, das die Menschheit zur Lösung ihrer Probleme dringend benötigt.
Es entsteht nicht durch irgendwelche Gurus, Techniken oder Organisationen, sondern nur in tiefer Selbsterkenntnis. Sie beendet die Angst, öffnet den Zugang zu wirklicher Freiheit, Schönheit, Liebe und Religiosität, die keinen Glauben hat und keine Autoritäten kennt. Im Schweigen des Denkens entsteht der Kontakt zu dem, was größer ist als das, was das Denken erfassen kann.
Er glaubte, dass alle Konflikte, ob in Beziehungen oder persönliche Probleme, aber auch Armut oder die Ungerechtigkeit in der Welt, nur Auswirkungen unseres inneren Zustandes sind. Nicht an die äußerliche Beseitigung dieser Missstände sei zu allererst zu denken, sondern an eine Transformation des Menschen in seinem Inneren, einer radikalen Umwandlung, welche nichts zu tun hätte mit einer neuen Weltanschauung oder Religion. Offensichtlich, so erkannte er, ist der Mensch konditioniert durch Vorurteile, Traditionen, sein Volk, der Rasse, etc. Es seien die Menschen, die einander durch diese Trennungen zerstören.
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Ein zentraler Punkt in der Lehre Jiddu Krishnamurtis ist die Frage nach dem Ich. Während die Aufgabe der Psychologie bei Freud darin liegt, unbewusste Ich-Anteile in das Ich zu integrieren, um auf diese Weise bereits aufgetretene Konflikte aufzulösen, erkennt Krishnamurti bereits in der Annahme der Existenz eines Ichs das eigentliche Problem: Nicht eine Ich-Stabilisierung wird bei Krishnamurti angestrebt, sondern dessen Auflösung. Das Ich, Selbst oder auch Ego -Krishnamurti unterscheidet hier nicht- ist für Krishnamurti hingegen die Ursache aller Konflikte. Das Ich, erklärt er, ist ein Produkt, eine bloße Struktur des Denkens: „In sich selbst hat es keine Realität.“
Warum schuf nun aber das Denken etwas, das wir „Ich“ nennen? „… weil das Denken nach Sicherheit und Stabilität verlangt … Aber das Denken ist unsicher, in sich selbst zerbrochen, darum hat es das „Ich“ geschaffen als etwas Bleibendes, das als abgetrennt vom Denken erscheint und das vom Denken wiedererkannt wird als etwas Beständiges. Und diese Beständigkeit wird identifiziert durch Verhaftung – wir sagen: mein Haus, mein Charakter, meine Wünsche, mein Verlangen – was dem „Ich“ ein volles Gefühl der Sicherheit und der Fortdauer gibt.“
Das Ich sei also vom Denken geschaffen in der Absicht, unserem Leben die Illusion von Sicherheit und Stabilität in unseren Beziehungen, unseren Handlungen, unserer ganzen Existenz zu verleihen. Das Denken schuf und schafft fortwährend auf der Grundlage des Ichs die scheinbar schützende Trennung in Subjekt und Objekt, den Beobachter und den Beobachteten und somit die Basis für den Konflikt. Dieser Konflikt führt jedoch nicht zur Zerstörung des Ichs, sondern die Aufrechterhaltung und Stabilisierung dieses Selbst wird nun mittels der Identifikation des Einzelnen mit seinem Denken, seinen Erfahrungen, seinen Ideen etc. erreicht und gesichert. Diese Versuche der Aufrechterhaltung der Ich-Identität – nicht des bloßen Sich-Selbst-Bewusstseins – wird nach außen projiziert in Form von Ideologien, Machtansprüchen und schließlich Gewalt.
Krishnamurti negiert in letzter Konsequenz alle Strukturen, die man sich zu Hilfe nehmen könnte, indem er sie als weitere Konzepte, Vorstellungen usw. die dem Ich entspringen, entlarvt und nicht zulässt.
Er verneint nicht generell ihre Sinnhaftigkeit, nur vermöchten diese Hilfskonstruktionen keine radikale Transformation des menschlichen Geistes hervorzubringen, eines Geistes, der sein Handeln in der Welt nicht mehr aus Konzepten, Weltanschauungen, Nachahmungen und letztlich Verwirrung schöpft.
Eine wichtige und sehr tiefgreifende Aussage von Krishnamurti lautet in diesem Zusammenhang, das Bewusstsein eines jeden Menschen sei das Bewusstsein der gesamten Menschheit. Menschliches Sein gewinnt hierdurch eine völlig neue Qualität und Bedeutung, impliziert sie doch Verantwortlichkeit für alles Existente, auch wenn diese Verantwortlichkeit gedanklich nur fragmentarisch nachvollziehbar ist.
Ideen und Ideale sind eine weitere Ursache unserer Konflikte:
„Die Idee ist uns wichtiger als die Wirklichkeit; was wir sein sollten, liegt uns mehr am Herzen, als was wir sind. … Unser Streben ist ständig darauf gerichtet, diese Wirklichkeit in die Schablone unserer Vorstellung zu pressen. Da uns dies nicht gelingt, schaffen wir damit einen Gegensatz zwischen dem, was ist, und dem, was sein sollte. Was sein sollte, ist unsere Idee, die Schöpfung unserer Phantasie, es kommt also zum Konflikt zwischen Illusion und Wirklichkeit – nicht nach außen hin, sondern in uns selbst.“
Wir erschaffen und proklamieren also Idealzustände, die es zu erreichen gilt: 1. In uns selbst; hierdurch entsteht der Konflikt in der Person durch das, was in Wirklichkeit ist, und dem, was sein sollte, und 2. bei und für andere; Ideale werden propagiert, es wird für sie gekämpft und versucht, sie (oft mit allen Mitteln) durchzusetzen (wie uns die Geschichte lehrt).
Zeit (im psychologischen Sinne) ist für Krishnamurti die Spanne zwischen dem, was ist und dem, was sein sollte; künstlich vom Denken erschaffen. Durch unsere Vorstellung von dem, was (in Zukunft) sein sollte, wird unsere Aufmerksamkeit, unser Leben im Jetzt auf eine imaginäre Zukunft verlagert und mit ihr unsere Konflikte, Probleme und Wünsche. Dieser Vorgang verhindert ein tiefes Erkennen unserer jeweiligen jetzigen Situation. Eine Problemlösung wird in eine (nichtexistente) Zukunft projiziert. Ängste, die Angst vor dem Tod, Wünsche, das Verlangen nach Wiederholung einer (vergangenen) lustvollen Handlung sind ein Problem unserer Verhaftung an die Zeit und das Denken. Krishnamurti versucht zu verdeutlichen, dass unsere Vorstellung von, unser Denken über Zeit den Konflikt in sich trägt.
Krishnamurti geht soweit zu sagen, Zeit existiere nur dann, wenn es ein Denken gibt. Nimmt man den Denkvorgang weg, so gibt es auch keine Zeit. Unser Tun stützt sich auf Wissen und damit auf die Zeit, so dass der Mensch immer Sklave der Vergangenheit ist.
Er kritisiert unsere einseitige Betonung des Erwerbs von Wissen und die möglichst konfliktfreie Einordnung in die Mechanismen unserer Gesellschaft mit ihren Werten und Traditionen, in welcher Leistung und Erfolg oft an erster Stelle stehen. Demgegenüber sollte wahre Erziehung „dem Schüler helfen, alle gesellschaftlichen Unterscheidungen und Vorurteile zu erkennen und bei sich niederzureißen …“
Erziehung, wie sie heute vielfach verstanden wird, „bietet uns in fein angelegter Weise eine Flucht vor uns selber, und schafft … unvermeidlich wachsendes Leid.“ „Die meisten Leute meinen, dass das Lernen durch den Vergleich gefördert wird, während doch das Gegenteil der Fall ist. Vergleich ruft Enttäuschung hervor und fördert lediglich den Neid, was Wettbewerb genannt wird. Wie andere Formen von Überredung, verhindert der Vergleich Lernen und erzeugt Furcht.“ Die Einteilung der Menschen in „Gut“, „Besser“, „Schlechter“, etc. verstellt die Sicht auf den Menschen, verhindert die Wahrnehmung, das Erkennen der Realität, dessen „was ist“.
„Eine andere Art der Erziehung ist notwendig – nicht die blasse Pflege des Gedächtnisses mit der ganzen Betonung auf Druck, Anpassung und Nachahmung, die zu Gewalt führen, sondern die Pflege der gesamten Kultur des Menschen, in der das Dein und Mein verschwinden und nicht durch den Staat oder eine neue heilige Figur ersetzt werden. Diese andere Erziehung ist mit Wissen, mit Freiheit beschäftigt. Weisheit ist weder in einem Buch zu finden, noch im perfekten Wissen, sondern liegt in der Freiheit des Erkennens. Dieses Erkennen hört nie auf – und Weisheit beendet das Leid.“
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21. Osho
Als einer der bekanntesten, größten (indischen) Meister möchte ich nun Bhagwan Shree Rajneesh, bzw. Osho (1931 – 1990) vorstellen.
Er war ein begabtes, aber rebellisches Kind und schon in früher Jugend für seine Debattierkünste bekannt. Im Alter von 21 Jahren soll er nach eigenem Bekunden am 21. März 1953 in einer Vollmondnacht in einem Park Erleuchtung erfahren haben: „Sowie ich den Garten betrat, gewann alles eine Leuchtkraft, die überall war – der Segen, die Seligkeit. Zum ersten Mal sah ich die Bäume – ihr Grün, ihr Leben, den Saft, der in ihnen floss. Der ganze Garten schlief, die Bäume schliefen. Doch ich sah den ganzen Garten als lebendig, selbst die kleinen Grashalme sahen so wunderbar aus. Ich sah mich um. Ein Baum leuchtete besonders stark – der Maulshree-Baum. Er zog mich an, zog mich zu sich hin. Ich hatte ihn nicht gewählt, Gott selbst hat ihn gewählt. Ich lief zu dem Baum, setzte mich unter den Baum. Und als ich dort saß, begann alles, zur Ruhe zu kommen. Das ganze Universum wurde zum Segen.“
An der University of Sagar erwarb er 1956 den Magister-Grad in Philosophie mit Auszeichnung und lehrte als Professor zunächst am Raipur Sanskrit College und dann, bis 1966, an der Universität von Jabalpur. In den 60er Jahren unternahm er unter dem Namen Acharya Rajneesh ausgedehnte Vortragsreisen durch Indien, in denen er führende Persönlichkeiten der etablierten Religionen und der Politik Indiens provozierte. Von 1962 an leitete er mehrmals im Jahr Meditations-Camps, insbesondere in Mount Abu, Rajasthan, und es wurden erste Meditations-, bzw. Lebenserweckungszentren gebildet.
Ab 1964 veröffentlichte das Jivan Jagruti Kendra in Bombay ein vierteljährliches Magazin und fungierte später dann auch als offizieller Herausgeber seiner Bücher. 1966 legte er seine Professur nieder, um sich ganz seiner Karriere als Redner und Lehrer widmen zu können.
Große Kontroversen in Indien erregte 1968 eine Vortragsreihe, in der er die Einstellungen der indischen Gesellschaft gegenüber Liebe und Sexualität scharf kritisierte und für eine freizügigere Atmosphäre plädierte. Die Vortragsreihe wurde später als Buch „Vom Sex zum kosmischen Bewusstsein“ veröffentlicht.
In den folgenden Jahren gewann er in zunehmendem Maße auch über die Grenzen Indiens hinaus Anhänger, darunter viele aus dem deutschen Sprachraum.
Osho gründete 1974 in Poona (heute Pune) einen Ashram, dieser wurde schnell zu einem Pilger-Ort für tausende Menschen aus aller Welt, die dort persönliche und spirituelle Entwicklung suchten, die Besucher aus dem Westen zählten bald mehr als die aus Indien.
Osho gab jeden Morgen einen in Hindi oder Englisch gehaltenen „Discourse“ (Vortrag), hierbei hatte jede Vortragsreihe einen Klassiker der spirituellen Weltliteratur als ihren thematischen Schwerpunkt. Diese spontan, ohne Notizen gehaltenen Vorträge berührten alle Bereiche des Lebens und sind in hunderten Büchern und Videos zugänglich.
Abends gab es Darshans, in denen Osho persönliche Gespräche mit individuellen Anhängern und Besuchern führte. Ansonsten umfasste das Angebot des Ashrams diverse Meditationen und Selbsterfahrungsgruppen.
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Osho entwickelte etliche neue Meditationstechniken – darunter die „Dynamische Meditation“ (1970), die „Kundalini-Meditation“ und die „Nataraj-Meditation“ –, die täglich von Hunderten seiner Schüler in der Meditationshalle des Ashrams praktiziert wurden. Viele der in Poona eingesetzten Selbstfindungstechniken waren unter seiner Anleitung entstandene Anpassungen bereits bestehender Methoden wie Encounter, Psychodrama, Gestalttherapie, Tanztherapie etc., die in dieser Form auch heute noch von westlichen Therapeuten, insbesondere der humanistischen Psychologie eingesetzt werden.
Seine provokativen Vorträge und die besonders in den ersten Jahren ungewöhnlich freizügige Einstellung zur Emotionalität und Sexualität in den Therapiegruppen erregten internationales Aufsehen und führten in der Öffentlichkeit vielerorts zu einer Polarisierung und Negierung. Die westliche Presse berichtete wie schon zuvor die indische oft sensationsheischend („Sex-Guru“ etc.).
Im deutschsprachigen Raum lösten vor allem die Berichterstattung der Illustrierten Stern und der Bestseller Ganz entspannt im Hier und Jetzt des ehemaligen Stern-Reporters Jörg Andrees Elten großes Interesse an Osho aus. Gleichzeitig wurden in nahezu allen Ländern der westlichen Welt Niederlassungen der Osho-Bewegung (Ashrams, „Bhagwan-Zentren“) gegründet. Diese bestehen zum Teil heute noch z.B. in Köln und Hamburg.
Der Ashram in Pune wollte ursprünglich in Indien (Gujarat) expandieren, doch scheiterte dies am Widerstand der indischen Behörden. 1981 siedelte Osho mit einigen seiner Anhänger in die USA, zuerst nach New Jersey und später nach Oregon um. Es kam jedoch bald zu immer weiter ausufernden Rechtsstreiten mit den Behörden über Bauvorschriften sowie zu Anfeindungen seitens der ansässigen Bevölkerung, die sogar Morddrohungen gegen Osho einschlossen. Kommentare der Sprecherin und Sekretärin Oshos, Ma Anand Sheela, verstärkten die Spannungen. Osho selbst äußerte sich während dieser Zeit nicht in der Öffentlichkeit; er war von 1981 bis 1984 in seiner Phase des Schweigens und weitgehend vom Kommunegeschehen isoliert. Sheela übernahm währenddessen den Führungskreis, wodurch die Situation diabolisch eskalierte… 1985 wurde Osho ohne Haftbefehl unter fadenscheinigen Argumenten verhaftet, verbrachte zwölf Tage in verschiedenen Gefängnissen, wo er laut eigener Aussage nicht mehr nachweisbar vergiftet wurde.
Tatsache ist, dass sich sein Gesundheitszustand immer mehr verschlechterte. Nach Aufenthalten in Nepal, Griechenland und Uruguay und verschiedenen Irrflügen um den Globus, während deren ihm überall auf massives Betreiben der entsprechenden Stellen der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) die Einreise verweigert wurde, kehrte er schließlich in den Ashram in Pune zurück. Ab April 1988 befasst er sich in seinen Vorträgen ausschließlich mit Zen-Meistern.
Vier Jahre nach der Verhaftung starb er am 19. Januar 1990 im Alter von 58 Jahren in Pune. Seine Asche befindet sich in einem weißen marmornen Meditationssaal im Ashram. Auf einer Gedenktafel steht ein Zitat Meher Babas: „Never Born, Never Died: Only Visited this Planet Earth between Dec 11 1931 – Jan 19 1990.“
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Oshos Werke sind heute so populär wie nie zuvor. Auszüge und Zitate aus seinen Büchern erscheinen regelmäßig in indischen Tageszeitungen, darunter auch viele regionalsprachliche Zeitungen. Zu prominenten Osho-Bewunderern gehören der indische Premierminister Dr. Manmohan Singh, der bekannte indische Autor und Journalist Khushwant Singh und der deutsche Autor und Philosoph Peter Sloterdijk. Oshos Ashram in Pune hat sich zum Osho International Meditation Resort, einem der populärsten Reiseziele Indiens, entwickelt.
Osho war gegen jedes Glaubenssystem. Er betonte den Wert der authentischen religiösen Erfahrung gegenüber der Zugehörigkeit zu einer Religion. Gott sei nichts als eine Erfindung des Menschen, Opium für das Volk: „Es ist absolut notwendig, dass Gott tot sein muss. Aber ich möchte, dass ihr meine Auffassung kennt: Es war gut von Friedrich Nietzsche, Gott für tot zu erklären – ich aber sage, dass er überhaupt nie auf die Welt gekommen ist. Er ist eine Geschichte, eine Erfindung: keine Entdeckung. Versteht ihr den Unterschied zwischen einer Erfindung und einer Entdeckung? Eine Entdeckung hat mit der Wirklichkeit zu tun; eine Erfindung dagegen ist von euch fabriziert worden. Es ist eine vom Menschen fabrizierte Geschichte.
Natürlich spendet sie Trost, aber Trost ist nicht das Richtige! Trost ist Opium. Er bewirkt, dass ihr euch der Wirklichkeit weiterhin nicht bewusst werdet, und das Leben fließt so schnell an euch vorbei – die siebzig Jahre werden bald vorüber sein.
Jeder, der euch ein Glaubenssystem verkauft, ist euer Feind, denn das Glaubenssystem wird zu einer Barriere für eure Augen, ihr könnt die Wirklichkeit nicht sehen. Selbst der Wunsch, die Wahrheit zu finden, verschwindet.
Aber am Anfang ist es bitter, wenn euch alle eure Glaubenssysteme weggenommen werden. Die Angst und Furcht, die ihr seit Jahrtausenden unterdrückt, die aber noch da ist, sehr lebendig ist, wird sofort wieder an die Oberfläche treten. Kein Gott kann sie zerstören, nur die Suche nach der Wirklichkeit und die Erfahrung der Wirklichkeit – nicht ein Glaube – kann alle eure Wunden heilen, euch zu ganzen Wesen machen. Und für mich ist der ganze Mensch der heilige Mensch.“
Der Weg zur authentischen religiösen Erfahrung liegt seiner Meinung nach in der Meditation und der Liebe, im Feiern und der Kreativität. Dabei trat Osho zeit seines Lebens für eine undogmatische Einstellung ein. Lachen, Humor, ist für ihn der höchste spirituelle Wert, Ernsthaftigkeit dagegen eine Krankheit. Dementsprechend enthalten seine Vorträge hunderte von zum Teil recht gewagten Witzen.
Er widersprach sich auch oft selbst, da es für ihn keine Widersprüche, sondern nur einander ergänzende Sichtweisen gibt. Im Grunde war er auch gegen den Begriff der Philosophie und sprach die Hoffnung aus, dass die Widersprüche in seinen Werken es der Nachwelt für immer unmöglich machen würden, eine Philosophie aus seinen Werken zu basteln:
„Ich will euch nicht eine Philosophie, eine Doktrin, ein Dogma geben. Ein Dogma muss in sich schlüssig sein, ein Religionsbekenntnis muss in sich schlüssig sein. Ich will euch nicht zu einem bestimmten Glauben bekehren; ein Glaube muss logisch schlüssig sein. Ich will euch eine Vision vermitteln, keinen Glauben. Ich möchte, dass ihr zu meinem Fenster kommt und den Himmel seht, die Wirklichkeit seht. Die Wirklichkeit ist unbeschreiblich. Und aus dieser Wirklichkeit lässt sich kein Dogma machen, diese Wirklichkeit vereint alle Widersprüche in sich – sie ist so unermesslich groß. Also gebe ich euch immer wieder Einblicke, Aspekte der Wirklichkeit: ein Aspekt widerspricht dem anderen. Aber in der gesamten Wirklichkeit treffen sich all diese Aspekte, vermischen sich und sind eins.“
Oshos Vorträge und Initiationsgespräche wurden aufgezeichnet und in Buchform in praktisch unredigiertem Originalwortlaut und auch als Tonkassetten und Videofilme veröffentlicht. Die bis 1981 in Hindi gehaltenen Vorträge werden nun nach und nach auch ins Englische übersetzt. So sind über 400 Bände von durchschnittlich 250 Seiten (ohne Berücksichtigung von thematischen Neuzusammenstellungen) entstanden. Viele Werke sind zudem ins Deutsche und mehr als fünfzig andere Sprachen übertragen worden.
Zwei Jahre nach seinem Tod wurde die komplette Ausgabe seiner Bücher in die Bibliothek des indischen Parlaments aufgenommen. Diese Ehre wurde zuvor nur Mahatma Gandhi zuteil.
„Tu Deinem Leib etwas Gutes, damit Deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.“ Theresa von Avilas
„Ein gesunder Körper ist ein Gästezimmer für die Seele; ein kranker ein Gefängnis.“ Francis Bacon
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22. Dalai Lama, Tibet & Khalil Gibran
Dalai Lama, aus dem Mongolischen: „Ozeangleicher Lehrer“ ist der Titel der höchsten weltlichen Autorität und einer der bedeutendsten religiösen Titel des buddhistischen Tibet. Dalai Lamas sind im tibetischen Buddhismus Menschen, die sich aus Mitgefühl entschlossen haben, durch Reinkarnation wieder in das Leben oder „in die gewöhnliche menschliche Existenz“ einzutreten, um anderen Wesen zu dienen, obwohl sie als erleuchtete Wesen (Bodhisattva) den Kreislauf der Wiedergeburt hätten verlassen können.
Der Titel „Dalai Lama“ wurde im Jahre 1578 vom mongolischen Fürsten Altan Khan erstmals an den 3. Dalai Lama, Sonam Gyatso als Zeichen der Ehrerbietung verliehen. Seine beiden Vorgänger wurden nachträglich als Dalai Lamas anerkannt.
Das Hochland von Tibet, das in seinem äußersten Süden einen großen Teil des Himalaya-Gebirges umfasst und sich auf einer durchschnittlichen Höhe von 4500 Metern erstreckt, wird häufig als „Dach der Welt“ bezeichnet und gilt als die höchstgelegene Region der Welt.
Tibet ist der Mittelpunkt des Tibetischen Buddhismus, der als Vajrayana bekannt ist. Der Buddhismus in Tibet hatte sich zunächst seit dem 8. Jahrhundert und später ab dem 11. Jahrhundert in vier großen buddhistischen Schulen (Nyingma, Kagyü, Sakya und Gelug) entwickelt. Die vorbuddhistische tibetische Religion ist der Bön, die von buddhistischen Einflüssen stark durchdrungen ist – ebenso wie der tibetische Buddhismus wiederum vom Bön beeinflusst wurde.
Zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert war Tibet ein starkes Reich. Nach der Schwächung der Position der tibetischen Könige im 10. Jahrhundert bildete sich die prägende Form der tibetischen Gesellschaft aus.
Bereits im frühen 18. Jahrhundert etablierte jedoch China das Recht, bevollmächtigte Regierungsvertreter in Lhasa zu stationieren. China erklärte um 1720 das Gebiet Tibets zu seinem Protektorat bei voller innerer Autonomie Tibets. Diese Konstruktion hielt fast 200 Jahre lang und hatte Vorteile für beide Seiten.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts begann jedoch der Niedergang Tibets durch „Begehrlichkeiten“ seitens Russlands und vor allem Englands. 1950 erfolgte daher die „Befreiung“ Tibets vom „britischen, imperialistischen Joch“ durch Chinas Volksbefreiungsarmee, die sofort eine sehr starke Militärpräsenz aufbaute. Trotz der Zusage, dass Autonomie und Religionsfreiheit der Tibeter unverändert bliebe, kam es zu solch gravierenden Veränderungen, dass es ab 1955 zu Aufständen kam, die jedoch brutal niedergeschlagen wurden.
1959, zur Zeit des „Großen Sprungs nach vorn“ in China, behandelte die chinesische Führung den mittlerweile erwachsenen Dalai Lama mit offener Pietätlosigkeit. Der tibetische Widerstand gipfelte in einem Volksaufstand am 10. März 1959 in Lhasa, welcher ebenso radikal niedergeschlagen wurde, zehntausende Tibeter wurden ermordet, Klöster und damit die tibetische Kultur weitgehend zerstört, und zur Flucht des Dalai Lamas führte.
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Seither ist Tibet ein von China besetztes, unterdrücktes und zunehmend wirtschaftlich ausgebeutetes Land. In den 50er Jahren begann ein großer Kahlschlag in Tibets Wäldern, unzählige Transporte mit tibetischem Holz verließen die Regionen meist in Richtung Zentralchina. U.a. dies führte zu gravierenden ökologischen Veränderungen dieser hochsensiblen Region. Einerseits werden die Reste tibetischer Kultur von China touristisch vermarktet, andererseits locken enorme Bodenschätze wie Chrom, Kupfer, Magnesit, Bor, Blei, Gold, Erdöl, Eisen, Lithium, Kaliumchlorid, Aluminium, Zink …
1987 machte der Dalai Lama einen Vorschlag zur Annäherung an China in Form eines Fünf-Punkte-Friedensplans, welcher aber von China zurückgewiesen wurde, und beschuldigte stattdessen den Dalai Lama die Kluft zwischen ihm und der chinesischen Regierung zu vergrößern… Die Zugehörigkeit Tibets zur Volksrepublik China ist zwar in der breiten Öffentlichkeit umstritten, obwohl es weltweit keinen Staat gibt, der dies auf diplomatischer und politischer Ebene offiziell in Frage stellt! In der Regel wird deshalb der Dalai Lama von Staatsführern lediglich als Religionsführer empfangen. Ende 2007 wurde Deutschland vom „Wirtschaftspartner“ China gerügt, den Dalai Lama offiziell begrüßt zu haben. Daraufhin verließ sogar „unserem heiligen Papa“ in Rom der Mut, sodaß er ein Treffen mit dem Dalai Lama kurzerhand absagte!
„Für mich stellen Liebe und Mitgefühl eine allgemeine, eine universelle Religion dar. Man braucht dafür keine Tempel und keine Kirche, ja nicht einmal unbedingt einen Glauben, wenn man einfach nur versucht, ein menschliches Wesen zu sein mit einem warmen Herzen und einem Lächeln, das genügt.“ Dalai Lama
Tibet stellte mit seiner einzigartigen und ursprünglichen –aus der Urreligion Bön wurzelnden buddhistischen- Kultur in den höchsten Bergen dieser Erde einen äußerst besonderen spirituellen Ort der Menschheit dar. Diese, nicht „nur“ geomantisch wichtige Region wurde zerstört, und diese Zerstörung wurde und wird weltweit ignoriert, verdrängt, geleugnet und zeigt deutlich die globale Geisteshaltung der Mächtigen …
„Wer an seiner Läuterung arbeitet, dem kann nichts den Idealismus rauben. Er lebt die Macht der Ideen des Wahren und Guten in sich.“
„Die größte Entscheidung deines Lebens liegt darin, dass du dein Leben ändern kannst, indem du deine Geisteshaltung änderst.“ Albert Schweitzer
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Der aus dem Libanon stammende Khalil Gibran (1883 – 1931) war Künstler, Philosoph und Dichter. Die zentralen Motive seiner Dichtung und seines philosophischen Denkens kreisen um den Gedanken, dass das Leben, die Liebe und der Tod das Wesentliche für uns Menschen sein sollen. Sein Werk wird als Bindeglied der philosophischen Richtungen des Orients, z. B. des Sufismus, und der westlichen, durch das Christentum beeinflussten Philosophien gesehen.
Es war auch Mystiker und Rebell und gilt als einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, die sich der Tradition der philosophia perennis verpflichtet sahen. Sein berühmtestes Werk „Der Prophet“ verkündet eine Botschaft von zeitloser Wahrheit in einer metaphorischen Sprache, die natürliche Schönheit und geistige Tiefe in einzigartiger Weise verbindet. Der Prophet ist eine Sammlung von Lebensweisheiten mit einem gemeinsamen Nenner: Alle Metaphern treffen mitten ins Herz! Über welches Thema der Prophet auch spricht, immer hat man das Gefühl, dass seine Worte aus der Tiefe des Herzens kommen und dass es die reine Liebe selbst ist.
Als tief spiritueller Mensch stand Khalil Gibran den institutionalisierten Religionen ablehnend gegenüber. In Der Prophet sagt er: «Euer tägliches Leben ist euer Tempel und eure Religion. » Dieser Satz könnte ebenso von einem alten chinesischen Taoisten oder Zen-Meister stammen wie von einem christlichen Mystiker des Mittelalters oder dem radikalsten Kritiker des organisierten Glaubens unserer heutigen Zeit, Jiddu Krishnamurti.
Anders als das Christentum sieht Khalil Gibran jedoch in Jesus vor allem den Rebellen, der den Menschen ihren Materialismus ungeschminkt spiegelte, und den Liebenden, der in ihren Herzen das Licht einer Welt erblickte, die unvergänglich ist.
Zu seinem "größeren Ich" gelangt der Mensch, indem er still wird und seiner Seele lauscht, diesem göttlichen und ewigen Funken in ihm. Es gilt, die Seele vom Gewicht der Materie zu befreien. Die vollkommene Befreiung der Seele aus dem Gefängnis des Körpers vollzieht sich beim Tod. Für Gibran ist der Tod kein Ende sondern ein Neubeginn, und das Grab ist eine Wiege.
„Liebet einander, aber macht die Liebe nicht zur Fessel: Lasst sie eher ein wogendes Meer zwischen den Ufern eurer Seele sein. Füllt einander den Becher, gebt einander von eurem Brot, aber esst nicht vom selben Laib. Singt und tanzt zusammen und seid fröhlich, aber lasst jeden von euch allein sein, so wie die Saiten einer Laute allein sind und doch von derselben Musik erzittern.
Gebt eure Herzen, aber nicht in des Andern Obhut, denn nur die Hand des Lebens kann eure Herzen umfassen. Und steht zusammen, doch nicht zu nah: Denn die Säulen des Tempels stehen für sich, und die Eiche und die Zypresse wachsen nicht im Schatten der Anderen.“ Kahil Gibran
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23. Gelassenheit & Kontemplation
Die Kunst eines erfüllten Lebens Ist die Kunst des Lassens: Zulassen – weglassen – loslassen Ernst Ferstl
Gelassenheit, Gleichmut oder innere Ruhe ist eine innere Einstellung, die Fähigkeit, vor allem in schwierigen Situationen die Fassung oder eine unvoreingenommene Haltung zu bewahren. Sie ist das Gegenteil von Unruhe, Aufgeregtheit und Stress.
Während Gelassenheit den emotionalen Aspekt betont, bezeichnet Besonnenheit die überlegte, selbstbeherrschte Gelassenheit, die besonders auch in schwierigen oder heiklen Situationen den Verstand die Oberhand behalten lässt, also den rationalen Aspekt von innerer Ruhe.
Als Fachbegriff in der christlichen Mystik bezeichnet Gelassenheit das gewollte Geschehen-lassen des Willens Gottes gemäß der Vaterunser-Bitte "fiat voluntas tua“ Dein Wille geschehe!
Die Gelassenheit spielt in vielen Denkrichtungen eine zentrale Rolle: In der chinesischen Philosophie siehe Konfuzius, bei Platon erscheint als sokratische Tugend die besonnene Gelassenheit (Sophrosyne), die Stoa bei Seneca und Mark Aurel, bei Pyrrhon von Elis, Epikur, Sokrates die Ataraxis (Unerschütterlichkeit) und etwa auch bei Heidegger die Gelassenheit.
„Du musst sein wie ein Fels, an dem alle Wogen sich brechen. Er steht, die Brandung aber wird müde.“ Marc Aurel
Religion im Buddhismus bedeutet Gelassenheit und Gleichmut (Upekkha): Anhaftungen, auch Gewohntes loszulassen, Impulse wahrzunehmen ohne ihnen (gleich) nachzugeben, sich der Macht der Drei Geistesgifte: Gier, Hass, Verblendung bewusst zu sein und sich ihr zu entwinden. In den Suttas spricht der Buddha von den 8 Weltgesetzen (Gewinn und Verlust, Ehre und Verachtung, Lob und Tadel, Freude und Leid) an denen man ihrer Vergänglichkeit wegen nicht hängen soll. Das Gegenteil von Gelassenheit wird in den Nivarana, in den Fünf Hindernissen angesprochen (Anguttara-Nikaya, V 51), die den Geist hemmen und den klaren Blick trüben. Es handelt sich um das vierte Hemmnis, Aufgeregtheit und Gewissensunruhe (uddhacca-kukkucca).
„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Ausgeglichenheit hat man durch Veranlagung, Sozialisation oder Lebenserfahrung. Sie schützt gegen unangemessene Stimmungsschwankungen und damit vor übereilten und übertriebenen Reaktionen. Sie ist daher eine in nahezu allen Lebensbereichen wünschenswerte Eigenschaft.
Unausgeglichenheit als mangelnde Ausgeglichenheit kann viele Formen annehmen, bis hin zu seelischen Störungen. Menschen in unausgeglichenem Zustand können bei angenehmen Ereignissen beispielsweise zu Euphorie und bei unangenehmen zu Depression oder Aggression neigen.
Besonnenheit, griechisch Sophrosyne bezeichnet im Unterschied zur Impulsivität die überlegte, selbstbeherrschte Gelassenheit, die besonders auch in schwierigen oder heiklen Situationen den Verstand die Oberhand behalten lässt, um vorschnelle und unüberlegte Entscheidungen oder Taten zu vermeiden. Während Besonnenheit den rationalen Aspekt betont, betont Gelassenheit die emotionalen Anteile innerer Ruhe.
Sokrates hat den besonnenen Gleichmut als besondere Tugend gepriesen. Im Dialog „Charmenides“ wird die Frage, was Besonnenheit ist, damit beantwortet, das Seine und damit das Gute zu tun. Besonnenheit ist dadurch für Sokrates gleichbedeutend mit Selbsterkenntnis. Auch Aristoteles zählt die Besonnenheit zu den ethischen Tugenden (Nikomachische Ethik). Bei Paulus ist die Besonnenheit eines der beiden Kriterien für die richtige Anwendung der Charismen (Röm 12,3-8), allerdings müsse sie dazu mit Bescheidenheit einhergehen.
Der heilige Franz von Sales verbindet mit der Besonnenheit die Tugend des Stillschweigens, das allzeit besser sei als eine lieblose Wahrheit zu verkünden. Für Charles Caleb Colton ist die Besonnenheit zwar die unzertrennliche Begleiterin der Weisheit, aber kontraproduktiv zur Genialität. Der Anthroposoph Rudolf Steiner sieht unter Berufung auf Immanuel Kant in der kritischen Besonnenheit das Gegenteil von Naivität. Doch wird vor einer einseitigen, überbetonten oder unkritischen Besonnenheit auch gewarnt, da sie dann in die Tatenlosigkeit (Trägheit) abgleiten könne.
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„Wer an sich arbeitet, kommt dem Schöpfer näher.“ Leo Lohberger
„Nichts ist dem Menschen unerträglicher als völlige Untätigkeit, als ohne Leidenschaften, ohne Geschäfte, ohne Zerstreuung, ohne Aufgabe zu sein. Dann spürt er seine Nichtigkeit, seine Verlassenheit, sein Ungenügen, seine Abhängigkeit, seine Unmacht, seine Leere.“ Blaise Pascal
„Ruhe, Ergebung, Leere, Nichthaben, Untätigkeit – sie bilden das Gleichgewicht von Himmel und Erde und sind das wahre Wesen des rechten Weges und seiner Macht.“ Dschuang Dsis
Die Ataraxie -griechisch für Unerschütterlichkeit- ist die Bezeichnung der Epikureer und Pyrrhoneer für das Ideal der Seelenruhe. Sie bezeichnet als seelischen Zustand die Affektlosigkeit und die emotionale Gelassenheit gegenüber Schicksalsschlägen und ähnlichen Außeneinwirkungen, die das Glück des Weisen (Eudaimonie) gefährden.
Das höchste Ziel (télos oder summum bonum) menschlichen Daseins besteht laut der Ethik Epikurs in der gelassenen Lust (hedoné oder voluptas). Diese besteht aber nicht, wie etwa in der tatsächlich „hedonistischen“ Ethik der Kyrenaiker, in körperlichen Genüssen, sondern gerade in der von Übermaßen der Lust wie des Leides freien Ataraxie des Weisen, da positive wie negative Emotionen die Seele erschüttern, aus dem Gleichgewicht reißen und so Leid verursachen. So muss sich der Weise von äußeren wie inneren Einflüssen, die seine Seelenruhe (= Ataraxie oder tranquillitas animi) bedrohen, von Begierde, Lüsten, Trauer und Furcht befreien und so zur innerlichen Autarkie gelangen.
Kontemplation ist ein aus der christlichen Überlieferung stammender Versenkungsweg, der in einen mystischen Erfahrungsraum führt. Die Ablösung von allen Bildern und Gedanken, die Sammlung der Kräfte im Innern und die Öffnung für das innerste Sein werden in der Stille geübt.
Die Würzburger Schule der Kontemplation wurde 1999 von Willigis Jäger initiiert und gegründet. Mittlerweile gehören dieser Schule an die 80 beauftragte Lehrerinnen und Lehrer an, deren Anliegen es ist, den aus der christlichen Mystik stammenden Versenkungsweg der Kontemplation neu zu beleben. Dieser wurde bis zum Anbruch der Neuzeit gelehrt und ist dann weithin in Vergessenheit geraten.
Die Kontemplation ist den Schulungswegen anderer Hochreligionen – dem Sufismus des Islam, dem Yoga des Hinduismus und dem Zen des Buddhismus – vergleichbar und wird als eine im stillen Sitzen einzuübende Form des inneren Weges gelehrt. Die Schule der Kontemplation will Menschen in den transpersonalen Raum mystischer Erfahrung führen.
Die Wurzeln des Zen sind im Buddhismus zu finden. Mittlerweile ist Zen jedoch nicht mehr an eine bestimmte Religion gebunden. Durch die Übung des Loslassens aller Gedanken und Vorstellungen beim Sitzen in der Stille gilt es, unser wahres Wesen zu erreichen, aus dem die Gestaltungskraft für den Alltag kommt.
„Halt Deinen Leib in Ehren, er ist ein edler Schrein in dem das Bildnis Gottes soll aufbewahret sein.“ Angelus Silesius
„In Umkehr und Ruhe liegt euer Heil; in Stillehalten und Vertrauen besteht eure Stärke.“ Jesaja 30,15
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24. Zen … Hugo Makibi Enomiya-Lassalle und Willigis Jäger
Hugo Makibi Enomiya-Lassalle (1898 – 1990) war Jesuit, Zen-Meister und ist ein überaus wichtiger Wegbereiter der Verständigung zwischen Zen-Buddhismus und Christentum. (Christlich-buddhistischer Dialog).
Ab 1919 war er im Noviziat der Jesuiten, ab 1921 Ausbildung in Philosophie und Theologie, 1927 Priesterweihe und Einführung in die Mystik. 1929 ging er in die Ostasienmission nach Japan, wo er versuchte den Zen-Buddhismus als geistige Grundlage der japanischen Gesellschaft zu verstehen. 1935 wurde er Missionssuperior (Leiter) der Jesuiten in Japan. Vor dem Zweiten Weltkrieg übersiedelte er 1939 nach Hiroshima, wo er über Begegnungen an der Bunrika-Universität dem Zen näher kam. Seit 1943 wurde er von Shimada Roshi im Zen unterrichtet. Den Atombombenangriff der Amerikaner auf Hiroshima am 6. August 1945 überlebte er. Ab 1947 versuchte er durch sein Engagement für die alte japanische Kultur die Menschen durch Buddha zu Christus zu führen, dazu hielt er gemeinsam mit Zen-Mönchen Vortragsreihen.
Unter dem Namen Makibi Enomiya wurde er japanischer Staatsbürger, 1948 Generalvikar der Diözese Hiroshima. Am 6. August 1954 wurde die von ihm gebaute Friedenskirche in Hiroshima eingeweiht. Wegen Streitigkeiten mit dem Bischof wurde er dort nicht Pfarrer, sondern Koordinator der Missionstätigkeiten im Gebiet um Hiroshima und versuchte in den folgenden Jahren weiter über die Zen-Erfahrung das Christentum zu verbreiten.
Lassalle erteilte 1962, ein Jahr nach dem Tod seines Zen-Meisters Harada Daiun Roshi, im neuen Schulungszentrum zum ersten Mal Exerzitien in Kombination mit Zazen. Im selben Jahr sprach er auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil in Rom über neue Formen von Seelsorge und Liturgie.
„Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden.“ Psalm 90,12
Immer wieder war sein Ansatz bei christlichen Theologen als Vermischung des Christentums mit als unvereinbar angesehenen Ansätzen des Buddhismus heftigst umstritten. 1973 wurde Lassalles Kensho - und damit er als Zen-Meister - durch Yamada Kôun Roshi anerkannt. Damit war für Lassalle der doppelte Weg ein einziger geworden, den er mit seinem Doppelnamen (Hugo-Makibi Enomiya-Lassalle) unterstrich. Die letzten Jahre seines Lebens sind geprägt von dem Versuch einer tieferen Durchdringung von Zen und Mystik in christlichen und außerchristlichen Erfahrungen und dem Bestreben, die Einheit des Weges als "christlichen Zen" über Meditationskurse zu vermitteln. Von Lassalle angeregt wurden u. a. Willigis Jäger, Niklaus Brantschen und Johannes Kopp.
Anders als bei anderen Vermittlern des Zen-Buddhismus in den Westen, wie z.B. Daisetz Teitaro Suzuki, lag sein Schwerpunkt auf den Gemeinsamkeiten zur christlichen Mystik. Diese sucht vornehmlich die mystische Erfahrung der unio mystica mit Gott. Das hierzu notwendige Loslassen des Weltlichen und Materiellen, der Zusammenfall der Gegensätze (Coincidentia oppositorum) ins Indifferente findet seine Parallelen im Zen. Individuelles Bewusstsein des Einzelnen und kollektives Bewusstsein der Menschheit seien, seiner Meinung nach, in einem großen Veränderungsprozess befindlich. Das neue entstehende Bewußtsein werde ein mystisches, aperspektivischen (d.h. absolutes) und auf Erfahrung gründendes sein.
Was ist Mystik?
Einer fragte, was mystische Erfahrung sei. Ein Freund der Mystik antwortete ihm: "Es ist ein Zustand vollkommenen Glücks, da sich Zeit und Ewigkeit, Erde und Himmel berühren." "Und wie kann die Seele in diesen Zustand kommen?" fragte jener weiter. "Indem sie alles aufgibt, was sie von Gott trennt, und sich in seine geöffneten Arme fallen läßt." Da wurde jener traurig und sagte: "Das kann ich nicht tun, denn ich habe Angst, mich zu verlieren." Der Freund der Mystik antwortete: "Gerade darin liegt das Glück. Denn wer sich in Gott verliert, findet sich." Wolfgang Böhme
weiter zur Mystik
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„Wer wagen will, sich zu kennen, muß verzichten, sich zu gefallen.“ Hermann Bahr
„Ändere den Rahmen und du siehst ein anderes Bild.“ Michael M. Jung
Im Jahre 2006 erlebte ich Willigis Jäger in der völlig ausgebuchten Bamberger Konzerthalle. Seinen Vortrag hatten die örtlichen Freimaurer-Loge mit dem Bamberger Lehrstuhl für Philosophie organisiert. Aus meinen hierbei entstandenen Aufzeichnungen möchte ich nun einige wichtige Aussagen Jägers nennen:
… Die Hauptprobleme liegen im Dualismus sowie im ökonomischen Denken, sowie unsere Selbstdefinition durch „personale Strukturen“ – hiermit ist das Ego gemeint…. Das so genannte Böse ist lediglich ein Mangel an Erkenntnis…. So geht es darum, zu unserem „Urwissen“, welches in uns liegt, zu finden….. Im Gegensatz zu unserer modernen Unruhe sind hierzu Kontemplation und Ruhe grundlegend wichtig….
Religionen und Gottgedanken sind im Grunde dasselbe, um den Menschen in ihrer Zeit und Kultur „Gott“ zu vermitteln, es sind schlicht Erklärungs- bzw. Vermittlungsmodelle, welche aber auch ungenügend und ein-, bzw. ausgrenzend sind … Äußere Gebote und Gesetze, die etwa mit „Du sollst …“ beginnen, hatten und haben nie Erfolge gebracht, daher sind Negativgebote abzulehnen und durch Positives zu ersetzen…. Mystische höhere Erfahrungen lassen sich so gut wie nicht auf die Ratioebene bringen und erklären … daher darf sich jeder selbst auf den Weg machen … erst wenn der Mensch begreift, wer er ist, erst dann begreift er, dass er etwas anderes ist, als er glaubt zu sein. Wenn er erkannt hat, was er ist, dann wird er auch beginnen sich anders zu verhalten …
Der 1925 geborene Willigis Jäger wurde 1946 Benediktiner in der Abtei Münsterschwarzach und schloss sich an die mystische Tradition des christlichen Abendlands an, z.B. Meister Eckhart und Nikolaus von Kues. Nachdem er bereits in Deutschland erste Kontakte mit Zen hatte, schickte ihn der Orden nach Japan, wo Jäger dann sechs Jahre lang ein Zen-Training in Kamakura als Schüler von Yamada Kōun Rōshi absolvierte. Wieder zurück in Deutschland, gründete er 1983 in Würzburg das Meditationszentrum St. Benedikt, das er bis 2002 leitete.
Da für Jäger keine wesentlichen Unterschiede zwischen christlicher Mystik und buddhistischem Zen-Weg bestehen, geriet er in Konflikt mit der katholischen Kirche.
Die Glaubenskongregation (Nachfolgeorganisation der Inquisition) unter Leitung des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger warf ihm vor, Glaubenswahrheiten der persönlichen Erfahrung unterzuordnen. Im Januar 2002 untersagte ihm das Bischöfliche Ordinariat in Würzburg deshalb die Ausübung jeder öffentlichen Tätigkeit. Jäger wurde daraufhin auf eigenen Wunsch von der Abtei Münsterschwarzach exklaustriert ("beurlaubt"), ist aber nach wie vor Mitglied seiner Klostergemeinschaft. Seit Herbst 2002 baut er mit Hilfe des Vereins Spirituelle Wege e.V. - Zen und Kontemplation das Tagungszentrum Benediktushof Holzkirchen bei Würzburg auf.
„Jede Religion hat heilige Schriften, Rituale und Gebote. Sie sollen dem Menschen helfen, das zu finden, was mit Gott, Gottheit, Wesensnatur, Sunyata usw. bezeichnet wird. Schriften und Rituale können immer nur auf Gott deuten. Wer Gott erfahren will, muss Bücher, Rituale und alles mentale Begreifen übersteigen. Darum suchten alle Religionen Wege, die in die Erfahrung der letzten Wirklichkeit führen. Im Buddhismus entwickeln sich Zen, Vipassana und die tibetischen Wege. Bei den Hindus entstanden die verschiedenen Formen des Yoga. Im Islam entfaltete sich der Sufismus, im Judentum die Kabbala und im Christentum die Kontemplation. Es sind das spirituelle Wege, die in die Erfahrung dessen führen sollen, was die Heiligen Schriften und Gebote der verschiedenen Religionen lehren…. Auch das Ziel ist allen esoterischen Wegen gemeinsam: Sie wollen in die Erfahrung der Urwirklichkeit führen, die je nach Religion Gottheit, das Numinose, das Absolute, die Wesensnatur genannt wird. Die transzendentalen Erfahrungsräume zählen zur Grundbegabung unserer menschlichen Existenz, wenn auch viele Menschen davon nichts wissen.“
„Die Essenz aller Religionen ist in ihren mystischen Erfahrungen zu finden.“ Willigis Jäger
Westöstliche Weisheit ist ein spiritueller Weg, für den die mystische Essenz der religiösen Traditionen zentral ist. Es ist ein klarer Weg, der alle, die ihn gehen wollen, in eine transkonfessionelle religiöse Erfahrung führen will…. Diesen spirituellen Weg können alle beschreiten, ob sie sich einer Religion zugehörig fühlen oder nicht - ob Christen, Anti-Theisten, Ungetaufte oder Angehörige anderer Bekenntnisse. Der hier beschriebene spirituelle Weg führt über alle Dogmen und Bekenntnisse hinaus.
Die Westöstliche Weisheit beinhaltet den Kern aller spirituellen Wege und ist von dem Wissen gespeist, dass die spirituellen Wege der Religionen alle der gleichen Grundstruktur folgen. Der Übungsweg führt in eine Zurücknahme des Ich, damit eine Ebene sichtbar wird, die durch die Ich-Aktivität ständig verdeckt wird. Dies geschieht durch das Einswerden mit einem Fokus (Atem, Laut, Bewegung) oder durch das „Schauen“ in eine bildlose Leere. Es ist ein Übungsweg, der Hingabe, Disziplin und Konsequenz erfordert. Es ist zugleich ein Lebensweg, der den Menschen von Innen her verwandelt.
Diese „ewige Weisheit“ ist der mystische Strom, der sich zeitlos durch alle Religionen zieht. Dieser Strom führt letztlich über jede Religion hinaus und führt in die Erfahrung der Wirklichkeit, in die Erfahrung der Einheit allen Seins. Dies bedeutet ein Einschwingen in das kosmische Gesetz. Damit weist uns eine integrale Spiritualität den Weg hin zur nächsten Entwicklungsstufe unseres Bewusstseins und ermöglicht uns ein neues Verständnis von dem, was wir Gott nennen. Gott kann nicht verstanden, Gott kann nur erfahren werden. Gott ist nicht im Außen zu finden, Gott ist vielmehr das Innerste des evolutionären Geschehens. Eine integrale Spiritualität erlebt daher keine Trennung zwischen Gott und Mensch, sondern ein kontinuierliches Erwachen des göttlichen Bewusstseins im Menschen.
Während die traditionellen religiösen Wege eine innere Befreiung von der Welt durch die Loslösung vom Diesseitigen zu erreichen versuchen und das Eigentliche ins Jenseits verlegen, um dort eine unmittelbare Schau des Absoluten, des Göttlichen, der Leere und des Unbekannten zu erreichen, knüpft eine zeitgemäße, integrale Spiritualität an die mystischen Wege des Ostens und des Westens an und stellt das Hier und Jetzt in den Mittelpunkt. Denn im Hier und Jetzt drückt sich das Unbeschreibbare aus, in genau dieser Form, zu dieser Zeit, an diesem Ort. Es geht nicht darum, aus der Welt zu scheiden, zu verlöschen, in den Himmel oder eine neue Wiedergeburt einzugehen, um Seligkeit oder Erlösung zu erreichen. Es geht vielmehr um die Erkenntnis, dass wir und alles durchdrungen sind von dieser Urwirklichkeit, der wir Menschen viele verschiedene Namen gegeben haben.
Dieser mystische Weg führt aus der Versenkung zurück in die Welt und in die Weltverantwortung. Er führt in die Aktion, ins Handeln und zum Mitmenschen und ist Grundlage einer Ethik der Liebe, die im anderen Menschen sich selbst erkennt. Wir brauchen diese mystische Erfahrung, um die Erde und die Menschen heil in die Zukunft zu bringen. Der Weg der Westöstlichen Weisheit ist lebensbejahend und weltzugewandt und Quelle für eine echte Erneuerung auf allen menschlichen und gesellschaftlichen Ebenen. (weiter zur Mystik)
„Man kann laufen so weit man will, man sieht überall nur seinen eigenen Horizont.“ Max von Eyth
„Dem Geduldigen laufen die Dinge zu, dem Eiligen laufen sie davon.“ Aus Indien
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25. Eugen Drewermann, Anselm Grün und Anthony de Mello
Der 1940 geborene Eugen Drewermann ist ein deutscher Theologe, Psychoanalytiker, Schriftsteller und ein bekannter Vertreter der sogenannten tiefenpsychologischen Exegese. Er studierte in den 60er Jahren Philosophie und Katholische Theologie, 1966 wurde er zum Priester geweiht. Als Privatdozent hielt er ab 1979 Vorlesungen in Religionsgeschichte und Dogmatik an der Theologischen Fakultät Paderborn.
Im Oktober 1991 entzog ihm Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt (1926-2002) die katholische Lehrbefugnis und im Januar 1992 die Predigtbefugnis. Im März 1992 folgte die Suspension vom Priesteramt. Ursache waren von der Kirchenführung abweichende Ansichten Drewermanns in Fragen der Moraltheologie und der Bibelauslegung. Am 20. Juni 2005, seinem 65. Geburtstag, trat Drewermann nach eigenen Angaben aus der römisch-katholischen Kirche aus. Dies bezeichnet er als größtes Geschenk an seine Freiheit. Drewermann ist als Lehrbeauftragter an der Universität Paderborn, als Schriftsteller, Redner und Seelsorger tätig.
Beeinflusst von Carl Gustav Jung und Freud legt Drewermann biblische Texte vorrangig tiefenpsychologisch aus, wovon auch sein Buch Tiefenpsychologie und Exegese (1988) zeugt. Später stützt er sich stärker auf Sigmund Freud. Durch die Veröffentlichung des Buches „Kleriker. Psychogramm eines Ideals“, in dem er unter anderem die Auffassung vertritt, dass der Zölibat der psychischen Gesundheit der katholischen Priester schade, bzw. auf neurotischen Voraussetzungen beruhe (was von vielen Priestern als „Nestbeschmutzung“ empfunden wurde), kam es zum Streit mit der katholischen Kirche. Als Drewermann in einem Interview mit dem Spiegel dann auch noch die Jungfrauengeburt (also die Jungfräulichkeit Mariens vor, während und nach der Geburt) als biologische Tatsache anzweifelte, kam es zum Entzug der Lehr- und Predigtbefugnis.
In seiner Tätigkeit als Seelsorger, etwa mit Depressiven, meidet Drewermann "theologische Trostformeln", die zum Grundbestand der christlichen Dogmatik gehörten, für den Kranken allerdings "religiöse Sprüche" seien. Auch würden sie der Freiheit des Menschen in seiner jeweiligen Notlage nicht gerecht. Statt von der "Vergebung der Sünden", dem Kreuzestod wie der Auferstehung Jesu, der Erlösung durch die Taufe zu sprechen oder die Beichte bei Schuldgefühlen anzuempfehlen, setzt er auf die Begleitung durch einen Psychoanalytiker. An ihm könne sich der Leidende aufrichten und so über einen großen Zeitraum Vertrauen zu sich selber aufbauen.
Drewermann beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Märchen (insbesondere der Brüder Grimm), die er tiefenpsychologisch und religionsphilosophisch deutet. Eine besondere Affinität hat er zu Dostojewski, dessen Werk und Person er immer wieder interpretiert hat. Dabei standen Themen wie Sucht („Der Spieler“), christliche Nächstenliebe und „Vergebung der Sünden“ („Schuld und Sühne“) im Vordergrund. Darüber hinaus setzt er sich (als Vegetarier) für den Tierschutz ein und prangert Umweltzerstörung und Tierquälerei an. Ein Grund der Naturzerstörung sei die anthropozentrische Weltbetrachtung der monotheistischen Religionen, die, im Gegensatz zu den „östlichen“ Religionen Buddhismus und Hinduismus, den Menschen aus dem Zusammenhang der „Schöpfung“ nähmen und die Nähe zur Tierwelt leugneten. Damit setze der Mensch sich über die Tierwelt, mit der er doch durch die Evolution verbunden sei. So falle es ihm leicht, ja sei zwangsweise Folge der Überbevölkerung, die Umwelt zu zerstören…
„Die katholische Kirche versucht, diese Angst, die dazugehört, daß man ein Mensch ist und ein Individuum wird, zu beschwichtigen, indem sie ihre eigenen Institutionen als haltgebend an die Stelle Gottes rückt. ... Mein Hauptvorwurf an die katholische Kirche: Sie ist überhaupt nicht daran interessiert, daß Menschen sich als Person in Freiheit entwickeln. Das fürchtet sie geradezu. Denn es untergräbt ihr Herrschaftssystem. ... Wer sagt, daß Menschen Gott in ihrer Seele finden können, der wird der Kirche fürchterlich. Den muß sie bekämpfen. Der macht den Apparat der Außenlenkung offenbar überflüssig. Glaubensfragen werden so zu Machtfragen. ... Man sollte nicht primär Priester ausbilden, sondern das Priesterliche im Menschen fördern. Das ist Frauen mindestens so eigen wie Männern. Ursprünglich und religionsgeschichtlich waren Frauen Priester. Davor hat die katholische Kirche Angst. Es würde die gesamte Kirchenstruktur verändern. Die Frau als Priesterin, offen zur Sexualität und zur Natur, wäre in vielfachem Sinn poetisch. Das gefährdet die verwaltete Amtshierarchie. ...“
„Solange die Seelsorge sich nicht für die oftmals tief im Verborgenen der Psyche liegenden Gründe menschlichen Handelns interessiert, kann sie über das Stadium reinen Moralisierens und verständnislosen Schuldigsprechens nicht hinauskommen und wird immer mehr an Glaubwürdigkeit und Akzeptanz verlieren.“
„Eine Religion, die sich konsequent unfähig zeigt, ihren theoretischen Überbau durch die Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften zu vertiefen, wird zwangsläufig zunehmend zu einer bestimmten Form der Ideologie verkommen und in das Stadium einer abergläubigen Großsekte zurückfallen.“
Der von ihm eingeschlagene Weg vollzog sich daraufhin in quasi logischer Konsequenz, denn aufgrund der Erkenntnis, daß die gesamte katholische Theologie im Grunde wertlos ist, wenn sie nicht konkret auf die Fragen der Menschen antworten kann, ergab sich für Drewermann die nächste Fragestellung wie von selber: Wie lassen sich die Texte der Bibel und das Anliegen des Jesus von Nazareth so interpretieren, daß heute fragende, suchende und leidende Menschen Antworten auf ihre Bedürfnisse und Ängste finden?
Da eine Annäherung an diese Fragestellung mit der althergebrachten und zutiefst abergläubischen dogmatischen Verkündigungssprache der Theologen nicht gelingen konnte, mußte er den Konflikt mit der Amtskirche in Kauf nehmen, indem er z.B. darüber nachdachte, wie es denn sein kann, daß eine Kirche, die vorgibt, den Menschen nahe zu sein und darüberhinaus als Instanz der bürgerlichen Moral gesellschaftlichen Einfluß ausüben will, paradoxerweise alle gesellschaftlichen und geistigen Entwicklungen und Erkenntnisse beharrlich ignoriert und - allen vernünftigen Einwänden zum Trotz, in traditioneller Verfestigung - weiterhin Aberglauben verbreitet und ihre Gläubigen in infantiler Abhängigkeit hält und moralisch zensiert und unterdrückt. In den drei Bänden über "Psychoanalyse und Moraltheologie" setzte sich Drewermann intensiv mit derartigen Fragen auseinander, indem er der auf Angst und verinnerlichter Gewalt gründende Moraltheologie der Kirche die befreienden Erfahrungen der Psychoanalyse gegenüberstellt.
Ein ganz anderer, nicht weniger entscheidender Punkt war für ihn die Frage, wie es kommt, daß sich immer noch viele Menschen, z.B. als Ordensschwestern oder Priester, einem System unterwerfen, daß sie in ihrer Persönlichkeitsentfaltung nicht nur hindert, sondern sogar noch darin bestärkt, aus den Ängsten ihrer Individuation bestimmte Tugendideale zu entwickeln.
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In der erweiterten Neuauflage "Reden gegen den Krieg", dieser ursprünglich zum Problem des Golfkriegs im Jahre 1991 erschienenen Zusammenstellung von Reden, Predigten und Zeitungsartikeln, zeigt Drewermann auf, wie mit scheinbar bestem Gewissen und in schlimmster propagandistischer Manier mit den Mitteln der Lüge und der manipulierten Berichterstattung der Medien permanent versucht wird, eine kriegsbegünstigende Stimmung in der Bevölkerung zu erzeugen und jeden möglichen Ansatz einer weitreichenderen Friedensbewegung schon im Ansatz zu ersticken. Der Leser kommt nicht umhin zu begreifen, daß es seitens der westlichen Industrienationen, allen voran die letzte noch verbliebene militärische Großmacht USA, nicht nur keinerlei ernsthafte Versuche gab, z.B. den Krieg am Golf, als auch den sogenannten Kosovo-Krieg zu verhindern, sondern wie man gerade diese Kriege unbedingt gewollt und systematisch vorbereitet hat, um eines einzigen Zieles Willen: "Die Verwandlung der Erde in ein globales Wirtschaftsnetz, dessen Fäden spinnengleich von den USA selbst gewoben und gezogen werden."
"Tiefenpsychologie und Dogmatik" - Dogma, Angst und Symbolismus:
Im ersten Band seiner "Glauben in Freiheit"-Trilogie, Drewermanns systhematisch-theologischer "Anti-Dogmatik", welche er dem veralteten und stark verkürzten Welt- und Menschenbild der Kirche gegenüberstellt, wird aufgezeigt, daß die Ablösung von den Machtanmaßungen und den unglaubwürdig gewordenen und angstverfestigten Kirchendogmen keineswegs die Abkehr von jeglichem religiösen Suchen und Fragen bedeutet oder bedeuten muß. Drewermann gibt sich überzeugt, daß nicht das religiöse Bewußtsein im Schwinden begriffen ist, wohl aber die Bindung an den amtskirchlich vorformulierten und im Status der Unfehlbarkeit vorgeschriebenen Kirchen- und Dogmenglauben…. Nach einer Art Einführung in die religiöse Symbolsprache, stellt Drewermann die Zentralsymbole der Religion den in der Neurosenlehre beschriebenen Grundängsten - Schizoidie, Hysterie, Depression und Zwangsneurose - als Antworten gegenüber. - Schritt für Schritt wird der Leser an die Tatsache herangeführt, daß Religiosität und Glaube nicht an einen bestimmten Typ von Religion oder Konfession gebunden sind und sein dürfen, sondern, daß sie letztlich aus bestimmten, in den Tiefenschichten der Psyche verankerten Bildern hervorgehen, welche zeitlos und universell gültig sind …
„Der Unterschied zwischen Sein und Haben entspricht dem Unterschied zwischen dem Geist einer Gesellschaft, die den Menschen zum Mittelpunkt hat, und dem Geist einer Gesellschaft, die sich um Dinge dreht. Die Haben-Orientierung ist charakteristisch für den Menschen der Westlichen Industriegesellschaft, in welcher die Gier nach Geld, Ruhm und Macht zum beherrschenden Thema des Lebens wurde.“ Erich Fromm
Einen in der Kirche integrierten Weg und dennoch zu einem des meistgelesenen spirituellen Autors unserer Zeit hat sich der 1945 geborene Benediktiner Anselm Grün entwickelt. Neben Philosophie und Theologie studierte er auch Betriebswirtschaft und veröffentlichte seit Mitte der 70er Jahre über 200 spirituelle Bücher mit einer Gesamtauflage von über 15 Millionen Exemplaren welche in mindestens 30 Sprachen übersetzt wurden.Er leitet wirtschaftlich die Abtei Münsterschwarzach und sucht mit seinen Mitbrüdern nach neuen Aufbrüchen in der Spiritualität. So ließ er sich vor allem von der Psychologie Carl Gustav Jungs inspirieren und widmete sich intensiv asiatischen Meditationstechniken.
Von evangelikaler Seite wird kritisiert, Grün vermische Elemente aus christlicher Tradition, Psychologie und anderen Religionen zu einer esoterischen Heilslehre (Synkretismus) und stehe sogar Praktiken des Schamanismus positiv gegenüber, was als unbiblisch abgelehnt wird. Demgegenüber wurden die Veröffentlichungen Grüns von katholisch-kirchenamtlicher Seite bisher nicht beanstandet. Jedoch wurde ihm kirchenintern vorgeworfen, sich zu sehr dem Zeitgeist anzupassen bzw. zu liberale Positionen zu vertreten.
Während eines Vortrags 2006 in Bamberg empfahl Anselm Grün die eigene Lebensspur einerseits anhand von Gleichnissen der Bibel und andererseits durch praktische Lebenserfahrungen zu finden. Jeder soll auf seine eigene Stimme hören und im Einklang mit sich selbst leben.
Seine Wurzeln finden, indem man zur Kindheit zurückgeht, um Berufswünsche und Träume wiederzufinden: Kindliche Energien wieder finden und in sich selbst Potentiale entdecken und entfachen.
Zudem sollen wir Negatives in Positives umwandeln: Alte Verletzungen anschauen, verarbeiten und verzeihen – dies ist ein Akt der Befreiung, man ist dadurch nicht mehr gebunden und löst die Bindungen auf.
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„Wovor du wegläufst, und wonach du dich sehnst, beides ist in dir.“ Antonio de Mello
Überaus hochinteressant ist auch der indische Jesuitenpater und spirituelle Lehrer Anthony de Mello (1931 – 1987). Er hatte Philosophie, Theologie und Psychologie studiert und ein spirituelles Zentrum in Indien gegründet. Anthony de Mello war vor allem ein multikulturell geprägter Lehrer, der auf humorvolle Art und Weise lebenspraktische Weisheiten und Erzählungen aus allen religiösen Lehren vermittelte.
Laut einer Notification des Heiligen Stuhls von 1998 habe er sich zunehmend von der Akzeptanz Jesu Christi als Sohn Gottes und der Relevanz der Heiligen Schrift entfernt, so dass Teile der Lehre de Mellos "mit dem katholischen Glauben unvereinbar sind und gravierenden Schaden anrichten können."
„Gutes Zuhören heißt nicht so sehr anderen zuzuhören, als sich selbst. Eine gute Sicht zu haben, heißt nicht so sehr andere zu sehen, sondern sich selbst. Denn die, die sich nicht selbst zuhören, können die anderen nicht verstehen. Und sie sind selbst blind gegenüber der Wirklichkeit anderer, wenn sie nicht in sich selbst eingedrungen sind. Ein guter Zuhörer versteht selbst dann, wenn nichts gesagt wird.“
„Das Geheimnis von Ruhe und Gelassenheit ist aus dem Herzen kommende, uneingeschränkte Kooperation mit dem Unvermeidlichen!“
„Versucht nicht, Dinge zu besitzen, denn sie können nie wirklich besessen werden. Achtet nur darauf, nicht von ihnen in Besitz genommen zu werden, dann seid ihr der Herr der Schöpfung.“
So halte ich es für sehr sinnvoll, sich mit Anthony de Mello eingehend zu beschäftigen. Tiefe Weisheit vermittelt er in leichten Erzählungen und Gleichnissen.
"Es gibt in unserem individuellen Leben nichts, aber auch gar nichts, das wir jetzt nicht ändern könnten, wenn wir jetzt beschließen würden, es tatsächlich zu ändern. Jede Blume, jedes Tier, jede Handlung wird dem Menschen ungeahnte Geheimnisse enthüllen und er wird die Welt mit ganz anderen Augen sehen als zuvor. Dieses Erkennen ist eine Offenbarung des Universums. Wir können sowohl große Schöpfergötter des Universums werden, als auch Weltenzerstörer - es liegt an uns selbst.
Ich weiß inzwischen, dass man diese Welt verbessern kann, wenn man nur will! Wahrheit ist, dass alle Schlüssel zum Leben und alles Wissen im Inneren eines Menschen zu finden sind - Gefühle im Herzen und Wissen im Geiste. Die "wahre Sünde" ist die Vernachlässigung unserer eigenen Verantwortlichkeit. Dies zu erkennen und aus dieser Erkenntnis heraus zu handeln, ist die höchste Aufgabe der gesamten Menschheit - Übernahme der Verantwortung für unsere Schöpfung." Jan Udo Holey
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26. Aussteiger und Lebensreformer
Aufgrund den, für manche humane Menschen unerträglichen Zuständen in ihren jeweiligen Gesellschaften, gibt es seit Jahrtausenden in allen Kulturen der Welt so genannte Aussteiger: etwa Buddha oder „Diogenes in der Tonne“ und viele zurückgezogen lebende Heilige und Philosophen, oder Gruppen wie u.a. die vorchristliche Sekte der Essener. Urchristen zogen sich als so genannte Wüstenväter zurück, von etwa 400 bis etwa 1800 konnten sich Aussteiger, wie etwa Franz von Assisi nur als christliche Eremiten oder Klosterangehörige zurückziehen, da jegliche Eigenart geistigen Denkens vor allem vom Katholizismus als Ketzerei verfolgt und ausgerottet worden wäre. Seit der Säkularisation und Beginn der Befreiung von kirchlicher Bevormundung konnten verschiedene Menschen auch langsam völlig frei aussteigen: In den 1840er Jahren Henry D. Thoreau und Ralph W. Emerson.
In Deutschland ist insbesondere Friedrich Nietzsche in seiner strikten Ablehnung eines sinnentleerten Materialismus ein rigoroser Verfechter eines materiell einfachen Lebens zum Zwecke der Steigerung der spirituellen Kräfte des Menschen.
Der Hintergrund für den Ausstieg aus dem bisherigen Leben kann vielfältig sein. Grundsätzlich geht dem Ausstieg eine Kritik voran, welche sich meist auf die Gruppe oder das System seiner vorherigen Lebensweise bezieht. Gesellschaftliche Aussteiger kritisieren z.B. das vorherrschende Gesellschaftssystem, in dem sie sich nicht mehr wieder finden und dass die Zwänge und Regelungen dieser Gesellschaft, wie sie in der westlichen Welt zu finden sind, oft nicht den Neigungen und Ansichten ihrer selbst entsprechen. Häufig wird von Aussteigern der wachsende Kapitalismus als Auslöser für ihre Gedanken genannt, der durch viele seiner Eigenschaften die soziale Gemeinschaft gegeneinander ausspielt und entfremdet. Hierbei ist es interessant, dass gesellschaftliche Aussteiger sich meist nach einem Leben in Ruhe und Einsamkeit sehnen, anstatt Gruppierungen aufzusuchen.
„Wie ein gut verbrachter Tag einen glücklichen Schlaf beschert, so beschert ein gut verbrachtes Leben einen glücklichen Tod.
Für die Ehrgeizigen, die sich weder mit dem Geschenk des Lebens noch mit der Schönheit der Welt zufrieden geben, liegt eine Strafe darin, dass sie sich selbst dieses Leben verbittern und die Vorteile und die Schönheit dieser Welt nicht besitzen.“ Leonardo da Vinci
Gründe für einen Ausstieg finden sich aber auch in den verschiedensten Bereichen des zwischenmenschlichen Zusammenlebens oder des Mainstreams. Nur durch den radikalen Wandel seiner Position in der Gesellschaft sieht der Aussteiger eine Möglichkeit, sein persönliches Gleichgewicht bzw. eine innerliche Befriedigung wieder herzustellen.
Als Synonym für einen inneren Ausstieg, bei dem ein geregeltes Leben oberflächlich beibehalten wird, innerlich aber mit der Außenwelt gebrochen wird, verwendet man auch den Begriff der „inneren Emigration“. Insbesondere in politischen Diktaturen war dies oft die einzige Möglichkeit, sich den Zwängen des Systems wenigstens halbwegs zu entziehen.
„Arm ist nicht der, der wenig hat, sondern der, der nicht genug bekommen kann.“ Jean Guehenno
„Das Publikum beklatscht ein Feuerwerk, aber keinen Sonnenaufgang.“ Friedrich Hebbel
Aussteiger suchen meist ein Leben in Frieden und Ruhe sowie in Einfachheit einerseits als Flucht vor der Unruhe, dem Überlebensk(r)ampf und Kompliziertheit der bürgerlichen Gesellschaft, andererseits als spirituellen Weg der inneren Entwicklung.
Einfaches Leben, auch Freiwillige Einfachheit genannt, bezeichnet daher einen Lebensstil, der sich als Alternative und Regulativ zur konsumorientierten Überflussgesellschaft sieht, um Alltagszwängen kritisch entgegenzuwirken und die Lebensqualität – jenseits materialistischer Kategorien – zu steigern. Seine Anhänger sind damit zu der steigenden Zahl der Gruppe der kulturell Kreativen zu rechnen.
Besitz, Konsum und die eigene Anspruchshaltung werden insgesamt kritisch hinterfragt. Die Eubiotik – die Lehre von der rundum gesunden Lebensführung – nimmt hierbei eine hervorragende Stellung ein. Aus eubiotischer Perspektive wird eine am Geld ausgerichtete Lebenseinstellung als ein Irrweg angesehen, der die Hauptursache für zahlreiche – besonders psychische – Störungen und Verwerfungen sowohl im individuellen als auch im gesellschaftlichen Bereich darstellt.
Erfüllung und entspannte Lebensfreude werden in wenigen einfachen, meist kostenlosen Dingen und Betätigungen, etwa dem Naturismus gesucht.
Neben der Kritik an einer Übergewichtung von Geld und Besitz kritisieren ähnliche Strömungen die Schnelllebigkeit der heutigen Zeit, in Industrienationen läßt sich eine Überbeanspruchung des Menschen durch Arbeit und durch persönliche Termine feststellen. Ebenso wird kritisiert, dass u.a. durch moderne Medien dem Menschen die Zeit für Gedanken und kritische Fragestellungen (Sinnfrage) und der Sinn für Genuss geraubt wird.
„Wenn die Gesellschaft den Menschen der heranwachsenden Generation eine kreative Sinnerfüllung versagt, dann finden sie schließlich ihre Erfüllung in der Zerstörung.“ Norbert Elias
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Eine grundlegende Maxime des einfachen Lebens besteht darin, sich nicht von den in Medien oder Werbung vorgelebten, über materialistische Stereotype nicht hinausgelangenden Verhaltensmustern manipulieren zu lassen. Stattdessen entwickelt sich – aus der kritischen Hinterfragung solcher Verhaltensmuster – eine ausgeprägte Individualität, die dem Kern der eigenen Persönlichkeit bestmöglich entspricht. Die subjektiv erlebte Lebensqualität steht dabei im Vordergrund – jenseits eines oberflächlichen, auf materialistische Konsum-Kategorien beschränkten Hedonismus. Dieser materiell bewusst reduzierte Lebensstil weist aus der Sache innewohnenden Gründen asketische Züge auf, unterscheidet sich aber auf Grund seiner potentiellen Vielgestaltigkeit von der einseitig ausgerichteten, zumeist weltabgewandten Philosophie der Askese.
Der stringente Zusammenhang zwischen Konsumverweigerung – als eine moderne Form der Askese – und der Gewinnung von wertvoller Lebenszeit im Sinne von schöpferischer Muße durch Entschleunigung des täglichen Lebens wird transparent gemacht.
Von diesem lebensphilosophischen Standpunkt wird gerade der Konsum von kurzlebigen – und damit immer wieder neu zu kaufenden – Wegwerfprodukten als unsinnige Zeit- und Geldvergeudung angesehen. Die Ablehnung einer solchen trivialen Haltung des permanenten Konsums schafft vermehrt Freiheitsgrade und Zeit-Räume für sinnvolle Betätigungen – jenseits der geistlosen und akulturellen Freizeitbeschäftigung des „Shoppens“. Der pointierte Ausspruch von Goethe „Die einzige Todsünde ist die Zeitverschwendung“ findet in der Gesinnung des einfachen Lebens verstärkt Beachtung.
Das einfache Leben sieht sich als Antwort auf problematische, belastende gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen, wie zum Beispiel:
wirtschaftliche Probleme vor allem seit Mitte der 90er Jahre, sinnentleerter Konsumismus und Überkonsum, Umweltzerstörung, Arbeitsüberlastung, übermäßiger Stress, Zeitmangel und Alltagshetze, Überschuldung, Einkommensrückgang und Armut, Arbeitslosigkeit, künstlich geschürte Unzufriedenheit durch Werbung, Komplexität der modernen Welt, materialistisches Denken, sozialer Konkurrenzdruck, Ausbeutung, Reiz- und Informationsüberflutung durch Massenmedien, gestiegene Lebenshaltungskosten, etc.
„Drei Dinge erhalten das Herz jung: der Blick aufs Wasser, aufs Grün und in ein schönes Gesicht.“ Mohammed
Im einfachen und genügsamen Leben wird darauf geachtet, Besitz, Beziehungen, Waren, Dienstleistungen, Konsum, Konsumschulden und das eigene Verhalten in einem stringenten Reflexionsprozeß auf Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit zu prüfen. Die Fixierung des Menschen auf die Rolle als Konsument wird hinterfragt. Status- und Prestigestreben werden als hinderlich und belastend betrachtet, „Shopping“ als Unterhaltung oder Freizeitbeschäftigung wird vermieden. Der Unterschied zwischen reinem Begehren und echter Notwendigkeit wird beachtet. Ein grundlegendes Ziel ist dabei, aus prinzipiellen Erwägungen heraus weniger Dinge zu besitzen, um sich mit deren Anschaffung, Bezahlung und Pflege nicht aufzuhalten und unnötig zu belasten. Aus der Sichtweise des Einfachen Lebens ist es unvernünftig, Geld (Arbeitslohn) gegen wertvolle Lebenszeit einzutauschen, um Dinge in seinen Besitz zu bringen, die man nicht braucht, ein Übermaß an Besitz wird als Behinderung wahrgenommen. Wegen der daraus resultierenden, relativen Bedürfnislosigkeit ist auch ein Leben nahe am oder unter dem offiziellen Existenzminimum möglich. Religiöse oder spirituelle Rückbesinnung sowie eine ganzheitliche Weltsicht spielen eine Rolle, sind jedoch meist nur ein begleitendes Element.
Der Einfluss der Werbung wird sehr kritisch betrachtet. Werbung erzeugt danach in unserer Gesellschaft eine latente Unzufriedenheit auf hohem Niveau. Daraus entsteht im Menschen ein verzweifeltes Bemühen und Begehren, Glück und Erfüllung durch den Erwerb und Besitz von Dingen zu erlangen. Die Lust an immer neuem Konsum soll stimuliert werden, doch eine nachhaltige, innere Befriedigung bleibt aus. Im einfachen Leben versucht man, sich diesem durch Werbung künstlich geschürten, frustrierenden Kreislauf bewusst zu entziehen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die stärkere Konzentration auf eine unkomplizierte, naturnahe Ernährung, vorzugsweise aus frischen Basisrohprodukten. Statt der Verwendung industriell vorgefertigter Nahrungsmittel (z. B. Fertiggerichte) werden Speisen in wachsendem Umfang selber zubereitet. Dabei kommen Rohstoffe und Zutaten, wenn möglich, aus dem eigenen Garten. Viele Zubereitungsarten zeichnen sich dabei durch eine große Einfachheit und Unkompliziertheit aus. Viele, aber bei weitem nicht alle, einfach Lebenden bevorzugen eine vegetarisch ausgerichtete Ernährung.
„Alle Bewohner dieser Welt sind Nachbarn.“ Martin Luther King
Das einfache Leben stellt kein einheitliches Lebensschema oder festgefügtes Dogma dar, sondern führt, ganz im Gegenteil, zu äußerst unterschiedlichen, sehr individuellen Ausprägungen. Beispiele zeigen, dass die Spanne vom sog. „Total-Aussteiger“ bis zum lediglich konsumkritischen „Normalverbraucher“ reicht. Kennzeichnend ist dabei stets eine erhöhte Achtsamkeit und die genauere Beobachtung des eigenen (Konsum)-Verhaltens.
Während die Bewegung in den USA schon weit verbreitet und ihrerseits oft schon kommerzialisiert ist, beginnt sich dieser Trend und Lebensstil in Europa und den deutschsprachigen Ländern erst langsam zu verbreiten.
Auch Religionen sehen die Einfachheit als anzustrebendes Ziel oder als einzigen Weg zur Erfüllung. In der Bergpredigt (vgl. Matthäusevangelium Kapitel 6, Verse 19-33) beispielsweise fordert Jesus seine Jünger zur Sorglosigkeit in materiellen Dingen und zum Vertrauen auf Gott auf.
U.a. christliche Orden sehen einen einfachen Lebensstil als zentralen Bestandteil ihres Lebens an. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang insbesondere die Kartäuser, solche Orden, die nach Regel Benedikts leben (Benediktiner, Zisterzienser, Trappisten) mit ihrem Motto Bete und arbeite. und Bettelorden (Franziskaner, Kapuziner, Dominikaner). Frei sein von weltlichen Zwängen bedeutet für christliche Orden immer frei sein für den Gottesdienst und die Betrachtung (vacare Deo). Erwerbsarbeit, insbesondere körperliche Arbeit, gehört für christliche Orden zum Lebensprogramm, dem ein frommes Müßigsein nicht entspricht.
„An Habe gewinnen, heißt an Sein verlieren.“ Laotse
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„Man kann nur in überschaubaren, regionalen Bereichen ethisch handeln.“ H. Knoflacher
Autarkie, altgriechisch: „Selbstständigkeit“ im allgemeinen Sinne bedeutet, dass Gesellschaften oder Ökosysteme alles, was sie ver- oder gebrauchen, aus eigenen Ressourcen selbst erzeugen oder herstellen. Autark SEIN bedeutet selbst-genügsam-sein und findet sich auch in der Philosophie der Stoa, d.h. von der Umgebung unabhängig, sich selbst versorgend, auf niemanden angewiesen sein. Nach Aristoteles ist für ein Leben in Autarkie wichtig, dass man sich mit dem zufrieden gibt, was man erreichen kann. Der Weg ist dabei das Ziel.
Subsistenzwirtschaft muss im Gegensatz zur Autarkie nicht alles zur Lebenserhaltung aus eigenen Ressourcen bereitstellen. Die Subsistenz, lateinisch Subsistentia: „Bestand haben“ – eigentlich: Selbständigkeit, Durch-sich-Selbst bezeichnet ein philosophisches Konzept, bei dem sich das Bestehende aus sich selbst erhält. Insofern bildet „Subsistenz“ eine Einheit mit den Wörten Existenz, Konsistenz, Resistenz usw.
Subsistenz wird auch im Zusammenhang mit der Wirtschaftsform einfacher Gesellschaften, der Subsistenzwirtschaft verwendet, bei der in geschlossenen Systemen die wirtschaftliche Leistung auf die Deckung des Eigenbedarfs ausgerichtet ist und die in der Regel in lokalen und regionalen Einheiten auf die Selbstversorgung und Erarbeitung des Lebensunterhaltes ausgerichtet ist. Der Aspekt der Vernetzung spielt eine wichtige Rolle.
So gut wie fehlender Handel ist weniger einem Mangel an Vermarktungsmöglichkeiten zuzuschreiben, als vielmehr einem Wertemodell, in dem das Ziel von Produktion nicht in Geld bzw. Kapital liegt, sondern in der Versorgung mit allem Lebensnotwendigen an sich.
In Europa bestand bis ins 19. Jahrhundert hinein meist Subsistenzwirtschaft. Ihr Niedergang begann mit der Industrialisierung der Produktions- und Arbeitsverhältnisse. Während des Kolonialismus wurde die Teilnahme an der Geldwirtschaft häufig durch die Erhebung von Kopfsteuern erzwungen. Die Bauern mussten arbeiten gehen, um die Kopfsteuern zahlen zu können. Zusätzlich wurden sie zur Zwangsarbeit gezwungen, so dass sie den Anbau der für ihre eigene Ernährung bestimmten Felder vernachlässigen mussten.
Auf der Suche nach Alternativen zu den zerstörerischen, wachstumsorientierten Wirtschaftsweisen des Kapitalismus und des Sozialismus wurden Subsistenzansätze seit den 1960er Jahren weltweit wieder populärer.
„Die besten Reformer, die die Welt je gesehen hat, sind jene, die bei sich selbst anfangen.“ George Bernard Shaw
Die natürliche und ursprüngliche Selbstversorgung bezeichnet also eine autonome, also von anderen Personen oder Institutionen weitgehend unabhängige Lebensführung. Im ökonomischen Sinne spricht man von Selbstversorgung, wenn sich Menschen die materiellen Grundlagen und Bedürfnisse des täglichen Lebens, wie Essen, Trinken, Wohnen etc. zu einem großen Teil selbst erschaffen und nicht nur auf die im Markt angebotenen Produkte zurückgreifen müssen. Dies betrifft insbesondere den Selbstanbau und die Herstellung von Lebensmitteln und Konserven sowie Gebrauchsgegenständen aller Art. Ein bekannter Selbstversorger ist der Engländer John Seymour, der mit seinen Büchern in den 1970er Jahren eine weltweite Selbstversorgungsbewegung ausgelöst hat und noch heute vielen Menschen als Vorbild für eine unabhängige Lebensführung dient.
Bekannt wurde vor allem die Aussteigerkommune auf dem Monte Verità (Berg der Wahrheit) 1900 – 1920 bei Ascona im Schweizer Kanton Tessin. Hier bildete sich der Sitz einer lebensreformerischen, vegetarischen Künstlerkolonie, die heute als Wiege der Alternativbewegung gilt. In ihr sammelte sich der Widerstand gegen die patriarchale militaristische Kultur und Gesellschaft der Zeit. Monte Verità wurde ein Zentrum neuer Bewegungen wie Lebensreform, Pazifismus, Anarchismus, Theosophie, Anthroposophie, Psychoanalyse, östliche Weisheit, Ausdruckstanz. Zugleich war der Monte Verità eine Zitadelle des politischen Widerstands gegen die autoritären und chauvinistischen Regime des 20. Jahrhunderts.
Gründer dieser Kolonie waren die Brüder Karl (1875-1920) und Gustav Arthur Gräser (1879-1958) zusammen mit Henri Oedenkoven (1875-1935) und Ida Hofmann (1864-1926). Man war von der Überzeugung beseelt, eine Veränderung der Welt durch die Änderung des eigenen Lebens bewirken zu können. Während die Brüder Gräser eine Liebeskommune anstrebten, eine Freistatt für Aussteiger, setzten Oedenkoven und Hofmann auf eine wirtschaftlich rentierende Naturheilanstalt. 1920 wurde die Naturheilanstalt wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit aufgegeben. Der „Berg der Wahrheit“ geriet in Vergessenheit, aber die Impulse wirken jedoch, vor Allem seit der „Wiederentdeckung“ in den 70er Jahren weiter in den Umwelt-, Friedens- und Frauenbewegungen der Gegenwart.
„Die leisen Kräfte sind es, die das Leben tragen.“ Romano Guardini
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Ebenfalls manchen bekannt ist die nördlich von Berlin in Oranienburg liegende, ursprünglich vegetarisch orientierte Siedlung Eden. Sie wurde 1893 noch vor dem Monte Verita unter dem ursprünglichen Namen Vegetarische Obstbau-Kolonie Eden von 18 Lebensreformern gegründet. Der Name „Eden“ wird in bewusster Anlehnung an den biblischen Garten Eden gewählt, um damit ein großstadtfernes, natürliches Leben auf gemeinsamen Boden als Ziel der Genossenschaft zum Ausdruck zu bringen. Das von Wiese und Buschwerk bewachsene Gelände wird vermessen und in Heimstätten von je 2.800 qm aufgeteilt. In der ersten Ausbaustufe entstehen so 80 Gärten.
1895 erfolgt die Gründung der Oranienburger Bau- und Kreditgesellschaft mbH, bis zum Jahr 1914 werden etwa 90 kleine und größere Einfamilienhäuser aus Holz, im Block- oder Fachwerkhausstil oder in massiver Bauweise mit roten Ziegeldächern errichtet. Die angelegten Gärten zeigen sich bereits 1898 so ertragreich, sodass die Herstellung von naturreinen Säften, Marmeladen und Fruchtmusen „ohne chemische Konservierung“! aufgenommen werden konnte.
1900 geht die kleine Siedlung Eden mit 15.000 Obstbäumen, 50.000 Beerensträuchern, 3.000 Haselnusssträuchern, 200.000 Erdbeerpflanzen und 20.000 Rhabarberstauden in das 20. Jahrhundert. Die Obstverwertung geht 1903 in die Hand der Genossenschaft über und wird ständig weiter ausgebaut. Die sich auch mit Hilfe von Eden gegründeten Reformhäuser sichern den Absatz der Produkte mit dem Namen „Eden“ in ganz Deutschland. 1908 wird die Edener Kraftnahrung „Gesunde Kraft“ von Fritz Kiel in die Produktion übernommen, die von Friedrich Landmann entwickelte erste rein pflanzliche Margarine unter dem Begriff „Eden-Reformbutter“ auf dem Markt eingeführt.
Der deutsch-argentinische Kaufmann und Sozialreformer Silvio Gesell lebt 1911 – 1916 als Mitglied der Genossenschaft in Eden. In der „Natürlichen Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld“ sieht er Grundlagen für eine freiheitliche Alternative zu den instabilen und friedlosen Systemen des Kapitalismus und Kommunismus. Nach Aufenthalten in der Schweiz, in München und Argentinien zieht er 1927 noch einmal in die Genossenschaftssiedlung und stirbt hier im Jahr 1930.
Als neues Produkt wird 1931 Sauerkrautsaft und EDEN-Frischkost-Sauerkraut hergestellt und verstärkt den Namen EDEN. Den Höhepunkt der Edener Geschichte bildet der 1932 in Eden stattfindende 8. Internationale Vegetarier-Kongress. Er bringt die weltweite Anerkennung der Edener Bestrebungen für ein gesundes und sozial motiviertes Leben in kleiner Gemeinschaft. Ab 1933 wurden die Edener weitgehend geduldet, ab 1939 mit Kriegbeginn verschlechterte sich jedoch die Situation, 1949 wurde die Siedlung in das Planwirtschaftssystem der DDR eingebunden und 1972 als „volkseigener Betrieb“ vom Staat übernommen. Erst mit Wegfall der Grenze kann seit den 90er Jahren nun Neues entstehen…
„Das ist aller Gastfreundschaft tiefer Sinn, dass einer dem anderen Rast gebe auf dem Weg nach dem ewigen Zuhause.“ Romano Guardini
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Lebensreform ist der Oberbegriff für verschiedene seit Mitte des 19. Jahrhunderts von Deutschland und der Schweiz ausgehende Reformbewegungen, deren gemeinsames Merkmal die Kritik an Industrialisierung und Urbanisierung war und das Leitmotto „Zurück zur Natur“. Die einzelnen Bewegungen entstanden als Reaktion auf Entwicklungen der Moderne, die sie bereits damals nicht als Fortschritt, sondern als Verfallserscheinungen ansahen. Wesentlich für ihre Entstehung war die Befürchtung, dass die moderne Gesellschaft beim Einzelnen zu Zivilisationsschäden und Krankheiten führe, die durch eine Rückkehr zu naturgemäßer Lebensweise vermieden und geheilt werden könnten.
Vertreter der Lebensreform propagierten eine naturnahe Lebensweise, Ökologische Landwirtschaft, Vegetarismus, Reformkleidung, Naturheilverfahren etc. und reagierten damit auf die aus ihrer Sicht negativen Folgen der gesellschaftlichen Veränderungen im 19. Jahrhundert. Auch die Reformhäuser entstanden auf Initiative von Lebensreformern.
In geistiger Hinsicht wandte sich die Lebensreform neuen religiösen und spirituellen Anschauungen zu, unter anderem Theosophie, Mazdaznan und Yoga. Die Lebensreform war eine hauptsächlich bürgerlich dominierte Bewegung, an der auch viele Frauen teilnahmen. In der Körperkultur ging es darum, unter dem Eindruck von Industrialisierung und Verstädterung den Menschen viel frische Luft und Sonne zu verschaffen.
Einige Bereiche der Lebensreformbewegung, wie z. B. die Naturheilkunde oder der Vegetarismus waren in Vereinen organisiert und erfuhren regen Zulauf, was sich in den Mitgliederzahlen widerspiegelt.
Die Grundgedanken der Naturheilkundebewegung des 19. Jahrhunderts stammen von Jean-Jacques Rousseau, der seinen Erziehungsroman „Emil oder über die Erziehung“ 1762 mit dem Satz einleitete: „Alles, was aus den Händen des Schöpfers kommt, ist gut; alles entartet unter den Händen des Menschen“. Er forderte eine Rückkehr zu naturgemäßer Lebensweise, postulierte eine körpereigene „Naturkraft“, die durch Abhärtung zu fördern sei und lehnte Medikamente ab.
Als erste Vertreter der Naturheilbewegung gelten Vinzenz Prießnitz und Johannes Schroth. Wesentliches Merkmal der entstehenden Naturheilkunde war die Überzeugung, dass der Körper über Selbstheilungskräfte verfüge, die lediglich angeregt und unterstützt werden müssten. Diese Ansicht ging auf Paracelsus zurück. Der bekannteste Naturheiler des 19. Jahrhunderts war Sebastian Kneipp.
Im deutschen Sprachraum wurden so genannte Naturheilanstalten gegründet. 1891 waren 131 davon im Dachverband der Naturheilvereine organisiert. 1883 wurde der Deutsche Verein für Naturheilkunde und für volksverständliche Gesundheitspflege gegründet. Nach 1933 wurde die „Deutsche Lebensreform-Bewegung“ gleichgeschaltet und ging in der Reichsarbeitsgemeinschaft der Verbände für naturgemäße Lebens- und Heilweise der NSDAP auf.
Im Umfeld der Lebensreform-Bewegungen gab es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland mehrere Ansätze zu einer Reform der Kleidung. Bei den Reformansätzen der Frauenkleidung ging es vor allem um die Abschaffung des Korsetts, die nicht nur von Frauenrechtlerinnen, sondern auch von einigen Medizinern nachdrücklich gefordert wurde. Auch die FKK-Bewegung entstand als Teil der Lebensreform-Bewegungen. Der Schweizer Arnold Rikli gründete bereits 1853 eine „Sonnenheilanstalt“ und verordnete seinen Patienten „Lichtbäder“ ohne jede Bekleidung. 1906 gab es in Deutschland 105 so genannte Luftbäder. Gefördert wurde die Nacktkultur auch durch die sozialreformerische Wandervogel-Bewegung, die damit sportliche Aktivitäten verband.
„Im Freien werde ich freier denken können.“ Heinrich von Kleist
„Laß durch nichts in der Welt dich binden als durch deine höchste innere Wahrheit.“ Emma Herwegh
Ein weiterer Teilbereich der Lebensreform war die Ernährungsreform, die in engem Zusammenhang mit Ideen der Naturheilkunde entstand. Die führenden Vertreter von Ernährungsreformen waren Mediziner, die die moderne Zivilisationskost als Hauptursache für viele Krankheiten ansahen. Nur möglichst naturbelassene Lebensmittel sind wirklich gesund. Es gab keine einheitliche Theorie zur Ernährung, gemeinsam war den Ernährungskonzepten der Reformer aber der weitgehende Verzicht auf Fleisch, die Betonung von Rohkost und Vollkornprodukten und die Ablehnung von Genussmitteln wie Tabak, Kaffee, Alkohol, aber auch von Zucker und starken Gewürzen.
Die Ansichten der Ernährungsreformer standen im Widerspruch zu den Theorien der Ernährungswissenschaft des späten 19. Jahrhunderts, die tierisches Protein als wichtigsten Energielieferanten der menschlichen Ernährung ansahen. Die Bedeutung der Vitamine war noch unbekannt. Eine Reihe heute bekannter Ernährungslehren, die als Alternative Ernährung bezeichnet werden, hat ihren Ursprung in dieser Bewegung.
Der Vegetarismus entwickelte sich zu einer eigenständigen Bewegung, die sich auch vereinsmäßig organisierte. Ein wichtiger Vertreter war Gustav Struve, dessen Buch „Pflanzenkost - Die Grundlage einer neuen Weltanschauung“ 1869 erschien. Der Pfarrer Eduard Baltzer hatte 1867 in Nordhausen den ersten Verein für naturgemäße Lebensweise gegründet, der sich in der Folgezeit vor allem der Ernährung widmete. 1892 entstand der Deutscher Vegetarierbund mit Sitz in Leipzig. 1912 gab es 25 deutsche Vegetariervereine mit rund 5000 Mitgliedern.
Eine Sonderform der Landkommunen waren die Künstlerkolonien, zum Beispiel die Künstlerkolonie Worpswede um Paula Modersohn-Becker oder in Höllriegelskreuth um Karl Wilhelm Diefenbach.
„Lebe einzeln und frei wie ein Baum und brüderlich wie ein Wald.“ Unbekannt
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Der 1925 in Bern in gutbürgerlichen Verhältnissen geborene Franz Karl Rödelberger überraschte bereits als Kleinkind seine Eltern mit dem Wunsch: Ich will Bauer werden! (Aus einem Nachruf:)
Diesen Entschluß hat er gegen alle Widerstände, die das Elternhaus und das Leben bieten kann, auf seine Art in die Tat umgesetzt. Zeitlebens stand er im Kampf mit sich selbst und seiner Mitwelt. Das beherzigt auch sein »Lehrsatz«: »Beachte sorgfältig, was die anderen machen, und tue dann das Gegenteil.«
Er durchlief eine landwirtschaftliche Ausbildung mit Lehre und Landwirtschafts- und Obstbauschule und lernte, während er in Staatsdiensten war, die Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise und mit ihr die Anthroposophie kennen. Nach Lehr- und Wanderjahren, einer Hofpachtung im Elsaß und auf dem Engelberg unweit Stuttgarts zog er 1969 auf den Goldenhof im Hochschwarzwald und gründete dort die »Freie Landbauschule Goldenhof«. Auf 1.000 Metern Höhe, auf steinigem, unwegsamem Gelände schuf er sich eine Arbeitsstätte, die seinem Ideal und seinem unbeugsamen Willen entsprach. Mit Pferdezug, Handarbeit und selbsterdachten und -erprobten Methoden im Umgang mit Boden, Pflanzen und Tieren wurde er lehrendes Vorbild vieler junger Menschen. Wortgewandt vertrat er seine Standpunkte in der Öffentlichkeit, sein Buch »Boden-los« legt Zeugnis seiner kämpferischen Seele ab. Er war von manchem geschmäht, von manchem bewundert, von vielen aber geachtet, von denjenigen, die hinter der Unbedingtheit und Schroffheit seines Wesens die Verletzlichkeit und Zartheit eines geistig strebenden Menschen erkannten.
„Selbstbewusstsein ermöglicht, sich nur durch sich selbst und nicht durch sein Tun oder einen anderen Menschen zu definieren.“ Brunhilde Miehe
John Seymour (1914 - 2004) war ein britischer Agrarwissenschaftler, Farmer, Tierarzt, Reporter, Selbstversorger und Autor. Er war ein Abenteurer mit vielen Berufen auf der ganzen Welt, der mit als Pionier der modernen Selbstversorger und seinen Büchern und Kursen zu diesem Thema weltberühmt wurde.
John Seymour verbrachte in England seine Kindheit, als „schwieriger Schüler“ machte er einige Schulwechsel durch und kam schließlich in der Schweiz auf ein Internat. Später begann er auf dem College Agrarwissenschaft zu studieren. Doch er erkannte bald, dass er direkt in der Natur arbeiten wollte, und so zog er nach der Arbeit auf verschiedenen Bauernhöfen mit 20 Jahren nach Afrika, um dort als Farmer zu arbeiten und zu reisen. Unter anderem arbeitete er auch in einer Kupfermine und als Tierarzt im Busch, während des Krieges wurde er eingezogen.
Nach Kriegsende kehrte John Seymour zurück nach England und half beim Wiederaufbau. Durch seine Arbeit bei der BBC bekam er einen Reportage-Auftrag in Indien, danach ging er wieder nach Afrika. Nach seiner Heimkehr lebte er mit seiner Frau mehrere Jahre auf einem Segelschiff. Als das zweite Kind geboren wurde, zog die Familie 1957 in eine alte abgelegene Farm und begann, ausschließlich von ihren eigenen Erzeugnissen zu leben, das war die Geburtsstunde der Idee der Selbstversorgung.
Nach einigen Jahren zogen die Seymours nach Wales auf die Farm Fachongle Isaf, hier schrieb John Seymour seine weltberühmten Bücher. Vor allem in den 70er Jahren gab es kaum einen Ökologen, der sie nicht gelesen hatte. 1981 wurde der Hof dem Ehepaar zu groß, sie überließen ihn ihren Kindern und zogen nach Irland, wo weitere Bücher entstanden. Bis heute werden dort auch die beliebten Selbstversorgerkurse angeboten.
“Wenn morgen die übrige Welt in die Luft gehen sollte, könnten wir hier glücklich weiterleben und würden kaum einen Unterschied merken” sagte John Seymour gern. In den 70er Jahren wurde er mit seinen Büchern »Das große Buch vom Leben auf dem Lande« und »Selbstversorgung aus dem Garten« weltberühmt. Das Ideal eines nachhaltigen Lebens faszinierte die Menschen überall auf der Welt, besonders aber in den Industriestaaten. Der Autor traf mit seiner Lebenseinstellung den Nerv der Zeit: den Wunsch nach einem erfüllten Leben ohne Industriegesellschaft.
In seinen Büchern beschreibt John Seymour anschaulich und auch für Laien leicht zugänglich, wie man ein kleines Grundstück oder einen großen Hof so betreiben kann, dass ein möglichst geschlossener und gesunder natürlicher Kreislauf entsteht. Wiederverwertung und Nachhaltigkeit sind die Schwerpunkte seiner Lebensweise. Keine Monokulturen oder Überproduktionen einzelner Lebensmittel, ausgeglichene Verhältnisse, Tauschkultur innerhalb der Nachbarschaft und ein stabiles System im Einklang mit der Natur.
„Das Gute liegt allein darin, dem Wirken der Natur zu folgen.“ Mong Dsi
„Mit jedem Eingriff in die Natur trifft man auch sich selbst.“ Frederic Vester
„Die wirksamste Art, Erkenntnisse zu verbreiten, ist nach ihnen zu leben.“ Erwin Strittmatter
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Ebenfalls in Großbritannien besteht ein hochinteressantes Projekt mit der spirituellen Gemeinschaft Findhorn Foundation (Findhorngemeinde), die ihren Sitz auf einer Halbinsel bei der Findhornbucht im Nordosten Schottlands in der Nähe der gleichnamigen Ortschaft hat. Begründer der Gemeinschaft Anfang der 1960er-Jahre sind das Hotelierehepaar Peter und Eileen Caddy sowie Dorothy McLean. Sie war eine der ersten Gemeinschaften, die im Verlauf des New Age-Zeitalters entstanden.
Als Nichtstaatliche Organisation ist sie im Department of Public Information bei den Vereinten Nationen registriert und wird regelmäßig zu entsprechenden Sitzungen eingeladen. Die Foundation ist Teil eines weltweit wachsenden Ökodorf- und Nachhaltigkeits-Projektes mit der Unterstützung der Vereinten Nationen.
Aufgrund einer spirituellen Botschaft begann Peter Caddy an der unwirtlichen Küste Nordschottlands auf dem unfruchtbaren Boden einen Garten anzulegen. Was zunächst wie ein aussichtsloses Unternehmen erschien, entwickelte sich in nur wenigen Jahren zu einem Erfolg, der Besucher aus aller Welt anzog. Sie kamen, um ein Wunder zu bestaunen: 40 Pfund schwere Kohlköpfe und 2,5 m hohe Fingerhut-Pflanzen. Dieser Erfolg war nicht nur ein Triumph für den biologischen Gartenbau. Vielmehr war dies das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit spirituellen Wesen, den „Devas“. Dies zog allmählich Menschen an, die sich zu den spirituellen Idealen hingezogen fühlten, die diesen Garten hervorgebracht hatten. Daraus entwickelte sich schließlich die Findhorn-Gemeinde.
Von ihren Begründern wird die Gemeinschaft als „spirituelle Gemeinde im Nordosten Schottlands“ bezeichnet, „die auf dem Glauben der Einheit allen Lebens basiert. Heute leben über 300 Menschen verschiedenen Alters und verschiedener Nationalitäten in der Gemeinschaft. Wir betrachten es als unsere Aufgabe als menschliche Rasse, das Verständnis der menschlichen Vollkommenheit und unserer Beziehung zur Natur und anderen Bewusstseinsdimensionen zu vertiefen. Damit tragen wir dazu bei, dass sich die Menschlichkeit auf der Erde verbreiten kann.« Findhorn steht mit über 2000 anderen Kommunen in der ganzen Welt in Verbindung. Jährlich kommen über 4000 Besucher nach Findhorn, die dort Gruppenveranstaltungen besuchen können. Die Gemeinde gibt die Zeitschrift „Onearth“ heraus, in der sich die Ideale und die Richtlinien widerspiegeln, wie das neue Bewusstsein verbreitet wird. Eine ausführliche Selbstdarstellung gibt die Kommune in ihrem Buch „Leben in Findhorn“. Paul Hawken beschreibt die Geschichte und die Entwicklung dieses magischen Gartens in seinem Buch „Der Zauber von Findhorn“.
„Wer infrage stellt, findet möglicherweise neue Antworten.“ Helmut Peters
"Die Moral ist immer die letzte Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen." Oscar Wilde
In Österreich gibt es den 1942 geborenen „Agrarrebell“ Sepp Holzer: Schon als Kind zeigte Sepp ein außergewöhnliches Interesse an allen möglichen biologischen Vorgängen und führte Keim- und Pflanzexperimente durch, zunächst in den Pflanztrögen seiner Mutter, später im „Beißwurmboanling“, einem extrem steilen und daher brachliegenden Geländestreifen des elterlichen Hofes. Diese Versuche, gekoppelt mit seiner genauen Beobachtungsgabe, vermittelten ihm schon in jungen Jahren wertvolle Einblicke in ökologische Zusammenhänge. 1962 übernahm Holzer den elterlichen Hof. Wie er 2002 schrieb, führte die Anwendung seines Schulwissens zu schweren Rückschlägen bei der Bewirtschaftung des Anwesens. Folglich begann er, ausgehend von seinen viel erfolgreicheren Kindheitserfahrungen, eine pflegeleichte und naturnahe Anbaumethode zu entwickeln. Mit vielen innovativen Ideen, aber auch alten Methoden, wie Terrassenbau, Hügel- und Hochbeeten, dem Halten gefährdeter Nutztierrassen und dem Schutz bedrohter Alpen- und Kulturpflanzen, hat er die Holzer'sche Permakultur für den alpinen Bereich immer weiter entwickelt und dabei in vielen Bereichen erstaunliche Ergebnisse erzielen können.
Eine prägende Erfahrung war die jahrelange Auseinandersetzung mit den Behörden, welche seine Form des Wirtschaftens aktiv behinderten. Seine Ideen standen in krassem Widerspruch zu den Empfehlungen und behördlichen Auflagen, und er ließ sich in viele langjährige Prozesse bis zu Höchstgerichten ein.
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"Der Mensch ist Teil der Natur, jedes Tier und jede Pflanze ist beseelt. Und je weniger wir das begreifen und zulassen, desto mehr verirren wir uns." Wolf-Dieter Storl
Ebenfalls 1942 geboren wurde der deutsche Kulturanthropologe und Ethnobotaniker Dr. phil. Wolf-Dieter Storl. 1954 wanderten seine Eltern mit ihm aus Sachsen nach Amerika (Ohio) aus, wo er die meiste Zeit in der Waldwildnis verbrachte. Nach Grundschule und High School wollte er sich den Pflanzen widmen, schrieb sich als Botanikstudent an der Ohio State University ein, wechselte aber, vom Laborbetrieb angeödet, bald zur Völkerkunde (Anthropology).
„Und da kamen die Zweifel an der Wissenschaft: Für mich kommt alles, was nicht durchlebt und mit dem ganzen Wesen erfahren wird, der Gefahr nahe, ein Abstraktion zu werden. So hat unsere Zivilisation ganze Berge von Wissen angehäuft, elektronisch verwaltet, aber dabei geht das tiefere Verstehen verloren.“
Die Abkehr von der Wissenschaft ging schleichend weiter, vor allem auch, weil sich Storl während der Feldforschung bei Naturvölkern "wie ein Spion vorkam." Mit ganz realem Hintergrund, weil politische Systeme die Aufzeichnungen von Ethnologen auch für ruchlose Taten verwendeten. Das Wissen über einen Stamm im brasilianischen Urwald und das Wissen, wie man ihn sich zu Freunden macht, führte zur gezielten Ausrottung dieser Menschen mit extra eingeschleusten Krankheitserregern. Denn waren die Indios erst ausgerottet konnte man den Wald roden.
„Im Freien werde ich freier denken können.“ Heinrich von Kleist
„Wir lösen keine Verwirrung ohne die Wahrheit.“ Kurt Guggenheim
„Jede Freiheit ist Verbundenheit.“ Oswald Spengler
Nach dem Abschluss wurde er Assistent, dann Vollzeitdozent für Soziologie und Anthropologie an der Kent State University (Ohio). 1974 promovierte er zum Doktor der Ethnologie in Bern, Schweiz. Es folgten Lehrstellen am Institute for International Studies (Wien), am Rogue College (Oregon), am Seminaire pour la Formation de Socio-Therapeutes (Genf), als Gastdozent an der Universität Bern, als Visiting Scholar an der Benares Hindu University, als Lehrbeauftragter am Sheridan College (Wyoming).
Es zog ihn immer wieder in ferne Länder, wo ihn besonders der Umgang der verschiedenen Kulturen mit der Natur interessierte. Die Reisen, sowie ethnographische und ethnobotanische Feldforschungen - in einer traditionellen Spiritistensiedlung in Ohio, in einer Camphill-Commune südlich von Genf, bei alteingesessenen Bauern im Emmental, bei Medizinmännern der Northern Cheyenne, bei Shiva Sadhus in Indien und Nepal - prägten sein Denken und fanden ihren Niederschlag in zahlreichen späteren Publikationen.
Das erste deutschsprachige Buch, "Der Garten als Mikrokosmos" (seit 2001 als veränderte Neuauflage "Der Kosmos im Garten"), eine "Blütenlese" seiner intensiven fünfjährigen Erfahrung als biodynamischer Gärtner, erschien 1984.
"... Wir können mit der gesamten Schöpfung sprechen - mit den Bäumen, den Steinen, dem Wind und den Vögeln. Die Erde warnt uns vor jeder Veränderung. Die Tiere spüren sie und werden unruhig. Aber viele Menschen halten die Erde für tote Materie. Das ist ein entscheidender Fehler, denn sie lebt. – Noch ..." Sun Bear Chippewa-Medizinmann
Gärtnern, aber noch mehr die wilde, ursprüngliche Natur, die Wildpflanzen und Tiere, waren immer schon eine Quelle der Inspiration für ihn und formten seine Lebensphilosophie. Von den Cheyenne und anderen traditionellen Völkern in Asien und Afrika, sowie von den Überlieferungen und Erzählungen europäischer Bauern und Kräuterkundigen, erfuhr er viel über das Wesen der Pflanzen, über ihre "spirituellen" Dimensionen. Pflanzen sind für ihn nicht nur botanische Gegenstände, sondern haben, durch ihre Wechselbeziehung mit den Menschen, auch eine kulturelle, sprachliche, heilkundliche und mythologische Identität. Die traditionelle Pflanzenheilkunde der indigenen europäischen Waldvölker, der Kelten, Germanen und Slawen sowie des frühchristlichen Mittelalters, sind gegenwärtig sein Hauptinteressensgebiete. Diese Forschungen machen den Inhalt des Großteils seiner Bücher aus. Später kommen dann noch eher autobiographische Bücher hinzu, etwa 2005, "Ich bin ein Teil des Waldes". Seit 1988 lebt er mit seiner Familie im Allgäu, streift durch die Wälder, gärtnert, schreibt Bücher und bietet Seminare an.
"Die Menschheit hat nur noch eine Chance: den harmonischen Dialog mit der Erde und dem Kosmos, die Kommunikation mit anderen Daseinsebenen - zur Rückkehr in die Resonanz mit der Natur, zur Rückkehr in die Einheit, zur Rückkehr in die Harmonie mit der Schöpfung. Wir müssen die magische Welt wieder entdecken, die Welt des Zwischenhirns, der Intuition, der Liebe, der Phantasie und Kreativität." Rolf Griesheim
Wolf-Dieter Storl appelliert an den Menschenverstand und an die menschliche Seele. "Die Seele ist keine Funktion des Gehirns, sie speichert Erlebnisse im Körper. Ich kann das nicht beweisen, aber ich erlebe das im intensiven Umgang mit Tieren, Pflanzen und mit mir selbst."
Storl hat selbst erfahren, wie eine Heilpflanze Kontakt zu dem Menschen aufnimmt, der sie gerade braucht. Die materialistisch geprägte Zivilisation und besonders die moderne Naturwissenschaft tun sich indes schwer mit dem Gedanken, dass die Natur beseelt sein könnte. Je mehr Storl über die Beziehung der Indianer zu den Pflanzen erfuhr, desto schmerzlicher wurde ihm bewusst, wie weit er sich als Wissenschaftler von der Natur entfernt hatte.
Heil sein bedeutet auch, in Verbundenheit mit der Gegend zu leben, nicht abgetrennt von ihr. Ihm sei nicht daran gelegen, indianische Rituale nach Europa zu verfrachten. ´Unsere Pflanzen und Riten gehören nach Amerika, hatte Bill Tall Bull damals betont. ´Suche bei euch. Frage die Pflanzen, frage die Tiere. Überdies gebe es ja durchaus eine heimische Tradition heilkundlichen Wissens: von Hildegard von Bingen über Sebastian Kneipp bis hin zu Maria Treben.
Zu viel religiöses oder esoterisches Vorwissen ist ohnehin hinderlich, wenn man mit dem Wesen der Pflanzen Kontakt aufnehmen will. Bei Meditationen in seinen Seminaren hat Storl festgestellt, dass sich gerade jene Menschen schwer tun, die Unmengen von esoterischen Büchern verschlungen haben. ´Der Geist muss leer werden, um sich dem Pflanzenwesen zu öffnen, erklärt er. ´Angelesene Vorstellungen über das, was bei einer Meditation geschehen sollte, erschweren eine wirkliche Verbindung zu den Wesenheiten. Solche Leute fantasieren alles Mögliche hinzu und erfahren in Wirklichkeit nichts. ...
"Glaubet den Lehrern nicht, glaubet den Büchern nicht, glaubet auch mir nicht - glaubet nur das, was ihr selbst sorgfältig geprüft und als euch und anderen zum Wohle erkannt habt." Buddha
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27. Suche, Finde und gehe Deinen Weg ...
Desiderata - “Die Lebensregel von Baltimore”:
“Geh deinen Weg gelassen im Lärm und in der Hektik dieser Zeit, und behalte im Sinn den Frieden, der in der Stille wohnt. Bemühe dich, mit allen Menschen auszukommen, soweit es dir möglich ist, ohne dich selbst aufzugeben. Sprich das, was du als wahr erkannt hast, gelassen und klar aus, und höre anderen Menschen zu, auch den Langweiligen und Unwissenden, denn auch sie haben etwas zu sagen.
Meide aufdringliche und aggressive Menschen, denn sie sind ein Ärgernis für den Geist. Vergleiche dich nicht mit anderen, damit du nicht eitel oder bitter wirst, denn es wird immer Menschen geben, die größer sind als du, und Menschen, die geringer sind. Erfreue dich an dem, was du schon erreicht hast, wie auch deinen Plänen.
Bleibe an deinem beruflichen Fortkommen interessiert, wie bescheiden es auch sein mag; es ist ein echter Besitz in den Wechselfällen der Zeit. Sei vorsichtig in deinen geschäftlichen Angelegenheiten, denn die Welt ist voller Trug. Laß dich jedoch nicht blind machen für die Tugend, die dir begegnet. Viele Menschen haben hohe Ideale, und wo du auch hinsiehst, ereignet sich im Leben Heldenhaftes.
Sei du selbst, und, was ganz wichtig ist, täusche keine Zuneigung vor. Hüte dich davor, der Liebe zynisch zu begegnen, denn trotz aller Dürreperioden und Enttäuschungen ist sie beständig wie das Gras.
Nimm den Rat, den dir die Lebensjahre geben, freundlich an, und laß mit Würde ab von dem, was zur Jugendzeit gehört. Stärke die Kraft deines Geistes, so daß sie dich schützt, wenn ein Schicksalsschlag dich trifft. Doch halte deine Phantasie im Zaum, damit sie dich nicht in Sorge versetzt. Viele Ängste wurzeln in Erschöpfung und Einsamkeit. Übe gesunde Selbstdisziplin, doch vor allem sei gut zu dir.
Du bist ein Kind des Universums, nicht weniger als die Bäume und die Sterne: Du hast ein Recht, da zu sein. Und ob es dir nun bewußt ist oder nicht: Ganz sicher entfaltet sich das Universum so, wie es ihm bestimmt ist.
Lebe daher in Frieden mit Gott, wie auch immer du ihn dir vorstellst. Und worauf du deine Anstrengungen auch richtest, was es auch ist, das du erstrebst, im lärmenden Durcheinander des Lebens, sei mit dir selbst im Reinen.
Trotz allen Trugs, aller Mühsal und aller zerbrochenen Träume ist die Welt doch wunderschön. Sei heiter. Strebe behutsam danach, glücklich zu sein.”
Ich denke, nach intensiver Beschäftigung mit den Aussagen und Informationen dieser Seite, die jedoch auch nur ein kleiner Ausschnitt sein kann, läßt sich klar erkennen, wo “das Ziel” liegt, wobei die Wege dorthin unterschiedlich und individuell sind. Jeder Mensch hat die Aufgabe und die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Nicht im “Außen”, sondern im Innen. “Wie innen, so außen” heißt es; dementsprechend spiegelt die Außenwelt unsere Innenwelt wider. Jeder kann sich und seine Rolle, die er auf dieser Erde spielt, bzw. glaubt, spielen zu müssen, hinterfragen, ändern und Konsequenzen ziehen. Jeder Mensch kann sich bewußt machen, welche Anteile er mitmacht, ausblendet, unterstützt, WAHRnimmt ... und dann seine eigene Verantwortung übernimmt.
Neben dem selbständigen Lesen und Verstehen(wollen) (= ver-inner-lichen!) besonderer Texte ist einerseits der Austausch mit anderen Menschen, die ebenso zunehmend erkennend human, ethisch, positiv, bzw. schon geheilt (heilig) leben, andererseits das “geh mal IN dich”, d.h. der Rückzug, das Alleinsein grundlegend wichtig, um weiterzukommen. Unsere Lebenszeit ist zu kostbar, um sie mit im Grunde unsinnigen, unnötigen und letztlich sich Selbst und Alles schädigenden Dingen zu vergeuden. Alleinsein ist eine grundlegende Voraussetzung, u.a. um zu reflektieren. Alleinsein wird heute als Einsamkeit negiert, ist durch die Mächtigen unerwünscht, damit keiner aus dem Rausch der Unruhe, Ablenkung, Konsum und Wirtschaft, Geschäftigkeit aufwacht und die Ego-bezogenen “Werte” hinterfragt.
Alleinsein heißt ursprünglich übersetzt: Mit dem “All Eins Sein”, d.h. nichts anderes, was u.a. durch Meditation, Kontemplation, Rückzug, Mystik gesucht wird und gefunden werden kann. Wahres Wissen, (Sich Selbst-) Erkennen, WAHRnehmen und wirkliches Lieben wird weder in der Schule noch im Alltag gelehrt, es wird unterdrückt und auch mehr oder weniger verboten, da es letztlich Alles hinterfragt; mit Alles ist hierbei nicht das “All” gemeint, sondern “Alles Menschengemachte”: Die (Macht-)strukturen, Gesetze, Verbote, Unterdrückung, Ausbeutung und Verblödung ...
Daher: Nimm dir Zeit, um zu leben; bzw. das Leben (wiederzu-)finden. Das “zivilisierte, moderne fort-schrittliche Leben” ist nicht das Leben! Das zeigt deutlich die Degeneration und vehemente Zunahme physischer wie psychischer Erkrankungen. Und auch die “Symptombekämpfungen” “helfen” nur scheinbar und oberflächlich, im Grunde führen sie weiter in den Teufelskreislauf des “Mensch”gemachten Wahnsinns. ...
Deinen Weg zu gehen heißt: Lesen, erfahren, deine Sinne gebrauchen: WAHRnehmen, Hinterfragen, Erkennen, Reflektieren, Austauschen, ... Begleitend helfen hierbei unten aufgeführte Literatur- und Linkhinweise, etc. und auch das Finden kompetenter Menschen, die dir etwa Meditation, Yoga, Tai Chi, Aikido, Qi Gong, Autogenes Training, etc. vermitteln. Hierbei gibt es sehr viele Möglichkeiten, achte allerdings immer auf das Ziel: Dich Selbst zu finden, nicht: dich zu beschäftigen, zu zerstreuen und damit weiterhin zu verlieren.
Wir haben alles IN uns Selbst (Selbst-bewußt-Sein), auch unseren “inneren Lehrer”. Solange du ihn nicht Selbst findest, da “er” durch all die jahrtausendealte Erziehung von, und Orientierung an religiösen wie weltlichen machtbezüglichen Äußerlichkeiten verschüttet ist, kannst du die Hilfe “äußerer Lehrer” suchen. Ein wirklicher Lehrer wird weder (viel) Geld verlangen, noch dich abhängig von irgendwelchen Führungsfiguren, Gruppen, Eliten, Symbolen, Ritualen, Gesetzen, Verhaltensregeln, etc. machen wollen, denn das führt dich letztlich weg von Dir! Sei ACHT-sam, denn nicht immer sind die lautesten und berühmtesten Lehrer wirkliche Lehrer! Eigentlich lehrt uns JEDE Begegnung und Erfahrung, die wir machen dürfen, bzw. müssen; denn “wie wir in den Wald rufen, so schallt es zurück”, wir ziehen das an, was wir ausstrahlen, bzw. womit wir in “Resonanz” gehen! Es ist immer die Frage der Tiefe unserer Wahr-nehmungs-fähigkeit und Interpretations-reflektionen. Daher laß dich nicht hektisch und laut “zumüllen”, sondern sei still, ruhig und Acht-sam! Gehe in die “Schule des Lebens”! Nicht um kindisch zu blödeln (fun, spaß, party, etc.), nicht um auf den tierischen Ebenen u.a. von “Gockeln und Hennen, Gorillas, Schweinen, Eseln oder Schlangen” sitzenzubleiben, und auch nicht, um mit ehr-geizigen stocksteifen ernsten Psychosen und Mienen irgendwelches Pseudowissen oder angebliche Heilslehren durchzusetzen (“Wer nicht für uns ist, ist gegen uns...”) Sei Acht-sam, erkenne dich Selbst - integriert in All-em.
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28. Links & Literatur:
Uli Hauser: Die Spiritualität der Mönche
Franz Alt: Der ökologische Jesus
Gosar / Bludorf: Vernetzte Intelligenz
Paul Brunton: Das Selbst und der Weltgeist / Das Überselbst
Jörg Starkmuth: Die Entstehung der Realität – Wie das Bewusstsein die Welt erschafft.
Arntz / Chasse / Vicente: Bleep – Quantenphysik (Buch zum Film) „What the bleep do we know“ – Ich weiß, dass ich nichts weiß www.bleep.de
Lothar Riedel: Entdecken, was uns glücklich macht
Meister Hsing Yun: Buddhas kleines Stundenbuch
Dalai Lama: Der Weg zur Freiheit / Den Geist erwecken / Der tibetische Buddhismus / etc.
Lynne McTaggart: Das Nullpunkt-Feld – Auf der Suche nach der kosmischen Ur-Energie
Klaus Jebens: Die Urkraft aus dem Universum
Doreen Virtne: Wie oben, so unten – Hermetik – Die sieben Gesetze des Lebens
www.weltreligionen-und-mystik.de
www.sufismus.de und www.sufiorden.de
www.anthonydemello.info
www.mentalpsychologie-netz.de
www.willigis-jaeger.de
„Wie im Himmel“ www.wie-im-himmel-derfilm.de
„Die Freiheit der Wahl“ – Ein Film über die Kraft des freien Willens. Als kostenlose DVD erhältlich unter: www.neue-impulse-treff.de
Sternbild - Blick dahinter www.allgeier-verlag.de
Visionen – Magazin für ganzheitliches Leben www.visionen.com www.sandila.de
GralsWelt - Zeitschrift für Geisteskultur und ganzheitliche Zusammenhänge www.gral.de
Esotera www.esotera.de
Connection spirit – Lebenskunst Weisheit Heilung www.connection.de
Tattva Viveka – Forum für Wissenschaft, Philosophie und spirituelle Kultur www.tattva-viveka.de
Rene Egli: Das Lola-prinzig – Die Vollkommenheit der Welt
Rhonda Byrne: The secret – Das Geheimnis
Khalil Gibran: Sämtliche Werke / Der Prophet
Jean-Pierre Dahdah: Khalil Gibran, eine Biographie
Rudolf Kaiser: Die Erde ist uns heilig – Reden indianischer Häuptlinge
Jolan Chang: Das Tao der Liebe
Shree Rajneesh: Die verborgene Harmonie – Fragmente des Heraklit
Jan van Helsing: Hände weg von diesem Buch!
Mary Lutyens: Krishnamurti
Alexander Gosztonyi: Die Welt der Reinkarnationslehre
Peter Lauster: Die Liebe – Psychologie eines Phänomens
Erich Fromm: Die Kunst des Liebens
Thorwald Dethlefsen: Schicksal als Chance
Hans J. Andersen: Polwende – Zeitenwende / aus der Reihe: Unsere Erde vor dem Umbruch
Shindai Sekiguchi: Was ist Zen?
Anne Bancroft: Zen
Walter Tritsch: Einführung in die Mystik
Hermann Meyer: Jeder bekommt den Partner, den er verdient – ob er will oder nicht! / und weitere
Dan Millman: Der Pfad des friedvollen Kriegers
Hermann Meyer: Die Gesetze des Schicksals
Peter Lauster: Lassen Sie der Seele Flügel wachsen
Paulo Coelho: Auf dem Jakobsweg / Der Alchimist / und weitere
James Redfield: Die Prophezeiungen von Celestine / Das Geheimnis von Shambhala
Lincoln / Baigent / Leigh: Der heilige Gral und seine Erben
Deepak Chopra: Das Buch der Geheimnisse
Eckhart Tolle: Jetzt – Die Kraft der Gegenwart
Fynn: Hallo, Mister Gott, hier spricht Anna
Sergio Bambaren: Der träumende Delphin
Klaus Horn: Die Erleuchtungsfalle – vom Sinn und Unsinn spiritueller Suche
Rüdiger Dahlke: Wage dein Leben jetzt!
Hoimar von Ditfurth: Wir sind nicht von dieser Welt / Kinder des Weltalls / und weitere
Hrsg. Walter Hinck: Erzählungen vom Leben auf dem Lande
H.D. Thoreau: Walden – oder Leben in den Wäldern
Hrsg. H.-R. Schwab: Einfach leben – Ein Lesebuch
Chistopher Markert: Yin Yang
Hans Ulrich: Von Meister Eckardt bis Carlos Castaneda
Kurt Tepperwein: Schicksal & Bestimmung
Lancelot Lengyel: Das gemeine Wissen der Kelten
Lichtfokus www.lichtfokus.de
Armando Dadò: Monte Verita – Berg der Wahrheit
Hermann Hesse: Siddharta / und weitere
Lucy Körner Verlag: spirituelle Märchenbücher / Johannes / Sarah / und weitere
Michael Ende: Momo
Astrid Lindgren: Die Brüder Löwenherz / Pippi Langstrumpf / Ronja / und weitere
Richard Bach: Die Möwe Jonathan / Illusionen
Antoine de Saint-Exupery: Der kleine Prinz
Manfred Ehmer: Die Weisheit des Westens – Mensch, Mythos und Geschichte
Stefan Brönnle: Das Haus als Spiegel der Seele
Petra Gehringer: Geomantie – Wege zur Ganzheit von Mensch und Erde
Martin Freksa: Das verlorene Atlantis
Marko Pogacnik: Die Erde Heilen / Die Landschaft der Göttin / Elementarwesen / Schule der Geomantie / und weitere
Hagia Chora Journal Forum für Geomantie www.geomantie.net
Betz & Riesner: Verschwörung um Qumran?
Manfred Dimde: Die Johannisverschwörung
Ziegler / Gruber: Das Ur-Evangelium
Monika Hauf: Der Mythos der Templer
Anton Mayer: Betroffen vom zensierten Jesus
Baigent / Leigh: Verschlusssache Jesus
Helmut Uhlig: Buddha und Jesus
Elaine Pagels: Das Geheimnis des fünften Evangeliums
Joan Mueller: Franziskus
Edmond Székely: Das Friedensevangelium der Essener
Karlheinz Deschner: Abermals krähte der Hahn – Eine kritische Kirchengeschichte / und weitere
Kyra Belán: Madonnenportraits
Michael Baigent: Die Gottesmacher – Die Wahrheit über Jesus von Nazareth und das geheime Erbe der Kirche
Frank Cross: Die antike Bibliothek von Qumran
Ruysbeek / Messing: Das Thomasevangelium – seine östliche Spiritualität
Marianne Fredriksson: Maria Magdalena
www.kirchenkritik.de
Stiftung zur Förderung des evolutionären Humanismus www.giordano-bruno-stiftung.de
Gabriel Casens: Die spirituelle Dimension der Ernährung
Franz Karl Rödelberger: Vom Reichtum des einfachen Lebens / Aufzeichnungen eines andersdenkenden Landwirts / und weitere
Barbara Ann Brennan: Licht-Arbeit – Das große Handbuch der Heilung
Harald Wiesendanger: Das große Buch vom geistigen Heilen
Dr.med. M.O. Bruker: Unsere Nahrung – unser Schicksal
Masaru Emoto: Die Botschaft des Wassers / Wasserkristalle
Rüdiger Dahlke: Krankheit als Weg – Deutung und Be-Deutung der Krankheitsbilder / Krankheit als Symbol – Der Körper als Spiegel der Seele
Wolf-Dieter Storl: Streifzüge am Rande Midgards / Kräuterkunde / Von Heilkräutern und Pflanzengottheiten / und weitere
Bio Das Magazin für die Gesundheit von Körper, Geist und Seele www.magazin-bio.de
Psychologie heute www.psychologie-heute.de
Natur & Heilen Zeitschrift für gesundes Leben www.naturundheilen.de
Schrot & Korn www.schrotundkorn.de (kostenlose Auslage in Bioläden)
EDEN-STIFTUNG zur Förderung naturnaher Lebenshaltung und Gesundheitspflege www.eden-stiftung.de
Mehr wissen – besser leben www.kent-depesche.com (Hier gibt’s auch u.a. den Film: Die Freiheit der Wahl) und www.neue-impulse-treff.de
Der Zauberer von Oz
Schweinchen Wilbur und seine Freunde
Ferdinand der Stier von Leaf & Lawson
Film: Into the wild – eine wahre Aussteigergeschichte
www.santmat.de
Ken Wilber: Integrale Spiritualität
www.erd-heilkräfte.de Tränkenschuh
Film: „Koyaanisqatsi“ (1983) – bedeutet soviel wie "Leben im Ungleichgewicht". (Hopi-Indianer)
www.rainbow-spirit.de
www.dalailamafilm.de
www.tibet-initiative.de
Film: Der Ring des Buddha (Dokumentation) Die wahre Geschichte von Toni Hagen in Nepal www.ringdesbuddha.de
www.neuer-humanismus.de – www.humanisten.ch
www.osho.de - www.oshotimes.de
www.dgh-ev.de Dachverband geistig Heilen
www.helfensteine.de Der besondere Platz am Dörnberg in Nordhessen: ganzheitliches Heilungs-Zentrum für Körper, Geist und Seele
Film: www.manafilm.de Alles kann dir Kraft geben. Wenn du daran glaubst.
Spirituelle Partei: www.die-violetten.de
Spirituelle Musik: www.silenzio.de
Zenmeister Thich Nhat Hanh: Sei liebevoll umarmt
Seminarzentrum Willigis Jäger www.benediktushof-holzkirchen.de
Pater Anselm Grün www.haus-benedikt.net
Suzan H. Wiegel: Die Botschaft der Kahunas. Mit dem uralten Wissen aus Hawaii ein glückliches Leben führen
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